Geflügelkrankheiten
Gesundheitsvorsorge schon im Kükenalter
Sobald die Küken aus dem Ei geschlüpft sind, warten schon erste Krankheiten auf sie. Eine der am weitesten verbreiteten ist die Kokzidiose, bei der die Sterblichkeit in den ersten Wochen oft sehr stark ansteigt. Impfungen bieten einen Schutz.
Das Impfen ist in der Wirtschaftsgeflügelzucht ein fester Bestandteil in der Aufzucht der jungen Küken. Nach einem ausgeklügelten Zeitablauf werden die Tiere in der Schweiz mehrmals geimpft, um deren Sterblichkeit und damit die wirtschaftlichen Verluste so tief wie möglich zu halten. Bei Hobbyhaltern ist das Impfen jedoch nicht so verbreitet, weil es oft sehr schwer ist, kleine Dosen an Impfstoffen zu erhalten. Für die meisten Schutzimpfungen ist die Verpackungseinheit auf tausend Tiere ausgelegt.
Küken sind in den ersten Lebenstagen vor allem durch drei Krankheiten gefährdet: die Kokzidiose, die Marek’sche Krankheit sowie die infektiöse Bursitis, auch Gumboro genannt (siehe Tabelle). Mit der richtigen Prophylaxe können sich Geflügelzüchter jedoch vorbereiten und ihre Küken von Anfang an schützen.
Gefährlicher Durchfall
Kokzidiose ist eine der häufigsten Krankheiten bei Küken und gehört gemäss dem Impfstoffhersteller MSD Tiergesundheit zu den wirtschaftlich bedeutendsten Geflügelkrankheiten überhaupt. Die Krankheit kann eine hohe Sterblichkeit bei der Aufzucht und damit wirtschaftliche Schäden durch grosse Leistungseinbussen verursachen.
Verursacht wird Kokzidiose durch Einzeller. Diese zerstören Darmzellen, was die Symptome auslöst. Die Küken wirken schläfrig und zeigen wässrigen bis blutigen Durchfall, der bis zum Tod führen kann. Hauptsächlich werden die Erreger von Tier zu Tier über das Aufpicken von infiziertem Kot übertragen. Nachzuweisen sind die Parasiten im Kot oder durch eine Untersuchung von verendeten Tieren. Einer Erkrankung kann mit strengen Hygienemassnahmen entgegengewirkt werden. Sie lässt sich jedoch nicht ganz verhindern. Auch in einem noch so sauberen Stall können die Tiere an Kokzidiose erkranken.
Als vorbeugende Massnahmen gibt es zwei Varianten. Eine davon ist die Impfung. Sie erfolgt zwischen dem ersten und dem neunten Lebenstag über das Trinkwasser. Der Impfstoffhersteller MSD Tiergesundheit empfiehlt, gerade für Rassegeflügel einen Impfstoff einzusetzen, der gegen alle relevanten Kokzidien-Spezies wirkt und die Tiere in ihrem langen Leben schützt. Mit dem Impfstoff zirkulieren die Kokzidien in der Herde. Sie werden aufgenommen, vermehren sich und werden wieder ausgeschieden. Dadurch entsteht die Immunität der Tiere.
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Die andere vorbeugende Massnahme ist die Verabreichung von Aufzuchtfutter mit Kokzidiostatika. Diese Futterzusatzstoffe schützen die Tiere vor einem Befall, dürfen bei erwachsenen Tieren nicht eingesetzt werden, wenn deren Eier für den menschlichen Verzehr vorgesehen sind. Würden beide Vorbeugemassnahmen eingesetzt, hätte das zur Folge, dass die Futterzusatzstoffe die Impfstämme abtöten und die Impfung ihre Wirkung verliert. Deshalb müssen sich Geflügelhalter für eine der beiden Massnahmen entscheiden.
Schlummernde Lähmungen
Die Marek’sche Krankheit wird durch ein Herpesvirus verbreitet und kommt auf der ganzen Welt vor. Die Übertragung der Krankheit erfolgt hauptsächlich durch erregerhaltigen Staub. Im Federfollikelstaub von infizierten Tieren bleibt der Erreger länger als ein Jahr infektiös. Besonders die jungen Küken sind durch die Übertragung von Tier zu Tier anfällig. Mit zunehmendem Alter nimmt die Empfänglichkeit der Tiere schnell ab.
Der Ausbruch der Krankheit erfolgt nicht umgehend. Die erkrankten Tiere zeigen die Symptome oft erst im Alter zwischen der 8. und 20. Lebenswoche. Bei den Hennen führt oft der Beginn der Legetätigkeit zum Ausbruch der Marek’schen Krankheit. Die äussert sich meist durch eine Lähmung mit der Beteiligung des Ischiasnervs und führt dazu, dass die jungen Hühnchen auf die Seite liegen oder ein Bein nach vorne und eines nach hinten strecken. Nebst den Nervenschädigungen können sich auch Tumore in den wichtigsten inneren Organen wie Leber, Milz und Niere bilden.
In vielen Geflügelhaltungen werden die Tiere bereits am ersten Tag mit einer Impfung durch eine Injektion geschützt. Erkrankte Tiere können nicht geheilt werden. Bei ungeimpften Tieren liegt die Sterblichkeit zwischen fünf und 50 Prozent, wie MSD Tiergesundheit aus Untersuchungen ermittelt hat.
Hartnäckiges Virus
Die infektiöse Bursitis, auch Gumboro genannt, zeigt sich oft bei jungen Hühnern. Die virale Krankheit ist hochansteckend für die Hühner, für Menschen und andere Tierarten jedoch ungefährlich. Das Virus ist in infizierten Betrieben nur schwer wieder loszuwerden. Die Erreger verbreiten sich leicht von Tier zu Tier über den Kot, die Nasen- oder Augensekrete.
Die Krankheit tritt zwischen der dritten und zwölften Lebenswoche auf und zeigt sich in matten und blassen Tieren. Die Küken kauern herunter, zeigen wenig Bewegungslust und haben oft einen wässrigen Durchfall. Bei einem erkrankten Bestand kann es zu schweren Verläufen mit einer Sterberate von fünf bis 100 Prozent führen. Die Diagnose erfolgt anhand der angeschwollenen «Bursa Fabricii», dem Organ oberhalb der Kloake. Da es keine Behandlungsmöglichkeit gibt, ist eine Impfung der Küken die beste Vorbeugemassnahme.
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