Wer Gibbons schon einmal in einem Zoo besucht hat, der konnte vielleicht die tanzähnlichen Bewegungen eines Weibchens beobachten. Die rhythmischen, abgehackten Bewegungen mit Rumpf, Armen und Beinen machen nur Weibchen und sind kein Verhalten, dass man nur in Zoos beobachtet. Auch im Freiland tanzen Schopfgibbons.

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Dr. Kai R. Caspar vom Institut für Zellbiologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Dr. Camille Coye vom Institut Jean Nicod in Paris und Prof. Dr. Pritty Patel-Grosz von der Universität Oslo in Norwegen haben das Verhalten nun näher untersucht. Dabei fanden sie, dass alle der sieben Schopfgibbonarten tanzen. Und sie tun dies definitiv nicht für sich selbst, sondern für andere. Die Wissenschaftlerinnen beobachteten nämlich, wie sich die tanzenden Weibchen immer wieder vergewisserten, ob andere die Darbietung auch aufmerksam verfolgen. Da nur geschlechtsreife Weibchen tanzen, könnten die Bewegungen in erster Linie als Aufforderung zur Kopulation zu verstehen sein, mutmasst Dr. Patel-Grosz. «Allerdings kommen Tänze auch in einer Vielzahl von Situationen im Zusammenhang mit nicht-sexueller Erregung oder Frustration vor und werden in der Zoohaltung auch häufig an Menschen gerichtet.»

Die Forschenden sehen zwar Ähnlichkeiten zwischen Schopfgibbon- und menschlichen Tänzen, gehen aber davon aus, dass sich beide unabhängig voneinander entwickelt haben. Dafür spricht unter anderem, dass kein anderer Menschenaffe ein solches Verhalten zeigt. Auch sind Gibbontänze vermutlich angeboren, während menschliche Tänze in erster Linie kulturell geprägt sind. Zudem werden die Tänze der Gibbons im Gegensatz zu jenen der Menschen nicht durch Musik oder Gesang begleitet.

In Schweizer Zoos gibt es aktuell keine Schopfgibbon-Haltungen. Der nächste Zoo, in dem Gibbons beim Tanzen beobachtet werden können, ist der Tierpark Hellabrunn in München.