Kaninchengesundheit
Durchfall kann lebensgefährlich sein
Funktioniert der Darm nicht richtig, scheiden Kaninchen den Nahrungsbrei in flüssiger Form aus. Besonders prekär ist das bei Jungtieren. Sie verlieren viel Wasser und können in wenigen Stunden eingehen. Der Gang zum Tierarzt ist deshalb zwingend.
Es gibt wohl keine Kaninchenzüchter, die von sich behaupten können, das Problem Durchfall (Diarrhö) nicht zu kennen. Die Ursachenabklärung ist dabei in etwa genauso schwierig wie die Behandlung. Meist als «Faktorenkrankheit» bezeichnet, können bei Durchfall sowohl Viren als auch Bakterien im Spiel sein. Fütterungsbedingte Verdauungsstörungen sind dagegen leichter zu diagnostizieren.
Jungtiere sind besonders anfällig, weshalb es sich lohnt, in der Aufzuchtphase – vor allem kurz vor und nach dem Absetzen – genauer hinzuschauen. Die Umstellung von der reinen Milchernährung hin zur Festfutteraufnahme erfordert Anpassungen vonseiten der Jungtiere im Verdauungssystem. Die Milch als vollkommenes Nahrungsmittel, das nicht nur nährt, sondern auch schützt, fällt mit zunehmendem Alter weg. Die kritische Phase dauert von der vierten bis zur zwölften Woche. In dieser Zeit sollte die Futteraufnahme überwacht werden. Die Versäuberungsstellen sind zu überprüfen – vor allem die Konsistenz der Kotballen. Diese müssen Faserstrukturen der Heuaufnahme zeigen und dürfen keineswegs weich und schmierig sein. Regelmässige Kontrollen der Afterregion können ein rechtzeitiges Handeln ermöglichen und die Ansteckungen weiterer Tiere vermeiden.
Es ist hilfreich, wenn ein erfahrener Kaninchenhalter entsprechende Medikamente zur Verfügung hat, die ihm ein sofortiges Eingreifen ermöglichen. Doch dies dürfte eher die Ausnahme sein als die Regel. Und auch dann: Durchfallerkrankungen sind für das Kaninchen lebensbedrohend und gehören deshalb in die Hände des Tierarztes. Vor allem weiss kein Halter, wie stark sich die Krankheit in seinem Bestand einnisten und womöglich noch weitere Tiere betreffen wird. Abgesehen davon hat jedes kranke Tier laut Tierschutzgesetz ein Anrecht auf Behandlung.
Was hat der Patient gegessen?
Einmal beim Tierarzt, wird dieser Folgendes anschauen und wissen wollen:
- Zähne zeigen! Wenn sie nicht aufeinanderpassen und deshalb weiterwachsen, wird das Zerkleinern der Rohstoffkomponenten oder des Kraftfutters schwierig, was sich in Durchfall und Abmagerung zeigt.
- Das Alter des Tieres: Es gibt Auskunft über die Entwicklung des Darmsystems, insbesondere der Enzymproduktion. Die meisten Tierärzte kennen die Rassen nicht und können deswegen nicht abschätzen, welches Alter die Jungtiere haben. Zudem sind Verwechslungen, etwa eines Französisch-Widders mit einem Zwergwidder, denkbar.
- Angaben zur Ernährung zeigen auf, ob genügend Rohfasern in der Futterration vorhanden sind. Je länger, je mehr kommen als Futter nämlich auch Nagehölzer zum Einsatz, die ebenfalls Verdauungsstörungen hervorrufen können. Knabberstängel, Leckerli und Trockenfrüchte sowie Frischgemüse müssen zusätzlich als mögliche Ursachen eines Durchfalls erwähnt werden.
- Leben die Tiere im Stall oder draussen in einem Freigehege? Wenn Letzteres zutrifft: Haben sie Zugang zu allerlei (unbekannten) Pflanzen? Und wie gut ist der Schutz vor anderen Tieren? Denn vielfach sind grosse Ausläufe ebenfalls attraktiv für andere Nager, die Krankheiten einschleppen können.
- Interessant für den Tierarzt ist auch zu wissen, was bereits unternommen wurde. Es gilt aber: Keine Antibiotika einsetzen, wenn die zu bekämpfenden Bakterien nicht bekannt sind. Wirkstoffe wie Tetrazykline oder Penicilline verändern nämlich die Darmflora, was wieder zu Durchfall führen kann. Antibiotika also nur auf Verschreibung und gemäss Dosierungsangaben des Tierarztes einsetzen. Auch Kaninchenzüchter müssen sich an die verschärften Regelungen zum Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung halten.
- Weitere Beobachtungen geben zusätzliche Anhaltspunkte. Etwa zum Fressverhalten: So gibt es Tiere, die nur das aufnehmen, was ihnen gerade passt; dadurch entgehen ihnen essenzielle Nährstoffe, deren Fehlen nach einiger Zeit zu Darmstörungen führen können.
Bei den Jungtieren gibt es viele Möglichkeiten, wie eine Diagnose ausfallen kann. Greifen wir zwei heraus, die für die Jungtiere schlimm enden können: die Kokzidiose und die virale Infektionserkrankung.
Kokzidiose: Mit einem aufgeblähten Bauch fressen die Jungtiere nicht mehr und dehydrieren in kurzer Zeit. Kokzidien sind die häufigsten Parasiten des Kaninchens und führen zu zahlreichen Verlusten, indem die Darm-?struktur geschädigt wird und sich schädliche Keime wie Hefen oder Bakterien wie Clostridien und Escherichia coli übermässig entwickeln können. Es gibt einige Kokzidienarten, die über Grünfutter oder vom Muttertier auf die Jungtiere übertragen werden können. Interessanterweise sind diejenigen Infektionen, die nur entstehen, weil Kokzidien parasitär wirken, weit schlimmer. Sie eröffnen den Zugang für die verschiedensten Bakterien, die den Gesundheitszustand eines Kaninchens so weit verschlechtern können, dass es verendet. Im Kampf gegen diese Erkrankung wird meist das Präparat Baycox verschrieben. Damit wird drei Tage behandelt und nach drei Tagen Pause noch mal drei Tage behandelt.
Virale Infektion: Corona- und Rotaviren sind Dünndarmbewohner. Dort schädigen sie die Darmzotten, die dann nicht mehr in der Lage sind, Nährstoffe korrekt aufzunehmen. Bei den Kaninchen deutet ein wässriger, schleimiger und grüner Kot auf eine virale Erkrankung hin. Wegen der ungenügenden Absorption kommt es zu schwerwiegendem Durchfall. Damit das Tier nicht austrocknet, ist in einem solchen heiklen Stadium ein Flüssigkeitsnachschub mit Vitaminzusätzen sinnvoll.
Abwehr stärken und Sauberkeit pflegen
Die Nährstoffe, die in der Aufzucht für den Aufbau des Körpers nötig sind, sollen dem Jungtier ungehindert vorgesetzt werden können. Es sind alle unterstützenden Massnahmen zu treffen, um die Immunabwehr zu stärken. Jungtierfutter sind zwar vielfach mit sogenannten Kokzidiostatika versehen, die es den Parasiten schwer machen sollen, jedoch sind diese Produkte auch umstritten und niemand weiss, wie lange sie noch eingesetzt werden können. Eine gut durchdachte Kombination von Futtermittelzusätzen, die allerdings das Futter stark verteuern, macht Sinn. Der Futterlieferant gibt dem Kaninchenzüchter diesbezüglich sicher gerne Auskunft.
Sauberkeit bleibt aber auch immer ein Thema. Sie beginnt beim Futtergeschirr, das gelegentlich gespült werden muss, und reicht bis zur Kotwanne, die regelmässig sauber gemacht werden muss – und periodisch vielleicht sogar desinfiziert. Dabei sollten Halter auch die Mistschaufel und den Stallinnenraum mit Balkon nicht vergessen – denn unbehandelt bleiben sie ein Überträger von Keimen.
10 Prophylaxe-Tipps
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