Zoo Basel zieht Bilanz
Rückblick auf ein Jahr Vogelzucht
Im Juni 2023 wurde das sanierte und erweiterte Vogelhaus des Basler Zoos nach einer mehrjährigen Umbauphase eröffnet. Gut ein Jahr später zieht der Zoo eine durchweg positive Bilanz: Sowohl in der Freiflughalle, als auch in den Zuchtvolieren hinter den Kulissen haben sich viele Vogelarten fortgepflanzt, darunter sind auch einige Seltenheiten.
Der Umbau des aus dem Jahr 1927 stammenden Vogelhauses des Basler Zoos dauerte über drei Jahre. Alle Vögel mussten ausquartiert werden. Viele wurden ausserhalb des Zoos im Gelände der Schutzmatte gehalten. Seit gut einem Jahr fliegen sie wieder in der Kathedrale der Vögel. Das Vogelhaus weist tatsächlich die Grösse und Höhe ähnlich eines Gotteshauses auf.
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Mittelbeos in separater Voliere
Wie früher besteht das Gebäude aus einem grossen, bepflanzten Freiflugraum. Ein Wasserlauf plätschert hindurch. Auf einer Seite befinden sich Volieren. «Die Vögel, die wir da halten, brauchen entweder spezifisches Futter oder aber sind mit anderen Arten unverträglich», sagt Jess Borer, die Vogelkuratorin des Basler Zoos. Sie erwähnt besonders die Mittelbeos. «Sie dürfen kaum Nahrung mit Eisengehalt fressen, da sie sie sonst an der Eisenspeicherkrankheit leiden und schliesslich daran sterben würden.»
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Hämosiderose
Eisen in der Nahrung ist für manche tropische Vogelarten wie Tukane und Beos ein Problem, da ihre Körper es nicht wieder ausscheiden können. Sie leiden dann an der Eisenspeicherkrankheit oder Hämosiderose. Den Mittelbeos gefällt es in ihrem separaten Abteil, an das eine sehr grosse, attraktiv bepflanzte Aussenvoliere angeschlossen ist. Auch der Innenraum ist bepflanzt. Die Rückwand ist vollständig mit Lavasteinen versehen, die Feuchtigkeit speichern und darum allmählich auch von Pflanzenarten bewachsen werden.
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Bedrohte Beo-Unterarten
«Die Mittelbeos sind zwar nicht gefährdet, wir sammeln mit der Haltung und Zucht dieser Art Erfahrung, um Erkenntnisse für Arten zu gewinnen, die akut vom Aussterben bedroht sind», erklärt Jess Borer. Von den Beos gibt es verschiedene Unterarten auf indonesischen Inseln, die in ihren Beständen arg dezimiert wurden, dies wegen Lebensraumzerstörung und Fang.
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Visayas Hornvögel sind zu einem Paar geworden
Glücklich sind die Verantwortlichen des Vogelhauses auch über die Paarzusammenstellung bei den Visayas Hornvögeln, auch sie Bewohner einer separaten Voliere. Ein Weibchen aus einem anderen Zoo dieser stark gefährdeten philippinischen Art konnte dem Männchen zugesellt werden. «Sie haben bereits einen Brutversuch unternommen», meldet Jess Borer.
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Brutverhalten der Hornvögel
Hornvögel haben ein eigentümliches Brutverhalten. Männchen mauern die Weibchen in der Bruthöhle ein und lassen nur einen Spalt offen, um Nahrung zu reichen. Während der Brut mausert das Weibchen das Gefieder und ist geschützt in seinem Verlies. Erst, wenn die Jungen flügge werden, wird bei vielen Arten der Höhleneingang wieder aufgebrochen.
Aktive Schmalschnabelstare
Neu zum Bestand hinzugekommen sind die Schmalschnabelstare. Diese indonesischen Vögel mit lustigem Verhalten und markantem, kräftig gelbem Schnabel sind Koloniebrüter. «Damit sie dieses Verhalten ausleben können, haben wir ihnen hier um den Mast zahlreiche Bruthöhlen befestigt», sagt Jess Borer. In der Nähe des Galeriebereichs stehen Metallmasten, um welche Lianen gewickelt sind. Darin hängen die Nistkästen für die aktiven Gesellen. Und sie haben sie auch bereits in Beschlag genommen.
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Mit dem Brüten nicht mehr aufhören
Die ebenfalls asiatische Schamadrossel musste gar vom Brüten gehindert werden. «Das Weibchen zeitigte ein Gelege nach dem andern», kommentiert Jess Borer das Verhalten. Um ihm eine Pause zu gönnen, wurde es herausgefangen und separat gesetzt. Wenn die Verhältnisse stimmen, pflanzen sich Vögel fort. Offenbar fühlen sich manche Arten im Basler Vogelhaus so gut, dass sie mit dem Brüten gar nicht mehr aufhören können.
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Schonungsvolles Vögelfangen
Sobald die Jungen der Schamadrosseln selbständig werden, werden sie von den Altvögeln verjagt. Besonders Männchen sind untereinander unverträglich. Wie fängt man Vögel aus dem riesigen Gebäude heraus? Der leitende Vogelpfleger Burkhard Monsch ist ein Tüftler. Er hat Fangkäfige gebaut, die er mit automatischem Auslöser schliessen kann. Dabei hat er Autoschliessvorrichtungen verarbeitet. Wenn die letzten Besucher gegangen sind, stellt er die Fangkäfige auf, legt Futter hinein und wartet. Eine schonungsvollere Methode gibt es nicht, Vögel herauszufangen, als diejenige Burkhard Monschs.
Neuzugang und Abgang
Neu zum Vogelbestand sind auch Schillerglanzstare aus Westafrika hinzugekommen. Sie fliegen frei in der Halle. Die alten Rotschwanzhäherlinge, die bereits im alten Vogelhaus flogen und auch neu wieder die Halle besiedelten, sind aus Altersgründen ausgeschieden.
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Zucht der Balistare
Sehr erfreulich ist, dass sich die Balistare in einer Seitenvoliere fortpflanzen. Sie sind sehr gefährdet, und der Zolli beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprojekt (EEP) für diese Art. «Wir erhielten ein Weibchen aus Deutschland, die Zucht klappte bald, und ein erstes Junges wurde aufgezogen. Jetzt piepst es schon wieder aus dem Nistkasten», sagt die Kuratorin.
Harmonische Artenzusammenstellung
Nachwuchs bei weiteren Arten in der Halle gab es bei den Blaukappenhäherlingen, den Omei-Bunthäherlingen, Strausswachteln und Sumbawadrosseln. Es ist herausfordernd, Vögel in der Gruppe und in Gemeinschaft zu halten. Mit dem Artenmix, der im Basler Urwald fliegt, funktioniert es gut. «Wir beobachten stetig, denn Verhältnisse können sich auch wieder verändern.» Der Pflanzenwuchs ist noch immer spärlich. Nicht nur optisch, sondern insbesondere auch für die Vögel, wird es noch besser sein, wenn Pflanzen in die Höhe wachsen und so auch Nischen und Sichtschutz bieten.
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Üppige Vegetation in Südamerika
Im angebauten Teil «Juwelen der Lüfte», dem südamerikanischen Schluchtwald, funktioniert es nach Anfangsschwierigkeiten mit der Vegetation sehr gut. Dort flitzen Veilchenorganisten durch das Blattwerk. «Es sind alles Männchen», kommentiert Jess Borer. Paare würden in separaten Zuchtvolieren gehalten. Gleich ist es auch bei den Kapuzenzeisigen. Hinter den Kulissen, auf der Galerie, befinden sich 14 Zuchtvolieren. Auch sie sind bepflanzt – mit Gewächsen in Kübeln. Im südamerikanischen Teil haben sich Socorrotaube und Jacarinifinken vermehrt.
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Erfolge mit Pelikanen
Auch im Aussenbereich prosperieren die Vögel. Pelikane sind sehr anspruchsvoll. Die Erweiterung ihrer Anlage wirkte sich positiv auf die Brutstimmung dieser imposanten Vögel aus. Im April 2023 schlüpften die ersten drei Rosapelikane und im Mai 2023 zwei Krauskopfpelikane. Auch 2024 sorgen beide Arten wieder für Nachwuchs.
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Junge Waldrappe und Marmelenten
Wer das Vogelhaus besucht, kann vorher durch eine Aussenvoliere unter Waldrappen, Marmelenten und Blauracken schlendern. Die Waldrappe und Marmelenten haben auch da bereits Junge aufgezogen.
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Der Zoo Basel, der 2024 das 150-Jahr-Jubiläum feiert, hat eine lange Tradition in der Haltung und Zucht von Vögeln. Er pflegt dieses arbeitsaufwändige und komplexe Gebiet, im Gegensatz zu anderen Zoos, auch weiterhin und unterhält eine artenreiche Sammlung. Die Zuchterfolge zeigen, dass sich die Sanierung und Erweiterung des Vogelhauses des Zoologischen Gartens Basel gelohnt haben. Der Zoo steht in Kontakt mit europäischen Zoos und tauscht Vögel aus. So können Arten unter Menschenobhut erhalten werden, seltene Arten können dank des Wissens und der Zucht gar vor dem Aussterben gerettet werden.
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Besatz des Vogelhauses des Zoos Basel
Im August 2024 fliegen im für das Publikum zugänglichen Bereich 104 Vögel in 35 Arten. Er besteht aus dem alten, sanierten Haus mit der Freiflughalle und dem angebauten südamerikanischen Schluchtwald. Alleine in der Freiflughalle des alten, sanierten Vogelhauses tummeln sich 19 Arten.
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