Schäferhunde haben Stehohren, Dackel oder Cocker Spaniel haben Schlappohren. So unterschiedlich die Hunderassen sind, so unterschiedlich sind zum Teil auch ihre Ohren. Der Hund stammt bekanntlich vom Wolf ab, doch wie konnte es dazu kommen, dass die Stehohren, die der Wolf hat, nicht mehr bei allen Vierbeinern zu sehen sind? 
Dazu ein Blick zurück an den Anfang der Domestizierung. 

Der Wolf ignoriert seinen Instinkt

Wolf und der Mensch mochten sich zu Beginn nicht, denn der Mensch war als Jäger und Sammler auf die gleiche Beute aus wie der Wolf. Die Vierbeiner begannen sich aber dem Menschen anzunähern, wahrscheinlich weil sie Futterreste erhielten. Je zutraulicher die Wölfe wurden, desto weniger hörten sie auf ihren Instinkt. Desto mehr sich die Tiere an den Menschen gewöhnten, desto weniger Adrenalin brauchten sie. Adrenalin gilt auch als «Kampf oder Flucht»-Hormon, die Vierbeiner waren daher weniger ängstlich und aggressiv. Deshalb wird vermutet, dass der Nachwuchs von den zutraulicheren Wölfen weniger Adrenalin im Körper hatte. 
 
Dieser genetische Defekt führte dazu, dass sich die Stammzellen weniger gut entwickelten. Die Zellen wandern in die verschiedenen Bereiche des Tieres, während es vom Embryo zum lebenden Tier heranwächst. Wenn nicht alle Zellen die Ohren erreichen, werden sie leicht deformiert oder schlaff. Wenn einige Zellen den Kiefer geschwächt erreichen, wird er wahrscheinlich kleiner sein. So veränderte sich das Aussehen der Hunde merklich. Im Gegensatz zu heute wurde jedoch in den Anfängen nur auf Zahmheit gezüchtet.

Verschiedene Ohren, verschiedene Zwecke

Gewisse Hundeohren sind nicht nur wegen dem Aussehen gezüchtet worden, sondern erfüllen auch einen gewissen Zweck.  
 
Stehohren 
 
Die Rassen mit Stehohren sind am engsten mit ihren Wolfsvorfahren verwandt. Ihre Ohren ragen in ihrem natürlichsten Zustand gerade in die Luft. Huskys, Samojeden und Westies fallen alle in diese Kategorie. Diese Ohren sind nicht nur süss anzusehen, sondern verleihen dem Hund auch ein besseres Gehör als die anderen. Denn es hängt nichts herunter, was den Schall daran hindert, nach innen zu dringen.  

[IMG 2-3]

Schlappohren 

Hängeohren, auch Schlappohren genannt, hängen seitlich am Kopf des Hundes und sind bei zahlreichen Rassen wie Labrador Retrievern, Blood Hounds und Vizslas zu finden. Die meisten Rassen mit diesen Ohren wurden ursprünglich gezüchtet, um über den Geruchssinn zu jagen und nicht über das Gehör, so dass sie die Geräusche in ihrer Umgebung übertönen müssen. Das schlaffe Design bedeckt den Eingang zum Gehörgang und dämmt Geräusche bis zu einem gewissen Grad ein, so dass sich  Jagdhunde auf die Gerüche vor ihnen konzentrieren können. Der Nachteil dieser Ohrform ist, dass die Stimmung des Hundes schwerer zu erkennen ist. 

[IMG 4-5]

Knopfohren

Knopfohren sind Ohren, die zunächst nach oben abstehen, dann aber auf halber Höhe nach vorne umklappen. Jack Russells sind wahrscheinlich die bekannteste Rasse mit dieser Art von Ohren. Sie wurden von den Züchtern entwickelt, um sie beim Kriechen durch Tunnel während der Jagd zu schützen. Die umgeklappten Spitzen verhindern, dass Schmutz und Ungeziefer ins Innere gelangen.  

[IMG 6-7]

Rosenohren

Rosenohren sind Ohren, die sich zunächst ein wenig anheben, dann aber zur Seite hinabfallen, wie man sie bei Windhunden, Möpsen und Pitbulls sieht. Der Zuchtgrund war bei jeder Rasse unterschiedlich. Windhunde und ähnliche Rassen bekamen diese Ohren, weil diese Form helfen sollten, schneller zu laufen, da die den Kopf stromlinienförmig machen. Bei Bullterriern hingegen wurden diese Ohren zu Kampfzwecken gezüchtet. Man glaubte, dass rosafarbene Ohren bei einem Kampf vor Bissen schützen würden. 

[IMG 8-9]