Chinesische Nachtigall
Lieblich, aber anspruchsvoll
Chinesische Nachtigallen sind Vogelschönheiten Asiens. Sie gehören zu den wenigen exotischen Weichfressern, die vereinzelt gehalten und gezüchtet werden. Sie mögen dicht bepflanzte Volieren und benötigen zur Zucht Lebendfutter.
Beide deutsche Namen deuten auf positive Eigenschaften dieses Vogels hin. Die Bezeichnung Chinesische Nachtigall verrät, dass Männchen lieblich und abwechslungsreich singen. Sonnenvogel werden sie aber auch genannt, dies wohl wegen ihres prachtvollen Gefiederkleids, das von Gelb über Orange bis ins Rote reicht und somit alle Nuancierungen des Sonnenlichts zeigt. Leiotrix lutea, so der wissenschaftliche Name, ist ein begehrter Volierenvogel. Die Chinesische Nachtigall ist in ihrem riesigen Ursprungsgebiet, das vom Norden Pakistans bis nach Südchina reich, nicht gefährdet, wird aber dennoch im Anhang II des Cites (internationales Handelsübereinkommen) geführt.
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Weil Käfigvögel entflogen, hat sich die Art sogar in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal in gewissen Regionen etabliert. Ihr natürlicher Lebensraum liegt meist in 1500 bis 3200 Meter Höhe und besteht aus Bambus-, Laub- und Nadelwäldern. Ausserhalb der Brutzeit durchstreifen Chinesische Nachtigallen truppweise das Gebüsch vom Boden bis in die Wipfel und stöbern nach Insekten. Sie untersuchen besonders gerne feuchten Boden.
Da sich Chinesische Nachtigallen gerne im Gebüsch verstecken, sollte ihre Voliere dicht bepflanzt sein. Im Jersey Zoo auf der gleichnamigen britischen Kanalinsel, lebt die Art in einer grossen, begehbaren Asienvoliere von ungefähr 30 × 20 Meter. «Sie vermehren sich hier gut», sagt Glyn Young, der Vogelkurator des geschichtsträchtigen Zoos.
Berührt vom Gesang
Subtropische Vegetation wuchert, ein Sonnenvogel fliegt auf einen hellgrünen, vom Regen abgewaschenen Palmwedel, derweil ein anderer mit seinem korallenroten Schnabel am Fuss des faserigen Stamms im Erdreich stochert. Ein Bachlauf plätschert durch die Anlage, die von weiteren asiatischen Arten bewohnt wird. Young sagt, dass von hier aus schon viele Sonnenvögel die Reise in andere europäische Zoos angetreten hätten. Verschiedene Paare haben sich die Voliere in unterschiedliche Reviere aufgeteilt. Das milde, vom Golfstrom geprägte Klima behagt den Chinesischen Nachtigallen sehr.
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Was im Jersey Zoo möglich ist, gelingt in Privathand kaum. Wenn Chinesische Nachtigallen auch ausserhalb der Brutzeit in Gruppenverbänden leben, so sollten Paare zur Zucht einzeln untergebracht werden. Zudem sollten sie nicht mit anderen Arten vergesellschaftet werden, insbesondere nicht mit kleineren Vögeln wie Prachtfinken. So lieblich die Chinesischen Nachtigallen aussehen, sie können zu Nesträubern werden und Eier oder frisch geschlüpfte Junge anderer Arten erbeuten. In der Brutzeit sind Paare aggressiv gegenüber anderen Sonnenvögeln und können sie sogar töten.
Einer, der sich ganz den Chinesischen Nachtigallen verschrieben hat, ist Peter Karsten. Der Deutsche wanderte mit seiner Frau nach Kanada aus und wurde 1964 Tierpfleger im Calgary-Zoo. 1974 stieg er zum Direktor auf – und blieb bis zu seiner Pensionierung 1994. Dann zogen er und seine Frau nach Denman Island an der Südwestküste Kanadas. Noch während seiner Zeit als Direktor des Calgary Zoos hörte er während des Winters dem Gesang eines Männchens der
Chinesischen Nachtigall zu.
Es schien, dass der Vogel grosse Freude in seinem Herzen empfunden habe, erinnert sich Karsten später. Dies habe ihn berührt, er habe mit tiefer Wertschätzung zugehört. «Ich wusste, dass ich eines Tages mein eigenes Paar Chinesische Nachtigallen halten würde», schrieb er in seinem Buch «Pekin Robins», das 2007 bei Hancock House Publishers in Kanada erschien. Aus diesem Werk wird klar, dass er sich seit seiner Pensionierung insbesondere auch vertieft mit den Pekin Robins beschäftigte, wie die Chinesischen Nachtigallen in Englisch genannt werden.
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Dicht bepflanzte Voliere
Karsten ist ein Kenner der Sonnenvögel. Männchen seien intensiver gefärbt und hätten eine ausgedehntere, weissliche Maske um das Auge. Aufgrund des Gesangs könnten Männchen eindeutig identifiziert werden, nicht aber aufgrund des Verhaltens. Auch zwei gleichgeschlechtliche Vögel verhielten sich wie ein Paar, wenn sie sich gut verstünden. Ein solches Paar würde auch zusammenbleiben, wenn ein Vogel anderen Geschlechts in die Voliere eingefügt würde. Paare halten engen Körperkontakt, pflegen sich gegenseitig das Gefieder und schlafen eng nebeneinander.
Weibchen singen zwar auch, aber nur monoton. Karsten betont, wie wichtig es ist, eine Zuchtvoliere dicht zu bepflanzen, entweder, mit Pflanzen in Trögen und Kübeln oder aber, indem sie frei auf natürlichem Volierenboden wachsen. Einen solchen Lebensraum haben sie beim Schweizer Züchter Georges Doppler aus Zullwil SO. Sie leben in einer grossen, an das Haus gebauten sich über zwei Stockwerke erstreckenden Voliere, die von einer Kiwipflanze üppig bewachsen ist. Die Sonnenvögel verbergen sich gerne im grünen Laub.
In Dopplers Voliere befindet sich ein grosser Teich mit flachen Wasserzonen, wo die Vögel baden können. Das ist wichtig für die Gesundheit der Chinesischen Nachtigallen. Gemäss Karsten sollte eine ideale Zuchtvoliere für ein Paar die Grösse von 1,80 × 2,70 × 2 Meter aufweisen und dicht bepflanzt sein. Es sei gar nicht unbedingt empfehlenswert, eine grössere Voliere zu haben, denn man müsse Vögel ja auch fangen können. Auch wenn die Voliere grösser sei, könne kein zweites Paar darin untergebracht werden.
Bis zu vier Eier werden gelegt
Als Grundfutter kann eine Insektenfuttermischung aus dem Fachhandel gereicht werden. Sie sollte mit Hüttenkäse, Rüebli, Äpfeln oder Birnen angereichert werden. Beeren und Früchte sind besondere Leckerbissen. Auch Löwenzahn, Vogelmiere und Salat wird gerne genommen. Besonders zur Zucht ist Lebendfutter wichtig. Essigfliegen, Fliegenmaden, kleine Heimchen, Getreideschimmelkäfer, Mehlkäferlarven und Wachsmotten eignen sich gut. Das Lebendfutter sollte mit Mineralien angereichert werden. Kalziumpulver sollte über die Früchte gestreut werden.
Paare finden sich bereits im europäischen Winter. Mit Gräsern und Moos werden freistehende Nester gebaut. Sie nehmen auch Nisthilfen in Form von Körbchen an. Bis zu vier Eier werden gelegt, ab dem zweiten wird gebrütet. Nach 13 Tagen schlüpfen die Jungen. Sie verlassen das Nest schon ab dem zwölften Lebenstag und werden von den Eltern weiter gefüttert, dann meist nur noch mit Früchten und Weichfutter. Nach einem Monat sind die Jungen selbstständig und beeindrucken mit ihrer attraktiven Erscheinung, wenn sie fast lautlos auf einen Ast flattern.
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