Kaninchengesundheit
Vorbeugen ist besser als heilen
Viel Kaninchenleid und vorzeitige Todesfälle können durch Vorausdenken, genaues Beobachten und rechtzeitiges Eingreifen vermieden werden.
Kaninchen sind in ihrem Leben vielerlei Gefahren ausgesetzt: Krankheiten, Unfälle, Angriffe von Greifvögeln und anderen Räubern. Vielem kann aber auf recht einfache Weise vorgebeugt werden. Im Sommer macht vor allem Hitze den Kaninchen zu schaffen. Sie reagieren sehr empfindlich auf hohe Temperaturen, da sie nicht schwitzen können. In der Natur würden sie die heissen Tagesstunden unter der Erde in ihrem kühlen Bau verbringen.
Kaninchenställe hingegen heizen sich in der prallen Sonne gefährlich auf. Sie sollten deshalb dort platziert werden, wo es im Sommer möglichst kühl bleibt. Zusätzlich können rasch wachsende Sträucher wie Reben oder Holunder zur Beschattung gepflanzt werden, wo sie für ein spürbar angenehmeres Klima sorgen. Hilfreich ist auch eine grössere Stallhöhe: Eine Box, die 70 bis 80 Zentimeter hoch ist, wird wesentlich besser durchlüftet als eine, die nur die vom Gesetz verlangten 60 Zentimetern Höhe aufweist. Die Klimaveränderung wird uns längere Zeit begleiten; es lohnt sich also, langfristig zu denken und neue Ställe in grosszügigen Dimensionen zu planen. Als Sofortmassnahme verhelfen in den Stall gelegte Fliesen den Tieren zu einem kühleren Liegeplatz. Selbstkühlenden Matten mit Gelfüllung sind für Kaninchen heikel. Die scharfen Krallen und die Nagelust können zum Auslaufen des Kühlmittels und zu Vergiftungen des Kaninchens führen.
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Giftige Pflanzen und Pilze
Ein weiteres und ziemlich ekliges Sommerproblem sind Fliegenmaden. Die grün schillernde Goldfliege legt ihre Eier in Wunden und auf Aas ab, aber auch an kot- oder urinverschmierte Kaninchen. Nebst kranken Tieren sind auch alte und übergewichtige gefährdet, da sie sich oftmals nicht mehr richtig pflegen können. Aus den Eiern schlüpfen innert weniger Stunden Maden, die sich in die Haut bohren und bis in tiefe Muskelschichten vordringen können. Unbehandelt führt die Madenkrankheit zu einem qualvollen Tod. Kaninchen mit Verletzungen, Durchfall oder Blasenproblemen müssen deshalb umgehend behandelt und zum Schutz vor den Fliegen ins Haus genommen werden. Sind bereits Maden auf dem Tier, müssen sie schnellstens mit einer Pinzette abgelesen werden. Dennoch empfiehlt sich ein Kontrollbesuch beim Tierarzt, um sicherzustellen, dass das Kaninchen wirklich madenfrei ist.
Im Sommer dürfen manche Kaninchen in einem Grünauslauf herumhoppeln. Häufig handelt es sich dabei um Familien oder Jungtiere. Ein gut schliessendes Schutznetz verhindert, dass Greifvögel und Katzen sich an den Jungtieren vergreifen. Das Gehege muss natürlich auch schattiert werden. Leichte Tücher eignen sich besser als eine Plastikblache, unter der sich die Hitze staut. Tücher können an heissen Tagen mit Wasser befeuchtet werden, was durch die Verdunstung zusätzlich kühlt. Unverzichtbar für eine rundum erholsame Sommerfrische sind zudem eine Tränke mit sauberem Wasser und ein Rückzug. Vergiftungen kommen auch bei Kaninchen vor. Giftige Futterpflanzen sind dabei eher selten die Ursache. Unter den einheimischen Pflanzen gibt es nur wenige, deren Giftstoffe den Kaninchen wirklich gefährlich werden, etwa Herbstzeitlose, Eisenhut, Schierling oder Eibe. Von ihnen sind bereits kleine Mengen tödlich. Jakobskreuzkraut hingegen ist zwar für viele Tiere giftig, nicht jedoch für Kaninchen, deren Leber dieses Gift abbauen kann.
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Impfen ist empfehlenswert
Häufiger dagegen sind Gesundheitsstörungen durch Toxine von Schimmelpilzen: Mangelnde Vitalität, Leistungsabfall, Fruchtbarkeitsstörungen, geschwächtes Immunsystem, aber auch häufige Verdauungsprobleme können die Folgen davon sein. Kaninchen sind diesen Giftstoffen dabei besonders stark ausgesetzt: Die Mykotoxine (Pilzgifte) werden mit dem Blinddarmkot ausgeschieden – und vom Tier durch die Koprophagie, das Fressen des Blinddarmkots, gleich wieder aufgenommen. Selbst wenn die Toxinquelle ausgeschaltet worden ist, bleibt die Giftbelastung durch die Koprophagie noch über längere Zeit hoch.
In feuchteren Lagen ist überständiges Gras oft bereits von Feldpilzen befallen. Braunfleckiges Herbstgras ist als Kaninchenfutter ebenfalls ungeeignet. Am häufigsten sind jedoch Heu und Stroh die Ursache von Schimmeltoxinbelastungen. Ein muffiger Geruch und Ballen, die nicht leicht auseinanderfallen, verraten die Anwesenheit der Pilze. Schimmliges Heu und Stroh gehören ausnahmslos auf den Mist.
Wird ein Stall längere Zeit nicht gemistet, bilden sich selbst in der scheinbar sauberen Einstreu durch die Luftfeuchtigkeit Schimmelpilze. Da hilft nur regelmässiges Erneuern der Einstreu. Die Virale hämorrhagische Krankheit (VHK bzw. RHD), eine verlustreiche Kaninchenseuche, ist weiterhin aktiv. In diesem Jahr kam es bereits in 13 Beständen zu Ausbrüchen und kostete etliche Kaninchenleben. Unnötigerweise, denn es gibt eine hoch wirksame Impfung gegen VHK. Sie ist gut verträglich und es empfiehlt sich dringend, die Tiere damit zu schützen.
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Verdauungsprobleme führen zum Tod
Eine weitere schlimme Seuche ist die Myxomatose. Sie tritt in der Schweiz sehr selten auf, da wir praktisch keine Wildkaninchen als Virenreservoir haben. In vielen Ländern jedoch wütet die Myxomatose. Die Krankheit wird über Mücken übertragen, was sich kaum verhindern lässt. Aus diesem Grund sollten keine Kaninchen in die Auslandferien mitgenommen werden; die Gefahr einer Ansteckung ist real.
Die meisten Kaninchenverluste dürften jedoch nach wie vor auf Verdauungsprobleme zurückgehen: Durchfall, wechselnder Appetit, Blähbauch – Kaninchen gelten als heikel, was die Fütterung anbelangt. Interessanterweise treten Probleme vermehrt dort auf, wo kaum Grünfutter gereicht wird. Kaninchen sind jedoch von Natur aus Pflanzenfresser mit einer Vorliebe für blattreiche Kräuter. Ihre ganze Verdauung ist darauf ausgerichtet.
Pflanzen enthalten zudem sogenannte Sekundäre Pflanzenstoffe, die entzündungshemmend, antibiotisch, immunmodulierend und stärkend wirken – sie sind «Superfood» für Kaninchen. Man reicht einem Grünzeug-unerfahrenen Kaninchen zuerst nur kleine Mengen. Als Einstieg eignen sich zum Beispiel Spitzwegerich, Löwenzahn, Melisse, Brombeerblätter gut. Allmählich erweitert man das Angebot, ganz nach Hippokrates’ berühmtem Satz «eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein». Und erfreut sich an den vitalen Langohren.
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