Kälte, Schnee und wenig Nahrungsmöglichkeiten veranlassen Vögel in den Wintermonaten, in den Süden zu ziehen. Doch nicht alle Vögel können den kalten Witterungsbedingungen entfliehen. Hühner mit ihrer geringen Flugfähigkeit und oftmals einem Leben in Gefangenschaft sind gezwungen, während des Winters in ihrer Heimat zu bleiben.

Die meisten Hühnerrassen haben es jedoch während ihrer Domestikation geschafft, sich auch in kalten Klimazonen zurechtzufinden. Im Allgemeinen ertragen Hühner die Kälte besser als die Wärme. Aber nicht alle Rassen sind gleichermassen wintertauglich. Als besonders kälteresistent wurde beispielsweise das Appenzeller Barthuhn für die Alpenregion gezüchtet, das Rheinländer Huhn für die Eifelbergregion oder das Chantecelerhuhn für die frostigen Gegenden Kanadas.

Rezeptoren in der Haut überwachen die Temperatur
Hühner können Umwelttemperaturen sehr gut wahrnehmen. Zwar ist nach Carl Engelmann, ehemaliger Abteilungsleiter am deutschen Institut für landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen, noch wenig über die aufnehmenden Sinnesorgane beim Geflügel bekannt. Doch aus Beobachtungen beim Menschen hat man einige Vermutungen angestellt.

So geht man davon aus, dass die von dünnen Bindegewebeschichten eingehüllten freien Nervenendigungen – die sogenannten «Krauseschen Endkolben» – die Empfangsorgane für Kältereize sind. Ihnen gegenüber stehen die «Ruffinischen Knäuel», die Empfangsorgane für Wärmereize. Beide Organe sind über den gesamten Körper verteilt. Beim Trinken reagiert das Huhn mit erstaunlicher Sicherheit und Empfindlichkeit auf Wärmereize. Bei Kältereizen zeigen sich die Tiere unempfindlich bis gleichgültig. Daher geht man davon aus, dass in der Nähe des Schnabels mehr Wärmepunkte vorhanden sind.

Hühner verfügen aber auch über eine vergleichsweise hohe Körpertemperatur. Sie liegt zwischen 39 und 44 Grad und ist damit um einiges höher als diejenige von Säugetieren. Am wohlsten fühlen sich Hühner bei einer Aussentemperatur zwischen 17 und 28 Grad. Dann bleibt die Körpertemperatur des Huhnes konstant. Zu Veränderungen der Körpertemperatur führen meist höhere oder tiefere Umgebungstemperaturen. Weitere Faktoren können die Rassezugehörigkeit, das Alter, die Legeleistung oder die Bewegungsintensität sein. Ebenso beeinflusst der tägliche Stoffwechsel die Körpertemperatur. Normalerweise ist sie gegen sechzehn Uhr am höchsten und nimmt dann stetig ab, bis sie um Mitternacht ihren Tiefpunkt erreicht.

Bei umstrittenen Versuchen in den Sechzigerjahren fand man heraus, dass das hungernde Huhn bei einer Aussentemperatur unter 17 Grad versucht, seine Körpertemperatur mit physiologischen Veränderungen aufrechtzuerhalten: durch ein Zusammenziehen der Blutgefässe an der Körperoberfläche, durch Steigerung des Stoffwechsels, Umstellung des Hormonhaushaltes oder durch Muskelzittern. Selbst minus 50 Grad hielten die Hühner aus, ohne dass sich ihre Körpertemperatur gefährlich senkte. Gänse ertrugen gar minus 90 Grad, Enten minus 100.

Geschlossene Fenster sind zwar gut gemeint, erhöhen aber die Feuchtigkeit
Doch auch wenn sich Hühner sehr kälte­resistent zeigen, sind sie nicht vor Erkältungen gefeit. Meist ist der Auslöser aber nicht bei den tiefen Temperaturen zu suchen, sondern in der Hühnerunterkunft. Ist die Einstreu im Stall stets feucht, sind bald auch die Federn der Hühner nass. Wichtig ist deshalb eine saugfähige Einstreu wie Hobelspäne. Eine andere Variante ist ein Vordach beim Hühnertürchen. Dadurch wird weniger Feuchtigkeit in den Stall geschleust.

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Eine gute Durchlüftung im Hühnerstall ist bei Kälte besonders
wichtig.

Foto: Fabienne Schenkel

Oft schliessen Geflügelhalter im Winter die Fenster des Hühnerhauses, damit die Tiere nicht frieren. Da die kalte Luft weniger Feuchtigkeit aufnimmt, wird damit jedoch genau das Gegenteil erreicht. Die Feuchtigkeit setzt sich auf der Einstreu und den Tieren selbst ab. Wenn dann auch noch Durchzug herrscht, setzen relativ rasch die typischen Erkältungssymptome ein. Neben einer feuchten Nase erkennt man die Erkältung am schweren Atmen der Tiere.

Erkältete Tiere sollten sofort von den übrigen isoliert werden, bis sie wieder genesen sind. Medikamente oder eine Impfung sind in der Hobbyzucht im Gegensatz zur wirtschaftlichen Geflügelzucht nicht verbreitet. Einem Schnupfen vorbeugen kann der Züchter, indem er die Einstreu in der kalten Jahreszeit öfter wechselt.

Die Legetätigkeit nimmt erst bei extremen Temperaturen ab
Die Wintermonate bedeuten für den Züchter mehr Arbeit und weniger Lohn. Denn in den Wintermonaten legen Hühner weniger bis gar keine Eier. Das Ausbleiben der Legetätigkeit beruht auf mehreren Faktoren. Über die Gewichtung der einzelnen Punkte ist man sich in der Forschung nicht einig. So spielt einerseits die Umgebung eine Rolle, andererseits aber auch die Dauer des Tageslichts, und nicht zuletzt soll auch der erbliche Faktor entscheidend sein.

In einem Artikel des «Agricultural Research Service» aus den Vereinigten Staaten wurde aufgrund intensiver Untersuchungen die beste Legetemperatur bei 13 Grad festgehalten. Dabei legten die Hühner am meisten Eier und verzehrten gleichzeitig am wenigsten Futter. Die Untersuchung zeigte jedoch auch, dass die Legetätigkeit nur um fünf bis zehn Prozent sank, wenn die Temperatur in einem Bereich von vier bis 24 Grad konstant blieb. Bei minus fünf Grad sank die Tätigkeit hingegen auf 26 Prozent. 

Dies zeigt, dass die Legetätigkeit zwar durch die Aussentemperatur beeinflusst wird, aber erst bei extremen Temperaturen drastisch abnimmt. Weiter stellte man bei der Untersuchung fest, dass die Eier bei fallenden Temperaturen grösser wurden und eine härtere Schale aufwiesen. Bei einem Versuch, bei dem der Hühnerstall den ganzen Winter durch zur einen Seite hin offen stand, ergab sich,  dass die Legetätigkeit zwar abnahm, die Hennen dies jedoch in den warmen Jahreszeiten wieder aufholten. Zudem trugen sie keinen gesundheitlichen Schaden davon. Einzig der Futterverzehr war leicht erhöht.

Tränkewärmer für Hühner

Sinken die Temperaturen im Hühnerstall unter null Grad, so gefriert das Trinkwasser. Damit dies nicht geschieht, gibt es im Fachhandel praktische Hilfsmittel ab etwa 30 Franken. Eine Variante ist ein Tränkewärmer in der Form einer elastischen Vollgummimatte. Diese ist acht Millimeter dick und trittfest. Durch die quadra­tische Ausführung in der Grösse von 24 Zentimetern eignet sich die Unterlage für nahezu jede Tränke. Die Matte hat eine 2,5 Meter lange Zuleitung. Ist sie am Strom angeschlossen, sorgt sie stets für temperiertes Wasser.

 

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Foto: Fabienne Schenkel