Tier des Jahres 2022
Der seltene Gartenschläfer ist zurück
Gartenschläfer sieht man in der Schweiz nicht mehr so häufig. Nun wurde das Nagetier in mehreren Kantonen wieder entdeckt.
Im solothurnischen Büsserach wurde in einer Hochstammwiese ein kleiner Gartenschläfer nachgewiesen - und das erstmals seit 100 Jahren, wie das Naturmuseum Solothurn am Mittwoch mitteilt. Vor zwei Jahren waren die Bevölkerung sowie Natur- und Vogelschutzvereine dazu aufgerufen, ihre Beobachtungen in Nistkästen, Dachstöcken, Ställen, Bienenhäusern und Natur zu melden.
Gartenschläfer ist «Tier des Jahres 2022»
Mehr als 2000 Meldungen gingen ein - vor allem zu Siebenschläfern und Haselmäusen. Im Fokus stand jedoch der Gartenschläfer, den die Umweltorganisation Pro Natura zum «Tier des Jahres 2022» erkor. Das kleine und vor allem seltene Nagetier lebt in Baumhöhlen und Felsspalten, Mauern, Gebäuden und Höhlen. Es kommt nur in Europa vor. Bis Ende 2021 wurden neun Gartenschläfer gemeldet. Am meisten Meldungen stammten auch dem Berner Oberland - und mitten in Nidau BE wurde ein Gartenschläfer gefangen. Die geduldigen Tierspäher entdeckten auch in Blatten VS und in Oberiberg SZ einen Gartenschläfer. In Oberiberg handelte es sich um den ersten fotografischen Nachweis eines Jungtieres seit mehr als 40 Jahren.
Gartenschläfer braucht Wildnis
Im 19. Jahrhundert war der Gartenschläfer gemäss Angaben von Pro Natura noch in allen Regionen der Schweiz vorgekommen und auch häufiger als ihre bekannteren Verwandten gewesen, die Siebenschläfer. Seit Jahrzehnten geht der Bestand dieser Nagetiere stark zurück. Heute steht der Gartenschläfer deshalb aus globaler Sicht auf der Roten Liste (Kategorie «fast bedroht»), wie Pro Natura festhält. In der Schweiz gelte er noch als «nicht bedroht». Der Wald als naturnaher Lebensraum des Gartenschläfers sei unter Druck. «Wenn die richtigen Bedingungen bewahrt oder wiederhergestellt werden, kann sich der Gartenschläfer wieder ausbreiten» hält Urs Tester, Kleinsäugerexperte bei Pro Natura, in fest. Laubhäufen, Holzbeigen und alte Bäume im Garten, im Kulturland und im Wald sollten vermehrt stehen gelassen werden. So entstünden mehr Wildnis und Verstecke für den Gartenschläfer.
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