Perlhuhn
Das Huhn mit den Perlen
Perlhühner sind in der Wildform in Westafrika zu Hause, bei uns als Rassegeflügel jedoch selten zu sehen. Viel angesagter sind die Tiere mit der edlen Perlenzeichnung in Berlin, wo sie oft auf den Speisekarten von Restaurants zu finden sind.
Bereits die alten Griechen und Römer kannten die Perlhühner. Wie Horst Marks in seinem Buch «Unser Rassegeflügel» schreibt, gibt es eine griechische Sage zu den Perlhühnern. Derzufolge sind die Perlen auf dem dunklen Untergrund im Gefieder Tränen der Schwestern des Königssohnes «Meleagros», der früh verstorben ist. Dessen Schwestern wurden in Hühner verwandelt und ihre bitter vergossenen Tränen blieben als netzende Tropfen auf den Federn der Vögel zurück. Seit diesem Zeitpunkt hatten die Perlhühner weisse Perlen auf ihren Federn. Und auf die Sage mit dem Königssohn verweist noch heute der wissenschaftliche Name der wilden Perlhühner: Numida meleagris galeata.
Schon im Römischen Reich galten die Perlhühner als beliebte Tafelspeise. Ihr Fleisch hat einen intensiven, aromatischen Geschmack und ist dunkel gefärbt – nicht hell wie ein Poulet. Das Perlhuhn ist eine Mischung zwischen Huhn und Fasan. Das Fleisch soll fettarm sein und ist auf vielen Speisekarten in «hippen» Restaurants anzutreffen, zum Beispiel in Berlin.
Domestiziert, aber trotzdem wild
Perlhühner sollen angeblich zwischendurch aus der menschlichen Obhut verschwunden sein, wie im europäischen Rassegeflügelstandard zu lesen ist. Erst im 15. Jahrhundert wurden wieder Perlhühner domestiziert und nach Europa eingeführt. Die Verbreitung war jedoch sowohl in Deutschland als auch der Schweiz nie sehr hoch. Dies liegt wohl vor allem am wilden Charakter der Rasse, der auch bei der domestizierten Form geblieben ist.
Perlhühner gelten als sehr agil und wissen auch, wie sie ihre Flügel einsetzen können. Sie nehmen kleinste Bewegungen in der Umgebung wahr und informieren ihre Artgenossen mit intensiven Körperlauten. Bei einem grosszügigen Auslauf können sie gut mit anderen Hühnern gehalten werden. Doch bei beschränkten Platzverhältnissen empfiehlt sich dies weniger, weil die Perlhühner eine vorherrschende Rolle einnehmen würden. Die Haltung und Pflege kann mit Hühnern verglichen werden. So ist es auch möglich, Perlhuhnküken in den ersten zehn Wochen gemeinsam mit Hühnerküken aufzuziehen.
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Perlen, Helm und nacktes Gesicht
In der afrikanischen Wildnis gibt es verschiedene Perlhuhnarten. Doch die domestizierten Perlhühner in Europa stammen alle vom Helmperlhuhn ab, welches in Westafrika zu Hause ist. Das Gefiederkleid ist in der Grundfarbe grauschwarz und alle der satt aufeinanderliegenden Federn haben viele weisse Perlen darauf. Diese Perlen sind in der Grösse je nach Körperteil verschieden. Auf der Federunterseite wirken die weissen Perlen stets grösser als auf der Oberseite. Bei der domestizierten Art ist der Hahn mit circa 2,5 Kilogramm Körpergewicht schwerer als die Henne. Das ist in der Wildform gerade umgekehrt. Heute gibt es auch Perlhühner, die auf Mast gezüchtet sind und sogar noch mehr als 2,5 Kilogramm wiegen.
Besonders am Perlhuhn sind die Köpfe und das nackte, bläulich weiss gefärbte Gesicht. Der Kopf zeigt sowohl beim Hahn als auch bei der Henne einen Helm. Die recht imposanten Kehllappen liegen bei der Henne enger am Kopf, sind kleiner und flach. Der Hahn zeigt senkrecht zum Körper abstehende Kehllappen, die stärker entwickelt sind als jene der Henne. Die Oberfläche der Kehllappen ist gerollt. Die Kehllappen sind das Unterscheidungsmerkmal der Geschlechter, ansonsten gibt es fast keine Hinweise auf das Geschlecht. Bei beiden Geschlechtern ist der Schwanz hängend und in den meisten Merkmalen gleichen die domestizierten Perlhühner noch heute ihrer Wildform.
SteckbriefGewicht: 1,8 bis 2,5 Kilogramm
Bruteier-Mindestgewicht: 40–45 Gramm je nach Farbenschlag
Schalenfarbe: gelblich bis bräunlich
Legeleistung: 90 Eier pro Jahr
Farbenschläge: 9 anerkannte Farbenschläge
Grosse Schwärme in Westafrika
Die Lautäusserungen unterscheiden sich ebenfalls nach den Geschlechtern. Das ist nicht nur bei der Wildform so, sondern auch bei der domestizierten Variante. Die Henne stösst einen zweisilbigen, am Ende in die Höhe gezogenen Ton wie «Glock acht» hervor. Beim Hahn wiederholt oftmals sein charakteristisches «Tschereckreck» den Tonfall, wie Horst Schmidt im Buch «Gross- und Wassergeflügel» schreibt. Für die Nachzucht scharrt die Henne zu Beginn der Regenzeit eine Nestmulde unter einem Busch oder Felsen und legt dort 12 bis 25 Eier ab. Das besondere an den Perlhuhneiern ist die dicke Schale, was die Eier sehr stark macht. Die Küken schlüpfen nach einer Brutzeit von 26 bis 27 Tagen.
In der Wildform kommen die Perlhühner im westafrikanischen Steppengebiet nördlich der Saharagrenzen vor. Sie leben in trockenen Savannen und Dornbuschsteppen. Gerne halten sich die Perlhühner auch an den Waldrändern auf, doch im dicht bewachsenen Wald würden sie sich nicht wohlfühlen. Sie sind sehr vorsichtig und scheu, suchen aber trotzdem Felder auf, um dort nach Sämereien, Beeren oder Ameisen zu picken.
Meist erfolgen diese Ausflüge in Schwärmen von bis zu hundert Tieren. Für die wilden Helmperlhühner ist das Wasser stets sehr wichtig und muss in der Umgebung vorhanden sein. Wie Horst Schmidt im Buch «Rassegeflügel kompakt» schreibt, gilt die wilde Form als standorttreu. In der Hitzezeit ruhen sich die Perlhühner über den Mittag im Schatten aus. Doch ein Tier aus der Gruppe hält währenddessen stets Wache.
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