Ob in den (sozialen) Medien oder im Gespräch mit anderen Hundehaltern: Praktisch jeder hat schon einmal von präparierten Hundeködern gehört. Und auch wenn erstens nicht jeder Giftköderalarm einen Realitätsbezug hat und zweitens sich deutlich mehr Hunde auf anderen Wegen vergiften, so ist die Angst vor einer mutwilligen Vergiftung des eigenen Vierbeiners gross. Doch was kann man als Halterin tun, damit dieses Horrorszenario niemals zur Realität wird?

Grundsätzlich liegt es in der Natur des Hundes, potenzielle Nahrung aufzustöbern und diese zu fressen. Kommt dazu, dass Hunde sogenannte Schlinger sind, das heisst, sie verschlucken ihr Futter, ohne lange zu kauen. Diese Kombination der Anlagen macht ein Eingreifen des Menschen bei Giftköderverdacht nicht nur schwierig, sondern unter Umständen sogar kontraproduktiv.

Denn gerade wenn Hunde merken, dass man ihnen etwas wegnehmen will, verschlingen sie es umso schneller. Ruhe bewahren ist daher das oberste Gebot – dies insbesondere, wenn noch eine gewisse Chance besteht, dass der Hund den Köder noch nicht vollends verschluckt hat.

Gefundenes Futter ist tabu

Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten Hunde möglichst früh lernen, nichts vom Boden aufzunehmen und zu fressen. Futter gibt’s immer nur aus dem Napf oder der Hand. Gerade Welpen und Junghunde nehmen allerdings noch gerne vieles in den Fang, was ihnen schaden kann. Gleiches gilt auch für ältere Hunde, zum Beispiel für solche, die man aus zweiter Hand oder aus dem Tierschutz erhalten hat. Gerade bei Letzteren kann eine Umstellung zu einer echten Herausforderung werden. Schliesslich haben sie sich lange von dem ernährt, was sie auf der Strasse fanden.

Um dem Hund vermitteln zu können, dass die Aufnahme von Futter vom Boden tabu ist, sollte er zwei Signale beherrschen: erstens ein Abbruchsignal, wenn er etwas nicht darf, und zweitens ein Freigabesignal, wenn er etwas darf. Für den Notfall ist es ausserdem wichtig, dass der Hund auf das Signal «Aus» hin etwas umgehend aus dem Fang herausgibt. Auch dies sollte man seinem Vierbeiner so früh wie möglich beibringen.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten Hundelernen, gefundenes Futter vor der Aufnahme körpersprachlich anzuzeigen. Viele Anti-Giftköder-Trainings arbeiten hier mit dem Blickkontakt und dem Absitzen.

Mittels Konditionierung lernt der Hund, dass er seinen Menschen immer zuerst anschauen muss und absitzt, bevor er die Freigabe für das gefundene Fressen erhält. Ziel ist, dass er dieses Verhalten auch dann zeigt, wenn er unterwegs auf etwas Fressbares stösst. Dies gibt dem Halter die Chance, den Fund zu inspizieren, bevor ihn der Hund aufnimmt und frisst.

Damit dies tatsächlich im Ernstfall funktioniert, muss lange und regelmässig mit unterschiedlichen Ködern sowie in möglichst verschiedenen Umgebungen und Situationen trainiert werden. Wichtig: Auch sonst im Alltag, zum Beispiel bei Suchspielen, Apportieren und Ähnlichem, sollte der Vierbeiner nur dann etwas vom Boden aufnehmen dürfen, nachdem man es explizit freigegeben hat. Will er trotzdem ran, kommt das Abbruchsignal.

Rückruf und Auslastung

Anti-Giftköder-Training braucht viel Geduld, Konsequenz, Ausdauer sowie regelmässige Auffrischungen. Sitzt es (noch) nicht oder ist der Hund extrem verfressen, können – neben grösstmöglicher Aufmerksamkeit – auch ein sicherer Rückruf sowie Auslastung helfen. Denn: Je besser ein Hund unter Kontrolle und je mehr er beschäftigt ist, desto weniger Gelegenheit hat er, selbstständig potenzielle Nahrung aufzustöbern.

Natürlich bieten diese Massnahmen allein keinen zuverlässigen Schutz. Dies gilt allerdings auch für das Anti-Giftköder-Training an sich. Schliesslich sind selbst gut trainierte Hunde keine Maschinen, sondern Tiere, die im Zweifelsfall ihren Instinkten folgen. Absolute Sicherheit bieten höchstens (Schlepp-)Leine und Maulkorb, bei deren Einsatz immer die Frage der Verhältnismässigkeit gestellt werden muss.

Fest steht: Ein Anti-Giftköder-Training lohnt sich in jedem Fall, da es nicht nur vor präparierten Ködern, sondern generell vor der Aufnahme giftiger herumliegender Substanzen wie Insektiziden, Dünger, Drogen oder Medikamenten schützt. Und selbst wenn das Training keine 100-prozentige Sicherheit bietet: Es ist immerhin das, was Halter tun können, um ihren Hund bestmöglich vor einem Giftköder zu schützen.