Kanarienvögel sind seit über 500 Jahren das Leben in Menschenhand gewohnt. Es sind exzellente Pfleglinge. Wie bei allen Singvögeln singt das Männchen, um sein Territorium zu markieren und die Aufmerksamkeit eines Weibchens auf sich zu ziehen. Der liebliche Gesang ist auch ein Grund, warum viele Menschen von Kanarienvögeln begeistert sind. Da sie gut an das Leben mit dem Menschen angepasst sind, brüten sie willig im Käfig. Paarung, Nestbau, Brut und Aufzucht der Jungen können aus nächster Nähe beobachtet werden. 

Es gibt heute in der Schweiz Farb- und Positurkanarien. Wie es der Name schon sagt, werden Farbkanarien nach Farben gezüchtet, bei Positur- oder Gestaltskanarien zählen Haltung und Form des Körpers. Ein Berner Kanarienvogel beispielsweise gehört zu den Positurkanarien. Diese robusten Kanarien können auch im Wohnbereich gehalten werden. Viele sind gelb gefärbt. Wer unschlüssig ist, besucht am besten eine Vogelausstellung und kann dort unterschiedliche Rassen und Farbformen bestaunen. Ab Oktober finden Vogelausstellungen statt. Auf den Inserateseiten der «Tierwelt» werden sie angekündigt. 

Kanarienvögel können unterschiedlich untergebracht werden. So halten spezialisierte Züchter zahlreiche Zuchtpaare. Sie beginnen meistens früh im Jahr mit der Zucht. Da sie ihre Vögel in gesonderten Zuchträumen pflegen, stimulieren sie die Zuchtsaison, indem die Lichtdauer täglich erhöht und der Zuchtraum wärmer gehalten wird. Sie versetzen die Kanarienvögel so in Frühlingsgefühle. Andere Züchter lassen der Natur ihren Lauf, zumal die Tage im Frühling stetig länger werden. Das führt ebenfalls zum Erfolg. Züchter halten ihre Kanarienvögel ausserhalb der Zuchtzeit meistens nach Geschlechtern getrennt in Flugvolieren. Zur Zucht werden Paare in Zuchtkäfige eingesetzt, die übereinandergeschichtet an einer Wand stehen. Die meisten Schweizer Züchter lassen das Zuchtpaar zusammen die gemeinsame Brut aufziehen. 

Natürliche Sitzäste Kanarienvögel
können auch paarweise in der Wohnung gehalten werden. Es macht Freude, sie in einem Käfig von ungefähr einem Meter Länge, 50 Zentimeter Breite und 50 Zentimeter Höhe zu halten. Praktisch ist, wenn der Käfig in der Mitte durch ein Gitter oder eine feste Wand aus Plastik abgetrennt werden kann. Sollte das Männchen sein Weibchen zu fest treiben, kann es zeitweise abgesondert werden. Im Frühling kann eine Nisthilfe aus Plastik in einer Ecke des Käfigs angebracht werden. Zudem sollten als Nistmaterial trockene Gräser, Kokos- und Sisalfasern sowie Scharpie (kurze, weisse Baumwollfäden) angeboten werden. 

Ab dem Frühling freuen sich die Kanarien über Grünzeug wie Löwenzahn, Vogelmiere und Hirtentäschel. Gekeimte Körner ergänzen die trocken gereichte Saat. Kalzium und ein Aufzuchtfutter können das ganze Jahr gereicht werden. Nach der geglückten Brut sollte das Nest entfernt werden. Die Jungen sind nach etwa 25 Tagen futterfest und sollten von den Eltern getrennt werden.

Mit zunehmender Wärme fallen die Vögel in die Mauser. Sie benötigen dann vitaminreiches Eifutter, das mit Insektenfresser-Futter vermischt werden kann. Regelmässige Badegelegenheiten sind selbstverständlich. Der Käfig sollte mit natürlichen Ästen, die verschieden dick sind, ausgestattet sein. Am Boden des Käfigs, der mit Vogelsand oder Hanfstroh ausgestattet ist, kann ein poröser Stein angebracht werden. Auf den Ästen und dem Stein wetzen sie ihre Krallen ab. 

Die herrlichen Sänger sind wunderbare Pfleglinge, wenn man sich Zeit für sie nimmt und auch die aus dem Käfig herausgespickten Sämereien in Kauf nimmt, die dann in der Wohnung liegen. Mit verschiedenartiger Ernährung im Jahresverlauf unterstützt man die Vögel in ihrem natürlichen Rhythmus.