Eierlegende Allesfresser
Küchenabfälle für Hühner
Küchenabfälle sind bei Hühnern immer willkommen. Doch nicht alle Resten sind hühnertauglich. Ein Überblick.
Was sind Hühner doch für praktische Tiere: Sie fressen mit Appetit, was in der Küche übrig geblieben ist und ansonsten im Grünabfall landen würde. Dabei sind sie selten wählerisch und picken mit Vergnügen sowohl nach Apfelresten als auch nach Pseudowürmern alias Spaghetti von gestern. Nützliche Allesfresser also, die dazu auch noch (fast) täglich ein Ei legen. Was will Mensch mehr?
Nach der biologischen Definition sind Allesfresser (sogenannte Omnivoren) Spezies, die pflanzliche und tierische Nahrung zu sich nehmen. Dementsprechend gelten auch Hühner als Allesfresser. Dies, weil sie in ihrer natürlichen Lebensumgebung umherstreifen, um nach Körnern, Schnecken, Larven, Insekteneiern, Würmern, Keimen, Samen, Sprossen, Gras und Beeren zu picken. Auf diese Weise kommen sie zu einer Mischung aus tierischem Eiweiss, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen, die sie täglich benötigen.
Doch Hühnern geht es wie uns Menschen: Nicht alles, was sie gern naschen, tut ihnen auch gut. «Hühner fressen bis zur Energiesättigung», sagt die Geflügelexpertin Danielle Albiker vom schweizerischen Geflügel-Kompetenzzentrum Aviforum. Das heisst, sie versorgen sich bevorzugt mit Körnern oder kohlenhydratreicher Kost. Bei Küchenabfällen werden demnach die Teigwaren, die Kartoffeln oder das Brot vor dem Grünzeug und dem wichtigen Eiweiss und Mineralstoffen verschlungen. Deshalb bleibt nicht mehr viel Appetit auf weniger sättigende Nahrungsmittel übrig, die ihrerseits wertvolle Nährstoffe wie Vitamine oder Mineralstoffe liefern.
Was Hühnern gut tut und was nicht Verträgliches Grünzeug Tipp: Ein grösseres Stück Kohl, Zucchetti oder Broccoli mit einer Schnur an Ort und Stelle befestigen, damit die Hühner sie bepicken können. Unverträglich / giftig Tipp: Trinkwasser ab und zu mit einer Knoblauchzehe anreichern, dies kann einem Wurmbefall vorbeugen. |
Erhalten Hühner über längere Zeit zu viel energiereiches Futter, werden sie fett. Darunter leidet nicht nur die Gesundheit, die Hennen legen in der Folge auch weniger Eier. Von gut gemeinter Grosszügigkeit sind besonders private Haltungen betroffen: Einer kleinen Hühnerschar hat man schnell einmal zu viel hingeworfen, auch wenn das Häufchen Küchenabfall nach nicht viel aussieht. Ebenfalls zu beachten ist, dass Hühner saure, gewürzte und salzige Nahrung nicht gut vertragen. Salz zum Beispiel nehmen sie auch in ihrer natürlichen Umgebung kaum auf. Daher sollte man beispielsweise bei Brot zurückhaltend sein. Alles, was faulig, ranzig oder angeschimmelt ist, gehört ebenfalls nicht in die Futterschale, auch kein vergorenes Obst. Deshalb sollte man Resten nur in kleinen Mengen geben und täglich entsorgen.
Schnabelgerechte Stücke
Eine Besonderheit auf dem Speiseplan stellt Fleisch dar: Viele Hühnerbesitzer wissen gar nicht, dass es hierzulande gesetzlich verboten ist, dem Geflügel tierisches Eiweiss – also auch Fleisch – zu verfüttern, zum Schutz vor übertragbaren Tierkrankheiten. Daran haben sich alle diejenigen zu halten, die Eier verkaufen und nicht nur selbst konsumieren. Obwohl die Hühner selbst natürlich nichts gegen eine nette, kleine Fleischmahlzeit haben, ein fetter Regenwurm wird schliesslich auch genüsslich verschlungen, Gesetz hin oder her.
Ob Küchenreste fürs Federvieh geeignet sind, hängt unter anderem von ihrer Grösse und Form ab. Hühner picken ihre Nahrung auf, und was mit dem Schnabel nicht zerkleinert werden kann, muss als Ganzes verschlungen werden. Sind beispielsweise die Teigwaren oder Gurkenstücke zu gross, kann es zu einer Kropfverstopfung kommen. Auch zähe Gemüseschalen lassen sich mit dem Schnabel kaum zerkleinern, sie werden daher von den Hühnern oftmals liegen gelassen.
Bei der Wahl des Futters spielen zudem optische Reize eine Rolle: Ein Objekt in der Grösse eines Getreidekorns hat grosse Chancen, vom Auge als interessant taxiert zu werden. Eine weitere Hilfe ist der Tastsinn, der sich an der Spitze des Schnabels befindet und mit dem das Huhn feststellen kann, wie das Objekt beschaffen ist.
Werden also alle ungesunden Anteile aus dem Küchenabfall aussortiert und grosse in schnabelgerechte Stücke geschnitten, bekommen die Tiere eine sinnvolle Ergänzung und willkommene Abwechslung zur täglichen Ration Hühnerfutter. Gerade im Winter, wenn kein frisches Gras vorhanden ist, sind Gemüse- und Salatresten als Vitaminspender besonders wertvoll. Zudem vertragen Hühner bei grosser Kälte oder während der Mauser energiereicheres Futter, es dürfen dann auch mal ein paar Teigwaren mehr sein.
Zuerst die Vitamine, Deftiges später
Laut Danielle Albiker ist es sinnvoll, wenn die Tiere morgens vom protein-, mineral- und vitaminreichen Ergänzungsfutter fressen, damit der Tagesbedarf abgedeckt wird. Deftige, energiereiche Kost wie Körner oder kohlenhydrat- und fettreiche Küchenabfälle wird idealerweise Anfang Nachmittag verfüttert. Spätestens eine Stunde bevor sich die Hühnerschar zur Nachtruhe in den Stall zurückzieht, sollten sie noch einmal Ergänzungsfutter mit dem wichtigen Kalzium für die Eischalenbildung fressen. Wichtig ist es, jederzeit genügend frisches Wasser und Grit bereitzustellen.
Es gibt verschiedene gängige Futter für Hühner. Wer Küchenabfälle verfüttert, soll auf jeden Fall ein Ergänzungsfutter zu Körnern einsetzen. Dieses deckt den Bedarf an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen wie Kalzium ab und wird immer «à discrétion» angeboten, um eine genügende Versorgung sicherzustellen.
Die tägliche Futtermenge pro Tier unterscheidet sich je nach Produkt und ist auf der Verpackung angegeben. Körner dagegen sollen genau abgewogen werden, zum Beispiel 25 Gramm pro Huhn und Tag, bei Zwergrassen entsprechend weniger. Das stellt sicher, dass die Hennen eine vollständige und genügende Versorgung für die Eierproduktion haben. Wie viel es an Speiseresten zusätzlich verträgt, muss man selbst abschätzen. Auf jeden Fall ziehen Hühner als neugierige Allesfresser eine abwechslungsreiche Kost dem täglichen Einheitsbrei vor.
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