Ruhige Arten
Die Kleinen für die Wohnung
Nicht alle Papageien sind laut und gross. Es gibt auch eine ganze Reihe kleiner, bunter Arten, die in Zimmervolieren in der Wohnung gehalten und vermehrt werden können. Eine Übersicht zu einigen gefiederten Juwelen aus Afrika und Südamerika.
Beim Wort «Papagei» fallen den meisten Menschen die grossen, bunten Aras aus Südamerika ein. Sie kreischen laut, ihre Gefiederfarben funkeln. Wer weiter nachdenkt, dem kommen Graupapageien aus Afrika oder die grünen Amazonen aus Lateinamerika in den Sinn, vielleicht noch australische Kakadus. Es gibt aber – nebst dem Wellensittich – kleine Papageien, ungefähr 13 Zentimeter lang, die sehr ähnliche Verhaltensweisen wie die grossen Arten aufweisen. Ihre Vorteile: Sie sind weniger laut, werden mit 15 Jahren nicht so alt, man kann sie wegen ihrer geringen Grösse gut in einer Zimmervoliere halten, und manche Arten vertragen sich sogar in Gruppen.
Doch nicht alle kleinen Papageien haben auch dezente Stimmen. Das Rosenköpfchen etwa, eine Agapornidenart aus Namibia, hat die lauteste Stimme der Unzertrennlichen, und gerade das Rosenköpfchen gehört paradoxerweise unter Menschenobhut zu den am meisten verbreiteten Kleinpapageien Afrikas. Das Pfirsichköpfchen, das in der Serengeti Tansanias fliegt, ist aufgrund seiner Schönheit sehr beliebt. Aber auch diese Art lässt besonders morgens und abends ihre schrille Stimme ertönen. In Wohnungen kann das zum Problem werden.
Es gibt aber noch andere kleine, reizvolle Arten. Renzo Kunz aus Kriens LU hat sich auf Kleinpapageien spezialisiert, von denen die Nachbarn nichts hören. «Bevor die Kinder auf die Welt kamen, hatte ich ein Zimmer voller Vögel», sagt der stets gut gelaunte Mann, der mit seiner Frau Monika in einem grossen Wohnblock zu Hause ist. «Mit Agaporniden sterbe ich.» Mit dieser Feststellung drückt der pensionierte Maler seine Liebe zu diesen Afrikanern aus. Sie seien klein und «gmögig». Er hielt einst in einem Zimmer 40 Agaporniden. Nach vielen Jahren sei ein Nachbar ganz erstaunt gewesen, dass er Vögel halte, als er es per Zufall vernahm. Er habe nie etwas davon gemerkt, erzählt Kunz.
Leise Agaporniden
Er hielt Agaporniden, aber besondere Arten: Russköpfchen, Taranta-Bergpapageien und Orangeköpfchen – alles Papageien mit sehr dezenten Stimmen, die sie nur selten einsetzen. Das Orangeköpfchen aus Zentralafrika allerdings ist eine sehr seltene Art, die hohe Anforderungen stellt. Die Taranta-Bergpapageien aus Äthiopien sind empfehlenswerter, auch darum, weil sich die Geschlechter äusserlich gut unterscheiden lassen. Das Männchen hat eine rote Stirne.
Die Art mit grünem Grundgefieder sollte paarweise gehalten werden. Eine Gruppenhaltung ist nicht empfehlenswert, da es oft zu Querelen zwischen den Paaren kommt, insbesondere wenn sie brüten wollen. «Ausserhalb der Brutzeit halte ich sie aber im Schwarm ohne Nistkästen», sagt Kunz. Damit habe er gute Erfahrungen gemacht.
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Der 67-Jährige schwärmt für den Tarantiner. «Sie sind in der Wohnung sehr angenehm, weil sie keinen Lärm verursachen, und flattern auch nicht so viel.» Auch die Russköpfchen aus Sambia und Simbabwe sind empfehlenswerte Kleinpapageien für den Wohnbereich. Sie können in einer Zimmervoliere sogar dauerhaft in einer kleinen Gruppe von drei bis vier Paaren gepflegt werden. Auch diese Art fliegt in den Volieren von Kunz.
Eine weitere Agapornidenart, die aber unter Menschenobhut in der Schweiz selten geworden ist, ist das Erdbeerköpfchen, das in Malawi, Sambia und Simbabwe in isolierten Gebieten vorkommt. Es sind friedfertige Vögel, die in einer Zimmervoliere im Schwarm gehalten werden können und nur dezente Stimmen haben. Kunz ist einer der wenigen, der diese Art erfolgreich züchtet.
Ganz wichtig bei der Agaporniden-Haltung ist, dass jeweils nur eine Art in der gleichen Voliere gehalten wird, so dass sie nicht hybridisieren. Russ- und Erdbeerköpfchen gibt es weder in der Natur noch unter Menschenobhut viele. Darum ist es wichtig, dass sie artenrein und in Naturfarben gezüchtet werden. Darauf sollten Halter achten, welche diese Arten vermehren möchten. Zudem sollten mit Agaporniden nicht andere Vogelarten gehalten werden.
Bunter Gelbmasken-Sperlingspapagei
Die Sperlingspapageien gleichen den Agaporniden (Agapornis sp.) zumindest von den Körperproportionen her, doch sie stammen aus Südamerika und gehören zur Gattung Forpus. Während manche Agaporniden Material wie Blätter und Zweige in ihre Nisthöhlen eintragen, tun die Sperlingspapageien dies nicht. Es können aber die gleichen, überall im Handel erhältlichen Nistkästen wie für Wellensittiche verwendet werden. Die meisten Vertreter der südamerikanischen Zwerge sind hauptsächlich grün gefärbt und etwas kleiner als Agaporniden.
Eine Ausnahme bildet der Gelbmasken-Sperlingspapagei. Kunz mag ihn besonders, gerade seiner Grösse und der attraktiven Färbung wegen. Seine Zucht sei kaum steuerbar, sagt der Krienser. Er könne das ganze Jahr über Paare in Zuchtboxen einsetzen. Er hat beobachtet, dass der Gelbmasken-Sperlingspapagei viel mehr Futter zu sich nimmt als der ähnlich grosse Taranta-Bergpapagei. Zudem habe die Art einen höheren Grit- und Mineralbedarf. Allen Papageien muss in separaten Näpfen Grit, Kalzium, beispielsweise in Form von Sepiaschalen und pulverisiert, sowie ein Mineralprodukt zur freien Aufnahme angeboten werden.
Verwandte in verschiedenen Ländern
Gemeinsam mit den Agaporniden haben die Gelbmasken-Sperlingspapageien einen ähnlichen Lebensraum-Typ. Alle erwähnten Agaporniden und der Gelbmasken-Sperlingspapagei kommen in Savannen und entlang von Flussläufen vor. Kunz züchtet seine Gelbmasken-Sperlingspapageien in Boxen mit den Massen 80 x 40 x 50 Zentimeter. Ausserhalb der Zucht hält er sie in Volieren. Die Volierenhaltung im Schwarm sei gerade bei dieser Art nicht immer einfach, merkt Kunz an. «Doch wenn sie einmal eingewöhnt sind und die Stellungen innerhalb des Schwarms geklärt sind, geht es.»
Gelbmasken-Sperlingspapageien haben verschiedene Verwandte. Am häufigsten sind die Blaugenick-Sperlingspapageien aus Peru und Ecuador und die Augenring-Sperlingspapageien aus Kolumbien und Venezuela. Das Grundgefieder der beiden Arten ist grünlich. Da sie dazu neigen, untereinander aggres-siver zu sein, ist es besser, sie paarweise zu halten und nicht im Schwarm. Agaporniden und Sperlingspapageien ernähren sich von einer Saatenmischung für Kleinpapageien, oft als Agapornidenfutter bezeichnet. Zusätzlich sollten Beeren, Wildgräser, Obst und Gemüse gereicht werden.
Erdbeer- und Russköpfchen, Taranta-Bergpapageien und Gelbmasken-Sperlingspapageien werden nicht so häufig unter Menschenobhut gehalten. Gerade das kann eine Herausforderung darstellen, zumal es wichtig ist, von diesen Arten unter menschlicher Obhut gesunde Populationen zu erhalten. Renzo Kunz hat sich dieser Aufgabe mit Erfolg verschrieben.
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