Die Tage werden länger, die Sonne zeigt sich immer häufiger und die Temperaturen steigen. Die Wiesen und Wälder hüllen sich in ein dichtes Grün, geschmückt von Blumen und Blüten aller Farben. Ein Gähnen geht durch die Tierwelt. Nun sind langsam alle Tiere aus ihrem Winterschlaf erwacht. Zugvögel kehren zum Brüten aus ihren Winterquartieren zurück. Genauso halten das Summen und das Brummen der Insekten wieder vermehrt Einzug. Es ist Frühling, die Zeit des Erwachens, Aufbruchs und der Erneuerung.

Während verschiedene einheimische Wildtiere ihren Winterschlaf hielten, stellt sich die Frage, wie es in dieser Zeit um Reptilien im Freien und in der heimischen Haltung stand. Denn auch Reptilien orientieren sich an den verschiedenen Jahreszeiten. Sie umso mehr, da sie im Gegensatz zu den meisten Säugetieren wechselwarm sind. Das heisst, sie besitzen nicht wie Letztere, die gleichwarm sind, eine konstante Körpertemperatur. Ihre Temperatur passt sich der Umgebung an. Je nach Art und Herkunft kann man aufgrund der verschiedenen klimatischen Eigenschaften von Winterstarre, Winterruhe oder lediglich von Trockenruhe sprechen. Während dieser Ruhephasen fahren die Reptilien ihre Aktivität herunter. Die einen mehr, die anderen weniger. Bei denen es besonders kalt wird, kühlt auch der Körper aus. Hierdurch können wichtige Prozesse wie die Verdauung nicht mehr vonstatten-gehen. In dieser Zeit zehren sie von ihren Reserven – aufgrund des sehr niedrigen Energieverbrauchs jedoch nicht stark. Würden sie Nahrung zu sich nehmen, würde diese nur im Körper verfaulen.

Jedes Reptil besitzt einen individuellen Biorhythmus und verschiedene Ansprüche. Vielen kann man in der Terraristik nachkommen. Im Prinzip ist es möglich, den schuppigen Pfleglingen einen harten und kalten Winter zu ersparen, mit wohlig idealen Bedingungen, das ganze Jahr hindurch. Doch Ruhephasen bieten den Tieren die Möglichkeit, sich zu regenerieren. Immun-, Hormon- und Stoffwechselsystem profitieren von der körperlichen Zwangspause. Werden die Ruhephasen ausgelassen, können beim Wachstum Fehlbildungen entstehen, Übergewicht sich ansetzen oder Misserfolge bei der Zucht eintreten. Umgekehrt können gleichzeitig falsch durchgeführte Überwinterungen Gefahren in sich bergen.

Europäische Landschildkröte

[IMG 2]

WinterstarreKalte Überwinterung im Kühlschrank oder im Freigehege
Dauer: 2 bis 5 Monate
Ähnlich bei Rotwangen-Schmuckschildkröte, einigen Strumpfbandnattern, einheimischen Eidechsen etc.

Bartagame

[IMG 3]

WinterruheWarme Überwinterung im Terrarium
Temperatursenkung
Reduktion der Beleuchtungsdauer
Fütterung wird reduziert oder eingestellt
Dauer: 2 bis 3 Monate
Ähnlich bei Halsbandleguan, Leopardleguan, Prärie-Kornnatter, Blauzungenskink etc.

Königspython

[IMG 4]

TrockenruheTrockene Überwinterung im Terrarium
Temperatursenkung nachts
Reduktion der Beleuchtungsdauer
Fütterung wird reduziert oder eingestellt
Dauer: 2 bis 3 Monate
Ähnlich bei Abgottschlange, Grünem Leguan, Jemenchamäleon, Ritteranolis, Stirnlappenbasilisk etc.

Checkliste

Generell gilt:
Bei der Überwinterung müssen artabhängige Bedürfnisse berücksichtigt werden

Vorher:• Kotuntersuchung auf Parasiten mehrere Wochen vorBeginn
• Beachten, dass eine Überwinterung für kranke und stark unter- oder übergewichtige Tiere gefährlich sein kann
• Temperatur und Beleuchtung schrittweise reduzieren
• Orientierung an Klimatabelle des Herkunftslandes
• Drosselung der Fütterung bis zwei Wochen vor Beginn
• Weibliche Tiere sollten keine ungelegten Eier in sich tragen
• Lauwarmes Bad, damit sich der Darm komplett entleert
• Wahl der Winterunterkunft (z.B. Bra Plast oder Kunststoffbox)*
• Inhalt wählen (z.B. grobe Hobelspäne, Kokosfaser-Sand-Gemisch, Buchenlaub, Sphagnum-Moos etc.)*
• Luftlöcher an Seiten und Oberseite nicht vergessen*
• Wahl des Aufbewahrungsortes (ein separater Kühlschrank wäre ideal)
*Nur bei kalter Überwinterung nötig

Währenddessen:• Temperaturen und Beleuchtung regelmässig überprüfen
• Frisches Wasser anbieten
• Äussere Sichtkontrolle (Auffälligkeiten wären rote Augen, starker Gewichtsverlust, Erfrierungen an den Gliedmassen etc.)
• Einmal im Monat wiegen, um starken Gewichtsverlust (>10%) frühzeitig zu erkennen
• Bei Grund zur Besorgnis Tierarzt konsultieren

Nachher:• Temperatur und Beleuchtung allmählich steigern
• An Klimatabelle orientieren
• Kontrolle des Gesundheitszustandes
• Beachten, dass Tiere etwas träge erscheinen können
• Erst ab dem zweiten Tag nach dem Aufwachen Nahrung anbieten
• Mit kleinen Portionen starten
• Wird die Futteraufnahme mehrere Tage verweigert, dann kann es daran liegen, dass die Verdauung erst wieder in Schwung kommen muss oder aufgrund der Paarungszeit allgemein mehr auf Nahrung verzichtet wird
• Alternativ könnten intensive Wärme, Licht, UVB-Strahlung oder warme Bäder in einer Elektrolytlösung dem Tier auf die Sprünge helfen
• Sollten jedoch Symptome wie eine eingefallene Haut, starker Gewichtsverlust, ausgeprägte Lethargie oder Flucht vor der Wärmelampe erkennbar sein, dann wäre eine Konsultation beim Tierarzt ratsam