Literatur
Die liebsten Tierromane der «Tierwelt»-Redaktion
Rechtzeitig vor Weihnachten stellen sechs «Tierwelt»-Redaktoren ihre Lieblings-Romane mit Tieren in wichtigen Rollen vor. Wer noch keine Idee für ein Geschenk hat, kann sich hier inspirieren lassen.
Lehrstunde von toten Tieren
Schriftsteller Henry T. erhält einen mysteriösen Brief von einem Leser. Darin enthalten ist ein Ausschnitt aus einem unvollendeten Theaterstück. Die Hauptdarsteller: Beatrice und Vergil. Um der Sache nachzugehen, macht sich Henry auf die Suche nach dem Autor des Briefs und findet ihn – einen alten Tierpräparator – in seinem Laden «Taxidermie Okapi». Dort stellt sich heraus, dass es sich bei Beatrice und Vergil um präparierte Tiere handelt, um einen Esel und einen Affen. In diese beiden «Führer durch die Hölle» projiziert der Tierpräparator einen Dialog, der als heiteres Gespräch über Birnen und Bananen beginnt, sich aber bald zu einer düsteren Geschichte über Gräuel, Schrecken, Tod und Krieg wandelt. «Ein Hemd des 20. Jahrhunderts» ist das neuste Werk von Yann Martel, dem Autor von «Schiffbruch mit Tiger». Es ist eine Lehrstunde in Menschlichkeit, vorgetragen von toten Tieren. Oder wie es der Präparator auszudrücken pflegt: «Sie sind alle lebendig – nur die Zeit ist stehengeblieben.»
Matthias Gräub
<drupal-entity data-embed-button="media" data-entity-embed-display="view_mode:media.teaser_big" data-entity-embed-display-settings="[]" data-entity-type="media" data-entity-uuid="36c32215-5f97-4a97-8a60-31e62db25c9a" data-langcode="de"></drupal-entity> | Yann Martel: «Ein Hemd des 20. Jahrhunderts», Taschenbuch, 224 Seiten, Verlag: Fischer, ISBN: 978-3-59618-724-9, ca. Fr. 16.– |
Schauderhafter Friedhof
Der Tod eines geliebten Haustieres schmerzt. Davon kann der Familienvater Louis Creed ein trauriges Lied singen. Als der Kater Winston Churchill von einem Lastwagen überfahren wird, weiss der Vater Louis nicht, wie er seinen Kindern den Verlust ihres Vierbeiners beibringen soll. Kurz davor hat ihm sein Nachbar Jud Crandall von einem seltsamen Tierfriedhof erzählt. Zusammen mit Crandall beerdigt Louis den Kater an dem besonderen Ort, welcher der Legende nach den Toten neues Leben «schenken» soll. Tatsächlich kehrt Winston Churchill bereits am nächsten Tag zurück. Doch über der Wiedergeburt liegt ein Schatten. Der Kater ist nicht mehr derselbe. So tötet er nicht nur kleinere Tiere wie Mäuse, sondern auch einen grösseren Raben auf selbst für Katzen äusserst sadistische Weise. Doch das schreckt Louis nicht ab. Als später auch noch sein Sohn Gage einen tödlichen Unfall hat, beschliesst er, ihn ebenfalls auf dem Tierfriedhof zu begraben – mit verheerenden Folgen. Mit seinen eindringlichen Schilderungen des Übernatürlichen ist Stephen Kings «Friedhof der Kuscheltiere» ein Meisterwerk des Horrors. Die Lektüre verspricht spannende und gruslige Stunden und sollte daher auf keinen Fall in Kinderhände gelangen.
Oliver Loga
<drupal-entity data-embed-button="media" data-entity-embed-display="view_mode:media.teaser_big" data-entity-embed-display-settings="[]" data-entity-type="media" data-entity-uuid="bebff06b-339e-4474-9c00-fb4bcf048183" data-langcode="de"></drupal-entity> | Stephen King: «Friedhof der Kuscheltiere», Taschenbuch, 606 Seiten, Verlag: Heyne, ISBN: 978-3-453-43579-7, ca. Fr. 18.– |
Versaute Revolution
«Hund misshandelt», «Katze ausgesetzt», «Schaf malträtiert». Wenn ich solche Schlagzeilen lese, denke ich manchmal: Eigentlich müssten sich die Tiere wehren, vielleicht wäre die Welt dann besser. Aber dann erinnere ich mich daran, was im Roman «Farm der Tiere» des englischen Autors George Orwell passierte. Dort jagen die Tiere ihren Besitzer, den ständig besoffenen Bauern Jones, zum Teufel. Sie vereinbaren Gleichberechtigung für alle Tiere, egal welcher Art. Doch bald übernehmen die Schweine die Herrschaft. Zuerst beanspruchen sie die Milch und die Äpfel für sich. Dann errichten sie ein Komitee, das die Farm mit immer härterer Hand führt. Am Schluss gehen sie auf zwei Beinen und verbünden sich mit den Menschen – einen Unterschied zwischen Schwein und Mensch gibt es nun nicht mehr. Orwell geht es zwar nicht um wirkliche Tiere; sein Roman ist eine Allegorie auf die Sowjetunion, wo auf die Oktoberrevolution eine neue Schreckensherrschaft folgte. Trotzdem: Wäre die Welt wirklich besser, wenn Schweine klüger wären als wir?
Simon Koechlin
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Eine wunderbare Freundschaft
Das Schicksal schlägt immer unverhofft zu. In diesem Fall führt es zwei höchst ungleiche Wesen zusammen: einen Mann in den Vierzigern und einen wilden Hasen. Kaarlo Vatanen, ein Journalist, ist mit einem Fotografen dienstlich im Auto unterwegs nach Helsinki. Zwei Männer in den sogenannt besten Jahren, die vom Leben enttäuscht sind, weil es nicht annähernd gebracht hat, was sie sich in ihrer Jugend erträumt hatten. Schweigend fahren sie durch die Landschaft – plötzlich ist da, mitten auf der Strasse, ein Hase. Das Bremsmanöver kommt zu spät, der Hase wird vom Auto erfasst und weggeschleudert. Vatanen geht das Tier suchen. Er findet es mit einem gebrochenen Hinterlauf im Wald. In der Zwischenzeit ist es dem Fotografen verleidet, auf seinen Kollegen zu warten. Er fährt davon. Nun sind da nur noch der Mann und der Hase, in der finnischen Pampa. Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Von nun an sind die beiden unzertrennlich, Mann und Hase reisen quer durch das ganze Land, erleben gemeinsam die tollsten Abenteuer – die grenzenlose Freiheit. Der finnische Schriftsteller Arto Paasilinna hat schon viele Romane geschrieben, alles herrlich skurrile Geschichten – diese hier ist seine berühmteste.
Monika Zech
<drupal-entity data-embed-button="media" data-entity-embed-display="view_mode:media.teaser_big" data-entity-embed-display-settings="[]" data-entity-type="media" data-entity-uuid="ff026fdc-5209-4d87-861e-caee008204a2" data-langcode="de"></drupal-entity> | Arto Paasilinna: «Das Jahr des Hasen», Taschenbuch, 237 Seiten, Verlag: Bastei-Lübbe, ISBN: 978-3-404-92030-3, ca. Fr. 15.– |
Niemals aufgeben
Ein armer alter Fischer fährt trotz anhaltendem Misserfolg jeden Tag aufs Meer hinaus. Er ehrt die See und die Natur und weiss, dass sie ihn am Leben erhält, auch wenn sie es ihm nicht leicht macht. Nach fast drei Monaten Durststrecke beisst plötzlich der Fang seines Lebens an. In einem tagelangen Kampf auf Leben und Tod bezwingt er den über fünf Meter langen Speerfisch, für den er grossen Respekt empfindet – nur um ihn danach an hungrige Haie zu verlieren. Mit nichts als dem Skelett des gigantischen Fisches und völlig geschwächt kehrt der alte Mann an Land zurück. Diese fast unglaubliche Geschichte wird so unspektakulär erzählt, dass vielen Lesern ihre Grossartigkeit nicht sofort bewusst wird. Denn eigentlich sind wir alle dieser Fischer und müssen uns überlegen, wie wir unsere Aufgaben im Leben angehen, wie wir dem Leben selbst entgegentreten und das Beste daraus machen – selbst wenn wir am Ende scheitern sollten. Weil nur aufgeben eine Niederlage ist.
Leandra Jordi
<drupal-entity data-embed-button="media" data-entity-embed-display="view_mode:media.teaser_big" data-entity-embed-display-settings="[]" data-entity-type="media" data-entity-uuid="ed5e410a-0a10-4606-963e-46afb342df03" data-langcode="de"></drupal-entity> | Ernest Hemingway: «Der alte Mann und das Meer», Taschenbuch, 157 Seiten, Verlag: Rowohlt, ISBN: 978-3-499-26767-3, ca. Fr. 15.– |
Die Natur schlägt zurück
Seltsames passiert im Meer: In der Nordsee werden Millionen von beissenden Würmern entdeckt, Orcas töten Menschen, ein Schiff sinkt, weil das Ruder mit einer Invasion von Muscheln bedeckt ist; die Häufung dieser Ereignisse überzeugt Wissenschaftler weltweit, dass dies kein Zufall sein kann. Die Meeresfauna spielt verrückt und wird für die Menschen zur Bedrohung. Kann ein Team um den Meeresbiologen Sigur Johansson und die Journalistin Karen Weaver die Ursache dafür herausfinden, bevor es zu spät ist? Dieses bedrohliche Szenario entwirft der deutsche Autor Frank Schätzing in seinem sehr erfolgreichen Science-Fiction-Thriller «Der Schwarm». Er schafft es, die Spannung subtil aufzubauen und mit Urängsten zu spielen. Trotz des Umfangs von stolzen 1001 Seiten kann von Langeweile nie die Rede sein. Mit seinem Werk will Schätzing aufzeigen, dass man die Natur nie unterschätzen darf – und dass sie in der Lage sein könnte, die menschliche Rasse in Gefahr zu bringen: Wenn diese nicht endlich begreift, dass die Ressourcen der Erde nicht endlos sind und dass die Umwelt respektiert werden soll.
Jonas Baud
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