Steckbrief
Wissenschaftliche Bezeichnung: Gracula religiosa
Unterarten: Je nach angewandter Systematik unterschiedlich. Sieben Unterarten.Gracula religiosa, Gracula religiosa batuensis, Gracula religiosa palawanensis, Gracula religiosa venerata, Gracula religiosa intermedia, Gracula religiosa peninsularis, Gracula religiosa andamanensis. Die Unterarten sind an der Grösse und den Kopffärbungen zu erkennen.
Herkunft: Asien, von Indien bis Indonesien
Grösse: Je nach Unterart ist die Grösse verschieden. Der Kleine Beo (palawanensis) misst 24 bis 26 cm, der Mittel-Beo (intermedia) 26 – 27,5 cm und der Grosse Beo (religiosa religiosa) bis 30 cm.
Wildfarbe: schwarz, mit gelben Hautlappen am Kopf und kleinen, weissen Partien in den Schwingen.
Mutationen: keine
Geschlechtsunterschiede: äusserlich kaum zu unterscheiden
Ringgrösse: Es kommt auf die Unterart an, Mittelbeo (intermedia) 8 mm, Grosser Beo (religiosa religiosa) 10 mm
Lebenserwartung: ca. 15 bis 20 Jahre
Platzansprüche: Volierenhaltung, mindestens 2 x 2 x 2 Meter.
Ausstattung: Zahlreiche Äste, Grünpflanze wie Gummibaum, Badegelegenheit, Sand zum Sandbaden
Stimme: Lautes Pfeifen
Haltung: paarweise in einer Voliere

 

Herkunft und Geschichte

Zu Beginn der Beo-Haltung wurden kaum Unterarten unterschieden. Bald wurden Beos in Kleine, Mittlere und Grosse Beos eingeteilt. Erst in neuerer Zeit führte eine intensive Beschäftigung mit der Art zur Erkenntnis, dass es endemische Unterarten auf asiatischen Inseln gibt. Erstmals in Europa wurden Beos 1852 in der Artis in Amsterdam, dem dortigen Zoo, gezeigt. Noch bis in die 1980er Jahre waren Beos in der Privathaltung sehr populär. Sie gelangten als in ihren Ursprungsgebieten dem Nest entnommene Jungvögel in den Zoohandel und konnten dort als Einzelvögel erworben werden. Mit dem Verbot des Wildvogelhandels in der EU ab 2007, das die Schweiz übernommen hat, kam dieser Handel zum Erliegen. Die Beos verschwanden aus der Privathaltung. Sie werden heute nur von wenigen gezüchtet.

 

Eignung als Heimtier

Beos dürfen nicht einzeln gehalten, sondern müssen paarweise in einer Zimmervoliere gepflegt werden. Es sind anspruchsvolle Pfleglinge, die nicht einfach zu züchten sind. Heute ist es wichtig, die wenigen Beos, die sich noch in Menschenhand befinden, möglichst unterartenrein zu vermehren. In Europa werden Mittlere und Grosse Beos gehalten.

 

Erwerb

Die Suche nach Beos gestaltet sich als schwierig, Geduld ist angesagt für denjenigen, der Beos möchte. Es gibt einige wenige spezialisierte Züchter. Zoos kümmern sich um die Zucht bedrohter Unterarten und führen Zuchtbücher. Aus diesen Zuchtprogrammen werden für gewöhnlich keine Vögel an Private abgegeben.

 

Ernährung und Pflege

Beos sind Weichfresser. Sie nehmen gerne Früchte und Insekten. Allerdings sollten keine eisenhaltigen Früchte gereicht werden, so wie etwa Zitrusfrüchte, die viel Vitamin C enthalten. Vitamin C transportiert Eisen. Beos erkranken an Hämosiderose, der Eisenspeicherkrankheit. Sie können also aufgenommenes Eisen nicht wieder ausscheiden, es speichert sich im Körper. Sammelt sich zu viel an, stirbt der Beo. Jede Frucht enthält Eisen, doch Apfel, Banane, Birne, Papaya, Trauben und Beeren wie Heidelbeeren, Himbeeren und Erdbeeren haben nur einen ganz geringen Eisengehalt und sind für Beos geeignet. Es gibt im Handel Beoperlen, die verabreicht werden können. Sie sollten in einem Eichenrindenextrakt aufgeweicht werden. Auch ein kommerzielles Weichfutter für Insektenfresser ist geeignet. Beos brauchen auch animalische Kost wie Schaben, Heimchen, Mehlwürmer, Pinkymaden, Buffalos, Drohnenbrut und in Aussenvolieren picken sie nach sämtlichen Insekten, die sie erreichen können. Beos lassen sich gerne abbrausen oder baden täglich ausgiebig. Das ist wichtig, damit ihr Gefieder in guter Qualität bleibt.

 

Zucht

Beos brüten, wie alle Starenvögel, in Nisthöhlen. Ein Nistkasten mit den ungefähren Innenmassen von 20 x 20 x 20 Zentimeter ist geeignet. Es ist besser, wenn ein Paar mehrere verschiedenartige Nistkästen zur Auswahl hat. Gerne werden ausgesägte Holzstämme angenommen. Ein Beo-Gelege besteht meist aus etwa drei blaugrünlichen Eiern, die während 12 bis 14 Tagen normalerweise von beiden Geschlechtern bebrütet werden. Im Zoo Basel gelingt die Zucht des Mittelbeos. Die Aufzucht ist immer mit beträchtlichem Aufwand und viel Geduld verbunden. Der Vogelpfleger des Basler Zoos, Burkard Monsch, fütterte die Beo-Eltern zehnmal täglich von Hand. Das Weibchen ist zutraulich und nimmt die angebotenen Wachsmotten aus der Hand. Es holt jeweils zwischen fünf bis zehn Wachsmotten. Der Vogelpfleger füttert jeweils so viele, bis es sie selbst gefressen hatte, dann wusste er, dass der Jungvogel im Nest genug hatte. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man die Beos überfüttert. Wachsmotten sind gerade bei der Beo-Aufzucht sehr wertvolle Futterinsekten.  Die Jungen fliegen nach vier Wochen Nestlingszeit aus und werden anschliessend noch einige Wochen weiter von den Eltern versorgt. Dabei beginnen sie, selbst Nahrung zu untersuchen.

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Lustig

Da Beos heute zu zweit gehalten werden, geben sie mehrheitlich arteigene Laute von sich. Früher sassen sie oft in Einzelhaltung und richteten sich besonders nach Geräuschen aus, die sie irgendwo auffingen. Wo ein Beo in einer Voliere sass, lief immer etwas. Bereits mit seinem melodiösen Ruf zog er Besucher an. So war ein Beo in einem Altersheim in einem Berner Vorort offenbar fasziniert vom quietschenden Geräusch, das beim Fensterputzen entstand. Fortan ahmte er es nach. Es muss nicht das sein, was einem Beo immer vorgesagt wird, was ihm bleibt. Beos scheinen sich für besondere Geräusche zu interessieren. Auch wenn sie sie nur wenige Male hören, ahmen sie sie nach. Beos bellen wie Hunde, klingeln wie ein Telefon und freuen sich an den darauffolgenden Reaktionen des Menschen. Da Beos heute zu zweit gehalten werden, konzentrieren sie sich nicht mehr so sehr auf die Nachahmung artfremder Laute.

 

Namensgebung

Der Beo wurde 1758 von Carl von Linné unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. 

 

Besonderheit

In Europa werden der Grosse Beo und der Mittel-Beo gehalten. Europäische Zoos unterstützen aber Zuchtprojekte des Taman Safari Parks in Prigen, Indonesien, für einzelne gefährdete Arten indonesischer Inseln. In der Zuchtstation auf Prigen werden seltene Unterarten vermehrt, wie etwa der Nias-Beo von der gleichnamigen Insel. Erst in den letzten Jahren hat eine intensive Auseinandersetzung mit den verschiedenen Unterarten stattgefunden, und es stellte sich heraus, dass einige davon ausserordentlich gefährdet sind, dies wegen Lebensraumverlust und dem Fang für den lokalen Vogelhandel.