In der Voliere
Tropenvögel brauchen genug Licht
Tropenvögel kommen aus lichtintensiven Gebieten. Das muss auch bei der Haltung beachtet werden. Nicht alles, was der Mensch als hell empfindet, ist es auch.
Um es vornewegzunehmen: Natürliches Sonnenlicht ist durch nichts zu ersetzen. Es ist optimal, wenn ein Vogel frei wählen kann, ob er draussen an der Sonne oder im Innenraum sitzen will. Bei starkem Sonnenlicht sind Aussenvolieren aber oft leer. Die Vögel ziehen es vor, im schummrigen Innern zu sitzen. Auch in der Natur sind sie besonders in den Morgen- und Abendstunden aktiv. Die heissen Mittagsstunden verbringen sie dösend im Schatten der Blätter in Baumkronen. Viele Vogelarten stammen aus dem tropischen Regenwald, aus Galeriewäldern oder aus Savannen mit Bauminseln. Die Lichtintensität ist in Äquatornähe, also dort, wo die meisten Tropenvögel leben, bedeutend höher als bei uns im Alpenland Schweiz.
Nicht allen Liebhabern ist es möglich, Vögeln Freiflug in Aussenvolieren zu gewähren. Vögel können aber sehr wohl in Innenräumen gehalten werden. Entscheidend dabei ist ausreichendes Licht. Und gerade da täuscht uns unser menschliches Auge. Heinz Müller aus Kölliken AG hat sich intensiv mit künstlicher Beleuchtung für Vogelanlagen auseinandergesetzt. Der Metallbauschlosser hat dazu auch Physiker konsultiert. «Meine Papageien können zwar kleine Aussenvolieren aufsuchen, doch im Winter erreichen die Sonnenstrahlen während mehreren Wochen die Gehege überhaupt nicht», sagt Müller zu seiner Vogelhaltung. Darum habe er im Innenraum für eine bessere Beleuchtung sorgen wollen.
Künstliches Tageslicht
Heinz Müller hält seine Vögel in der Kleintieranlage Schöftland in einem Haus, das zwar mit natürlichen Fenstern versehen ist. Sie lassen aber nicht ausreichend Licht hineinscheinen. Die Beleuchtung mit Fluoreszenzröhren, so wie sie früher verwendet wurden, lehnt Müller ab. «Unser menschliches Auge empfindet dieses Licht als normal, das Vogelauge nimmt aber ein ständiges Flackern wahr.» Zum Beweis hält er im Gemeinschaftsraum der Kleintieranlage unter eine Fluoreszenzröhre sein Handy und filmt das Licht. Dabei wird das stetige Flackern deutlich. «Nur bei Lampen mit elektronischem Vorschaltgerät nehmen Vögel das Flackern nicht mehr war, da die Taktfrequenz auf über 150 pro Sekunde gesteigert ist», erklärt Müller. Er hat nun über seinen Volieren LED-Streifen im Tageslichtspektrum montiert und ist damit sehr zufrieden. Denn LED-Licht flackert überhaupt nicht.
Die Lichtintensität wird in Kelvin gemessen. LED im Tageslichtspektrum erreicht bis zu 6500 Kelvin, was einem klaren, wolkenlosen Himmel entspricht. Zum Vergleich: Eine 60-Watt-Glühbirne oder normale Büroleuchten erreichen zwischen 2000 und 2700 Kelvin, eine weisse Leuchtstoffröhre 4500 Kelvin. Mehr als 6500 Kelvin sei nicht empfehlenswert, denn dann würde das Licht ins Blauviolette fallen. «Seit ich die LED-Tageslichtstreifen über den Volieren montiert habe, sind meine Vögel bedeutend aktiver, die Gefiederfarben kommen zudem besser zur Geltung», sagt Müller.
Neu beleuchte er fünf Volierenabteile mit dimmbaren LED-Streifen, die total lediglich 48 Watt Strom verbrauchen würden. «So viel verbrauchte vorher eine einzelne Fluoreszenzröhre», sagt Müller. In der Nacht bleibe ein Restlicht, ähnlich dem Mondlicht, bestehen. Die LED-Streifen können in Metallprofile eingearbeitet werden und so an der Decke über den Volieren befestigt oder lediglich mit einem Aufsatz über die Volieren gelegt werden, sodass die Papageien sie nicht erreichen können. Müller streicht heraus, dass es nicht einfach mit LED-Licht getan sei, sondern dass es wichtig sei, dass LED im Tageslichtspektrum verwendet werde.
Künstliches Sonnenlicht
Während schon lange bekannt ist, dass Reptilien ultraviolettes Licht benötigen, um langfristig gesund zu bleiben und überleben zu können, weiss man erst seit einigen Jahren, dass auch Vögel ultraviolettes Licht sehen. Vögel nehmen dank ultravioletten Strahlen Gefiederfarben und den Reifezustand von Früchten anders wahr. Obwohl viele Arten für das menschliche Auge keine Geschlechtsunterschiede zeigen, sehen die Vögel vermutlich sehr wohl Differenzen, wenn sie ultraviolettem Licht ausgesetzt sind.
Zudem können manche Vögel gewisse Vitamine im Körper nur aufschliessen, wenn sie auch UV-B-Strahlen ausgesetzt sind. Vitamin D3 kann besonders bei Papageien nur durch das Sonnenlicht aufgebaut werden. Es ist für den Kalziumstoffwechsel essenziell. Während UV-A durch Glas dringt, wird ein Grossteil UV-B durch Glas ausgefiltert. Wer Vögel im Zimmer hält, sollte also während der wärmeren Jahreszeit die Fenster öffnen, damit direkte Sonnenstrahlen auf die Innenvoliere fallen.
Der Fachhandel bietet spezielle Leuchten an, die ultraviolettes Licht abgeben. Auch in diese Thematik hat sich Heinz Müller eingearbeitet. Und er hat festgestellt, dass nicht alle Lampen, die als Vogelbeleuchtung verkauft werden, wirksam sind. «Vögel nehmen ultraviolettes Licht durch Sonnenbaden auf.» Dieses Verhalten zeigten sie aber nur, wenn eine Lampe auch Wärme abgebe. «Etliche als Vogellampen im Handel erhältliche Produkte geben aber nur UV-Licht, jedoch keine Wärme ab und sind darum nutzlos.»
Er prüfe, wenn er eine Lampe zur Vogelbeleuchtung kaufe, immer das Spektogramm. Oft sei UV-B nämlich nicht enthalten. Und gerade dieser Bereich sei für Vögel wichtig. Müller mass mit einem speziellen Gerät die UV-A- und UV-B-Strahlen unter sogenannten Vogellampen und hinter einer Glasscheibe. Sein verblüffender Befund: Glasscheiben lassen an einem sonnigen Tag mehr UV-Licht durch, als Fluoreszenzröhren mit UV-Licht-Anteil abgeben. Zudem sei dieses UV-Licht nur direkt unter den Röhren wirksam. Ein halbes Jahr nach Gebrauch müssten die Röhren schon ersetzt werden. Viel wirksamer seien Metalldampflampen. «Sie erzeugen Wärme und regen Vögel zum Sonnenbaden an», erklärt Müller.
Achtung vor Elektrosmog
Solche Lampen verbrauchen viel Strom, doch es ist auch nicht notwendig, sie lange eingeschaltet zu lassen. Dreimal täglich eine halbe Stunde in den Morgen- und Abendstunden reicht, die Vögel suchen das Licht auf, wenn sie es brauchen. Heinz Müller setzt vor seinen Volieren eine Höhensonne mit ultraviolettem Licht ein, die er manuell verschiebt, sodass im Lauf der Woche alle Vögel davon profitieren können. Der Wellenlängenvergleich von Licht wird mit «nm» abgekürzt. Der Aufbau beginnt bei 100 nm mit Röntgenstrahlen und reicht über UV-C, UV-B und UV-A bis zu 350 nm. Erst ab etwa 400 nm beginnt das für den Menschen sichtbare Licht.
Es ist zu wenig erforscht, wie sich elektrisch betriebene Geräte langfristig auf Tiere auswirken. Die deutsche Homöopathin Rosina Sonnenschmidt warnt in ihren Büchern vor Elektrosmog, dem Vögel ausgesetzt sind, wenn etwa die ganze Box mit einer Fluoreszenzröhre ausgeleuchtet wird. LED erscheint auch in dieser Hinsicht die bessere Lösung. Es ist wichtig, dass die Vögel in ihrer Innenvoliere dunklere Bereiche aufsuchen können. So reicht auch Müllers LED-Beleuchtung nicht über die ganze Voliere. Zudem ist ein Wechsel sinnvoll, denn Tageslicht ist ja auch unterschiedlich intensiv. Ideal ist, wenn Vögel von natürlichem Licht profitieren können, und lediglich zur Optimierung der Haltung zeitweise künstlich beleuchtet werden muss.
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