Der Australische Prachtkäfer hat keinen komplizierten Frauengeschmack. Gross muss sie sein. Grösser als er. Und braun muss sie sein. Genau wie er. Und ihr Panzer muss gebuckelt sein. Genau wie seiner. Ein recht simples Schönheitsideal. Und ein unverwechselbares, sollte man meinen. Doch weit gefehlt: Da der arme Prachtkäfer nicht die besten Augen im Tierreich hat, kommt es schon mal vor, dass er sich bei der Brautschau verguckt.

Australische Bierflaschen sind allesamt grösser als der Prachtkäfer. Einige davon sind auch braun. Und einige dieser braunen Bierflaschen hatten in den 80er-Jahren sogar Buckel. Für Menschen bedeutete das ein optimaler Griff für optimales Trinkvergnügen, für den Prachtkäfer war es eine regelrechte Liebesfalle. Denn diese Flaschen wirkten auf das arme Tier so anziehend, dass er ihnen nicht widerstehen konnte und verzweifelt versuchte, sie zu begatten. 

Der Mensch erfindet zu viel
Eine «evolutionäre Falle» wird der Irrtum genannt, den der Prachtkäfer in Australien beging. Und er ist nicht der Einzige, dem das passierte. Immer wieder gibt es menschliche Erfindungen, die in Tieren bestimmte Schlüsselreize auslösen, Triebe, denen sie nicht widerstehen können. 

Gefährlich wurde es beispielsweise für die Kolibris in den Vereinigten Staaten, als Bauern ihre Elektrozäune mit roten Isolatoren versahen. Die kleinen Vögel hielten die Isolatoren für rote Blumen, versuchten sie zu bestäuben und starben am unvermeidlichen Elektroschock. Mittlerweile sind die Isolatoren an den meisten Zäunen ersetzt worden – den Kolibris zuliebe.

Daumen hoch für die Bier-Industrie
Und auch die Prachtkäfer-Geschichte hat ein glückliches Ende gefunden. Die Bierhersteller hatten Mitleid mit den Käfern, die oftmals stundenlang versuchten, ihr Produkt zu begatten und dabei in der heissen australischen Sonne zugrunde gingen. Sie ersetzten die buckeligen Flaschen mit glattwandigen, dadurch verloren die Käfer ihr Interesse daran und suchten sich wieder echte Weibchen. Das dauert zwar vielleicht etwas länger als vorher, ist aber bestimmt auf lange Sicht deutlich befriedigender.

Die britische BBC hat eine kurze Dokumentation über die Käferfalle gedreht.

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Quelle: YouTube/BBCPlanetWild