Wenn Unternehmer von «Branding» sprechen, dann meinen sie damit den gezielten Aufbau und die aktive Weiterentwicklung einer Marke. Der Brand soll dank seiner Alleinstellungsmerkmale zum Aushängeschild der Firma werden. Wie dies gelingen kann, darüber wissen die Manager bestens Bescheid. Dazu, woher die Bezeichnung stammt, haben sie aber eventuell keine Erklärungen. Das Brandzeichen wird Pferden unauslöschlich auf den Körper geprägt. Die Kennzeichnung von Pferden mittels eines stark erhitzten Brandeisens hat eine lange Tradition und sorgt dafür, dass die Tiere eindeutig einer bestimmten Rasse, einem Zuchtgebiet, einem Gestüt oder dem Besitzer zugeordnet werden können.

Bereits lange bevor es Stutbücher oder Zuchtregister als amtliche Dokumente gab, wurden die Rassezugehörigkeit oder der Eigentümer eines Pferdes mittels eines Brandzeichens festgehalten. Das Brandzeichen ermöglichte zudem eine eindeutige Identifizierung der Tiere, etwa im Falle eines Diebstahls.

Den Fohlen werden die Brandzeichen meistens auf der linken Hinterhand im Falle von Rassebränden angebracht. Gestütsbrände hingegen können auf der rechten Hinterhand zu finden sein. Erwachsene Stuten, die im Stutbuch eingetragen werden, erhalten oft zusätzlich noch einen Nummernbrand am Hals oder auf der Sattellage. Bei den Lipizzanern prangt das L auf der Ganasche.

Die Brandzeichen haben oft die Erscheinungsform eines Wappens. Sehr bekannt sind etwa die beiden Elchschaufeln der Trakehner, das H mit den Pferdeköpfen der Hannoveraner oder das gekrönte O der Oldenburger. Schweizer Warmblutpferde tragen ein Kreuz, bei den Freibergern verfügt jede Genossenschaft über ihren eigenen Brand und bei den Einsiedlern prangt ein Rabe als Wappentier des Klosters mit einem E darin auf der Hinterhand.

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Ethisch vertretbar?

Bei jungen Einsiedlerpferden sucht man den Raben jedoch vergeblich auf dem Oberschenkel. «Die zunehmende Bedeutung des Tierschutzes und die 2011 eingeführte Pflicht, alle Fohlen mit einem Mikrochip zu markieren, haben dazu geführt, dass die Praxis des Brennens der Einsiedlerpferde aufgegeben wurde», ist auf der Website der Stiftung zur Förderung der Einsiedler Marstallzucht zu lesen. In diversen Studien konnte durch einen erhöhten Kortisolwert im Blut festgestellt werden, dass das Einbrennen des Brandzeichens mit Schmerzen verbunden ist. Da das Brandeisen sehr stark erhitzt ist, verbrennt die Haut bei der Berührung. An dieser Stelle bildet sich Narbengewebe, sodass gar kein Fell mehr nachwächst. Im Ethikbericht von Cofichev, dem Schweizer Rat und Observatorium der Pferdebranche wird die Tradition des Brennens kritisch analysiert. Das Fachgremium hält fest, dass sämtliche Methoden, die den Phänotyp verändern, also der Heissbrand oder auch eine Tätowierung, beim Pferd Stress und Schmerzen beim Anbringen und in den darauf-folgenden Tagen verursachen. Ihr kultureller Wert und ihr Mehrwert für den Wettbewerb seien unzureichend, um solche Praktiken zu legitimieren.

Sarah Camenisch, die Mediensprecherin des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, nimmt auf die Frage nach der Vertretbarkeit des Brennens folgendermassen Stellung: «Ein Heissbrand geht mit erheblichen Schmerzen einher. Ob der Heissbrand ethisch vertretbar ist beziehungsweise gesetzlich geregelt werden soll, entscheidet der gesellschaftspolitische Diskurs und letztlich der Gesetzgeber.»

Bisher ist diese Kennzeichnungstechnik in der Schweiz gesetzlich allerdings noch nicht geregelt, sprich nicht verboten. Die Armee geht allerdings mit tierfreundlichem Beispiel voran und hat den Heissbrand ihrer Equiden seit 2019 aufgegeben. Auch der Zuchtverband CH-Sportpferde setzt zur Kennzeichnung eines Fohlens nur noch auf die Beschreibung von Farbe und Abzeichen, die Identitätsnummer, den Namen und das Einsetzen eines Mikrochips.

«Heiss- und Kaltbrand bei Pferden wurden in Dänemark 2010 und in den Niederlanden 2021 verboten», so Sarah Camenisch. Seit 2019 ist es faktisch auch in Deutschland verboten, Brandzeichen anzubringen. Laut dortigem Tierschutzgesetz darf die Markierung noch unter lokaler Betäubung durchgeführt werden. Hier liegen aber Stolpersteine im Weg, denn für Pferde ist gar kein entsprechendes Anästhetikum zugelassen.

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Alternativen zum Heissbrand

Das Brandzeichnen erhitzt die Gemüter und wird vor allem in Deutschland, der Camargue oder auch der Iberischen Halbinsel, wo es noch einen sehr grossen kulturellen Wert hat, kontrovers diskutiert. Es stehen mittlerweile einige Alternativen bereit, beispielsweise der Kaltbrand, bei dem das Brandeisen mithilfe von flüssigem Stickstoff auf minus 80 Grad heruntergekühlt und dann auf die geschorene Haut aufgedrückt wird. Dieses Verfahren zerstört die Pigmente in den Haarwurzeln und sorgt dafür, dass die Haare an dieser Stelle weiss nachwachsen. Da dieses Brandzeichen bei Schimmeln unsichtbar ist, wird hier das Eisen länger aufgedrückt, sodass gar keine Haare mehr nachwachsen. Der Vorgang ist schmerzfrei. Populär ist diese Methode bereits in Grossbritannien, Australien und Neuseeland.

In der Schweiz und der gesamten EU müssen Pferde zur Identifizierung seit 2011 respektive 2009 mit einem Mikrochip versehen werden. Dabei handelt es sich um ein reiskorngrosses Röhrchen, das unter die Haut des Pferdes gesetzt wird. Jeder Transponder hat einen 15-stelligen Code, der mit einem speziellen Lesegerät gescannt werden kann. Mit diesem Code kann der Besitzer ermittelt werden.

Eine weitere Methode ist der Hufbrand, auf den die Schweizer Armee setzt. Diese Verfahrensweise muss allerdings aufgrund des stetigen Hufwachstums zwei- bis dreimal jährlich erneut durchgeführt werden.

Auch Lippentätowierungen müssen erneuert werden, allerdings nur alle vier bis fünf Jahre. Die Tattoos befinden sich an der Innenseite der Oberlippe und verblassen schneller als Tattoos beim Menschen. In den USA wird diese Methode zur Kennzeichnung von Vollblütern und Trabern häufig angewandt.

Besitzerinnen haben ausserdem die Möglichkeit, ihr Pferd anhand der Festhaltung von Signalelementen im Pferdepass identifizierbar zu machen. Also über die genaue Beschreibung von Fellfarbe, Abzeichen, Wirbeln oder Narben.