Als die ersten Paradiesvogel-Federn im 16. Jahrhundert nach Europa gebracht wurden, witterten Wissenschaftler eine Fälschung. Sie wollten einfach nicht glauben, dass es derart farbenfroh befiederte Vögel überhaupt gibt. Nicht mit seinem Gefieder, sondern mit seiner Stimme macht der Leierschwanz auch heute noch viele Laien stutzig. Er kann nämlich nicht nur andere Tiere imitieren, sondern auch die Geräusche von Handys, Polizeisirenen oder Motorsägen.

Talentshow im Vogelreich
In der Vogelwelt gibt es für jedes Talent eine Verwendung. Jede Vogelart hat sich auf eine etwas andere Balzmethode spezialisiert. Während die einen aussergewöhnlich gute Sänger sind und wunderschöne Lieder pfeifen, die das Herz jedes Vogelweibchens erweichen, sind andere begnadete Tänzer oder sehen einfach nur verdammt gut aus in ihrem Balzgefieder.

Der Bildband «Vogelhochzeit – Von der Balz bis zum Nestbau» behandelt jeden Aspekt der Liebe unter Vögeln. Der britische Ornithologe James Parry, Autor des Buches, führt kompetent durch das gesamte Spektrum der gefiederten Liebhaber und weist auf die Besonderheiten verschiedener Vögel hin.

So werden etwa die allbekannte Nachtigall, aber auch das Rotkehlchen oder das Sommergoldhähnchen als Meistersänger angepriesen, die mit möglichst ausgefallenen und starken Liedern um die Gunst der Weibchen buhlen.

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Um noch mehr Eindruck zu schinden, stellt das Sommergoldhähnchen seinen bunten Schopf auf. © New Holland Publishers (UK) Ltd

Auch die äusseren Werte zählen
Während der Gesang eines Vogels besser mit Worten als mit Bildern beschrieben werden kann, bieten andere Vogelarten ganz besonders schöne Fotomotive, wenn sie ihr schönstes Balzkleid «anziehen». Der Prachtfregattvogel etwa hat einen leuchtend roten Kehlsack, den er aufblasen kann, um Weibchen zu beeindrucken. Und die Wundersylphe verfügt über lange Schwanzfedern mit einer Art Flagge an deren Ende, die sie in der Luft herumwirbeln lässt.

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Die männliche Wundersylphe und ihre «Flaggen» an den Schwanzfedern. © New Holland Publishers (UK) Ltd

Heikle Nistplätze und findige Stadtvögel
Die Balz ist aber nicht alles, was Parry in seinem Buch untersucht. «Vogelhochzeit» zeigt auch, welch unterschiedliche Formen der Nestbau und die Aufzucht der Jungvögel bei verschiedenen Arten annehmen können. So gibt es neben den Napfnestern, die wir von den meisten Vögeln kennen, auch ganz andere Plätze, die für die Eiablage in Frage kommen.

Die Feenseeschwalbe zum Beispiel legt einzelne Eier oft einfach auf dem Ast eines Baumes ab – und hofft, dass das Ei nicht herunterfällt. Und viele Vögel, die in Städten wohnhaft sind, wählen sich gerne einmal eine Verkehrsampel als Nistplatz aus oder fertigen ihr Nest aus Plastikschnüren oder Drähten, die sie irgendwo auflesen.

Auch die schönste Nebensache wird behandelt
90 Prozent der Vögel sind monogam. Das liegt daran, dass frisch geschlüpfte Jungvögel meist eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung benötigen. Dass es auch Ausnahmen gibt, die untreu sind, wie das mit dem Sex im Vogelreich überhaupt funktioniert und wie Vogeleltern mit ihren Jungen umgehen, lernt der Leser von «Vogelhochzeit» ebenfalls in je einem Kapitel.

«Vogelhochzeit» ist ein informatives Lesebuch, das in kurzen, kompetent geschriebenen Kapiteln die einzelnen Elemente im Balz- und Paarungsverhalten von Vögeln erklärt. Sowohl farbenprächtige Exoten werden darin behandelt als auch Amseln & Co., die uns tagtäglich begegnen. Beeindruckende Tierfotografien runden das ganze Paket ab.

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«Vogelhochzeit – Von der Balz bis zum Nestbau», gebunden, 160 Seiten, Verlag: Haupt, ISBN: 978-3-258-07743-7, Fr. 52.90