Tiere im Comic
Tom & Jerry – aus dem Hut gezaubert
Wer kennt die ewigen Trickfilmrivalen Tom & Jerry nicht? Es hätte allerdings nicht viel gefehlt und die beiden hätten ganz anders geheissen. Beispielsweise «Jasper & Jinx». So hiessen sie nämlich ursprünglich.
Wir schreiben die späten 1930er-Jahre und befinden uns in Hollywood. Das Trickfilmstudio MGM war finanziell am Abgrund, etwas neues musste her, etwas, das die Zuschauer in Scharen ins Kino lockt (damals war der eigene Fernseher in der Stube noch ein Luxusgut). In einer Teamsitzung schlug der Zeichner und Autor Joseph Barbera vor, einen Kurzfilm über eine Katze und eine Maus zu produzieren, die sich gegenseitig jagen.
Obwohl die Idee nicht sonderlich innovativ schien, kriegte Barbera seine Chance. Gemeinsam mit William Hanna veröffentlichte er 1940 den 9-Minuten-Trickfilm «Puss Gets the Boot». Es war die Geburt einer langjährigen und erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Hanna und Barbera, die später auch unzählige andere Trickfilme produzierten, unter anderem die «Familie Feuerstein», «Scooby-Doo» oder die Cartoon-Umsetzungen von «Lucky Luke» und den «Schlümpfen».
Jasper & Jinx
Es war aber nicht die Geburt von Tom & Jerry. Noch nicht. Denn die Katze in «Puss Gets the Boot» trug damals noch den Namen «Jasper». Und die Maus hatte überhaupt keinen Namen, die Produzenten nannten sie aber «Jinx», was übersetzt so viel wie «Unglücksbringer» bedeutet. Eigentlich passend, denn der frechen Maus gelingt es immer wieder, dem armen Kater ein Schnippchen zu schlagen.
«Puss Gets the Boot» wurde ohne grosses Tamtam und ohne Werbung ins Kino gebracht, dem Film wurde kein grosser Erfolg vorausgesagt, Hanna und Barbera widmeten sich derweil wieder anderen Projekten. Doch der «Unglücksbringer» brachte dem Studio letztlich doch Glück: Der Film wurde zu den Lieblingen der Kinobetreiber, die Zuschauer wollten mehr Katz-und-Maus-Action sehen. Also erhielten Hanna und Barbera den Auftrag, eine ganze Serie zu produzieren.
50 Dollar für den neuen Namen
Zuerst musste ein Titel für die Serie her, und den wollte das Studio aus den Namen der beiden Hauptdarsteller zusammensetzen. Doch «Jasper & Jinx» erschien den Verantwortlichen nicht geeignet, also veranstalteten sie kurzerhand einen Wettbewerb: Die Mitarbeiter des Studios schrieben ihre Vorschläge auf Zettelchen und warfen diese in einen Hut. Gezogen wurde – Sie haben's erraten – «Tom & Jerry». Die Idee dazu kam übrigens von einem Film-Animatoren namens John Carr, der dabei neben Ruhm und Ehre auch 50 Dollar gewann.
Tom & Jerry wurde ein Erfolg. Bis 1958 wurden mehr als 100 Folgen des Katz-und-Maus-Spektakels hergestellt, wobei die Hauptdarsteller sich laufend veränderten. Waren Tom und Jerry anfangs noch sehr detailliert gezeichnet, bekamen sie später immer weniger Charakterzüge, damit sie einfacher und schneller zu zeichnen waren. Kater Tom sah anfangs wie eine echte Hauskatze aus, wurde aber immer menschlicher und wechselte bald sogar zu einem zweibeinigen Gang.
Gewalt und Zigaretten
Was aber in der Anfangszeit konstant blieb, war die Brutalität der Handlung. Und anders als in der Realität ist im Trickfilm eher die Maus der Bösewicht. Jerry provoziert Kater Tom ohne Unterlass und bringt ihn regelmässig zur Weissglut. Er piekst ihm in den Schwanz, zündet Feuerwerk zwischen seinen Zehen und lässt ihn in Mausefallen treten, bis Tom gar nichts anderes übrig bleibt, als die Jagd auf die Maus aufzunehmen. Doch meist schafft es Jerry dank Köpfchen, Geschick und Glück, sich Tom vom Leib zu halten. Und meist ist es Tom, der dann von seinem Besitzer mit einem Tritt in den Hintern bestraft wird.
Die zum Teil wirklich brutalen Szenen aus der Anfangszeit waren ein Publikumsmagnet, sorgten aber bald für Unmut in Teilen der Bevölkerung, war der Trickfilm doch hauptsächlich für Kinder bestimmt. Ausserdem kamen Rassismus-Vorwürfe aufgrund verschiedener Szenen auf und die Tatsache, dass Tom und Jerry dann und wann genüsslich an einer Zigarette zogen, kam auch nicht sonderlich gut an.
Die Vorwürfe wurden ernst genommen, in später produzierten Folgen wurde auf politische Korrektheit geachtet und auch die Gewalt wurde massiv zurückgeschraubt, bis hin zu dem Punkt, dass Tom und Jerry dicke Freunde wurden und gemeinsame Sache machten, um hehre Ziele zu erfüllen. Fans bevorzugen auch heute noch die alten, ursprünglichen Folgen, die, in denen Tom und Jerry noch Katz und Maus spielen durften. Diese sind übrigens noch heute immer wieder im TV zu sehen. Rassismus und Zigaretten sind dort natürlich herauszensiert, dafür kriegen wir in der deutschsprachigen Fassung ein eingängiges Titellied von Udo Jürgens zu hören.
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Video: YouTube/TN Television Nostalgia
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