Gesundheit
Der Blick in den Stall als Gesundheitscheck
Jede Fütterung ist eine Stallkontrolle. Nur wenn der Kaninchenhalter schnell erkennt, dass ein Tier krank ist oder ein Problem hat, kann er den Schaden in Grenzen halten.
Einer der wichtigsten Grundsätze der Tierhaltung ist die ständige Beurteilung des Wohlergehens und des Gesundheitszustandes. Nur: Wie können sich Tiere ausdrücken? Schliesslich steht ihnen keine «Sprache» zur Verfügung, wie sie dem Menschen seit jeher gegeben ist. Und doch können wir Menschen, wenn wir gut beobachten und all unsere Sinne einsetzen, viel aus dem Verhalten der Tiere herauslesen.
Ob morgens oder abends: Jeder Blick in den Stall gibt dem Züchter die Möglichkeit, mit den Tieren in Kontakt zu treten. Dafür setzt er die Sinnesorgane ein, denn nur wer immer weiss, was im Stall läuft, wird eine erfolgreiche Zucht betreiben können. Stallkontrolle sollte deshalb immer mit Auge, Nase und Ohr stattfinden. Der Kontaktaufbau zum Tier erfolgt während der Fütterungsphase; dabei spielt es keine Rolle, ob ein oder zwei Mal pro Tag gefüttert wird. Der Tierhalter checkt in dieser sehr kurzen Zeit ab, was in jedem Stallabteil läuft.
Futter abwägen, Appetit überwachen
Das Futtergeschirr gibt Auskunft über den Appetit eines Tieres. Hier haben jene Züchter einen Vorteil, die ein restriktives Futterregime anwenden, indem sie jedem Tier das Futter zur Verfügung stellen, das bis zur nächsten Fütterungszeit auch gefressen werden sollte. Ist dies nicht der Fall, so gilt es sofort nach Gründen zu suchen. Ist das Tier nicht mehr gesund? Ist das Tier aufgebläht und leidet es an Verdauungsstörungen? Ist die Zibbe hitzig? Kommt das Tier überhaupt noch zum Futtergeschirr?
Ist das Futtergeschirr leer, so bekommt das hungrige Tier die vorgesehene Ration. Frisches Futter ist immer besser als bereits seit mehreren Tagen im Stall verbliebenes. Pellets oder Kombifutter, das feucht geworden ist, gehört weggeräumt. Wasser muss zwar immer zur Verfügung stehen, doch empfiehlt es sich, getrennte Gefässe zu verwenden. Die Kaninchen stehen immer wieder einmal mit den Pfoten ins Wasser und befeuchten so leicht das bereitgestellte Futter. Engagierte Züchter haben sich längst bei der Futterzuteilung auf ein «geeichtes Gefäss» wie den Joghurtbecher für mittlere Rassen oder die kleinen blechernen Tomatenpüreedosen für kleinere Rassen festgelegt; somit ist gewährleistet, dass die Tiere immer die gleiche Portion erhalten.
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Bei Jungtieren wird kurz überprüft, ob der Analbereich sauber ist. Bild: Heinz Schmid |
Heu und Knabbermaterial sind im Abteil immer vorhanden. Mit dem Heu wird gewährleistet, dass einerseits genügend Rohfasern und Nährstoffe im Verdauungsprozess vorhanden sind und andererseits wird ein Beschäftigungseffekt erzielt. Wenn immer möglich, fressen die Tiere zuerst die besten Gräser und Kräuter aus der Raufe. Vieles fällt so auf den Stallboden und dient als Einstreu. Trotzdem ist es gut, bei Bedarf etwas Strohhäcksel oder Hobelspäne auf verkotete Stellen zu geben; so bleibt der Stall immer trocken und die Einstreu übernimmt eine prophylaktische Funktion, indem die Kontaktstellen zum Tier teilweise unterbunden werden.
Eigenartiger Geruch zeigt Durchfall an
Die Beobachtung der Jungtiere ist besonders wichtig. Eine Überprüfung zeigt, ob die Nesthöcker genügend mit Milch versorgt sind. Nervöse Neugeborene zeugen eben nicht von einer guten Milchleistung der Mutter. Höchste Aufmerksamkeit verdienen die Jungtiere, wenn sie selbst zu fressen beginnen. Jetzt heisst es aufpassen, um keine unnötigen Fehler zu begehen und Verluste zu erleiden. Sauberkeit ist jetzt angezeigt. Denn jetzt müssen die Jungtiere ihre Immunabwehr weiter aufbauen und sollten nicht durch unnötige Gegebenheiten zusätzlich belastet werden.
Doch nicht immer werden alle Züchterträume wahr: Verdauungsprobleme können jede Zucht treffen. Sie sind für jeden Züchter sichtbar, können aber auch über die Nase festgestellt werden. Wer sich diesen eigenartigen Geruch einprägt, der kann schneller reagieren, wenn in einem Wurf Durchfallprobleme auftreten. Verluste von Jungtieren sind immer schmerzvoll, weshalb es gilt, so schnell wie möglich zu reagieren.
Nicht immer ist es möglich, Fütterungen bei ausreichendem Tageslicht auszuführen. Das ist schade, denn jede Kommunikation mit dem Tier beginnt nach dem Öffnen der Boxentüre mit einem Augenkontakt. Gesucht wird ein wacher und aufmerksamer Blick des Kaninchens. Matte und halb geschlossene Augen sind ein Warnzeichen an den Tierhalter. Jetzt muss genauer überprüft werden.
Genau hinzuschauen gilt es ebenfalls bei den ausgeschiedenen Exkrementen. Schön rund geformte Kotballen – meist abgelegt in einer Ecke – dürfen als Ausdruck einer einwandfreien Verdauung betrachtet werden. Hingegen setzen verschmierte Stellen auf Sitz- oder Liegeflächen ein Fragezeichen. Wurde eben eine Fütterungsumstellung beispielsweise auf Grünfutter vorgenommen? Wurde sonst eine neue Futterkomponente eingesetzt? Oder sind die Tiere vielleicht an einer Darminfektion erkrankt?
Klopfen, husten und «mahlen»
Kaninchen geben zwar keine Laute von sich. Wer aber glaubt, man könne mit verschlossenen Ohren eine Kaninchenhaltung betreiben, der täuscht sich. Das Klopfen beim Herannahen an den Stall zeugt von Aufmerksamkeit und drückt ein natürliches Verhalten aus; es ist nämlich eine Warnung an alle Stallmitbewohner. Verschnupfte Tiere sind einerseits an einer feuchten Nase zu erkennen, noch mehr aber sind Atemgeräusche zu hören. Nicht selten gibt es in Beständen Hustenprobleme, die sich immer dann zeigen, wenn der Stall betreten wird. Diese Warnsignale sind immer ein Aufruf, etwas zu unternehmen.
Sind die Tiere mit Futter versorgt, so ist beim Fressen ein zufriedenes «Mahlen» unüberhörbar; es ist ein Ausdruck des Wohlfühlens. Zibben mit Jungtieren sollen am Anfang gefüttert werden. So ist auch gewährleistet, dass Krankheiten der Jungtiere nicht auf andere Abteile verteilt werden. Ratsam ist es, auf die Jungtiere einen besonderen Blick zu werfen. Nimmt der Züchter ein Jungtier in die Hände, so überprüft er die Analgegend, ob sie trocken ist und ob sich im Bauch keine Flüssigkeit angesammelt hat. Berührt er die Tiere, so legen sie die Scheu vor dem Menschen ab und stehen später auch dann hin, wenn der Züchter es von ihnen auf dem Richtertisch verlangt.
Was bei jeder Fütterung zu beachten ist – Blick in die Augen jedes Tieres. – Versäuberungsstelle, Liege- oder Sitzbrett sind nicht schmierig verschmutzt. – Wasser muss stets ausgewechselt werden und steht immer sauber zur Verfügung. – Das Futtergeschirr muss leer sein und wird mit der vorgesehenen Portion nachgefüllt. – Tiere müssen immer ans Futtergeschirr kommen; Blick auf die Nase (Kontrolle). – Genüssliches Fressen ist mit einem zufriedenen Mahl-Geräusch verbunden. – Heu- und Knabbermaterial werden überprüft und allenfalls täglich ergänzt. – Jungtiere herausnehmen, um Analbereich zu überprüfen und Bauchgeräusche festzustellen; Blähungen sind fühlbar. |
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