Das Fuchskaninchen ist ein ruhiges Kaninchen mit freundlichem und neugierigem Wesen. «Es sind halt so richtig urchige, gemütliche, langhaarige Eidgenossen», sagt Reto Stucki voller Überzeugung. «Aber es ist auch ein wirtschaftliches Kaninchen, denn es hat einen guten Fleisch­ansatz und ausserdem kann das Fell gut zur Verarbeitung genutzt werden.»

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Stucki muss es wissen, ist der 35-jährige Bäcker und Konditor aus Näfels GL doch der Präsident des Schweizer Fuchsklubs, der sich um diese besondere Kaninchenrasse kümmert. Bereits mit sechs Jahren bekam er, von einem Schulfreund seiner Mutter, seine ersten Fuchskaninchen. Damals war es der Farbenschlag Mauve. Er trat dem OV Näfels Mollis bei und begann, seine Tiere auszustellen, und dies sogar sehr erfolgreich. «Nach kurzer Zeit packte das Fuchsfieber auch meinen Vater. Er kaufte sich seine ersten Fuchskaninchen des Schlages Weiss Rotaugen», erzählt Stucki. Er selber entschied sich als Bub nach drei Jahren Fuchskaninchenzucht, seine Tiere dem Vater zu übergeben, um sich der Rassegeflügelzucht und der Fasanenhaltung zu widmen. 

Aber das Kaninchenvirus liess ihn dennoch nicht los. Einige Jahre später sollten es wieder Fuchskaninchen sein – und zwar weisse mit blauen Augen. Solche Tiere zu bekommen war nicht einfach, denn es gab damals nur gerade zwei Züchter in der Schweiz. «Nach einer langen Wartezeit habe ich aber einen schönen Stamm bekommen und konnte meine neue Fuchskaninchen-Zucht beginnen», erzählt Stucki. «Bereits damals habe ich sehr gute Zuchttiere von Mitgliedern des Fuchsklubs bekommen, obwohl ich noch kein Mitglied war.»

Begehrtes Kaninchenfleisch
Der Schweizer Fuchs ist eine von drei reinen Schweizer Kaninchenrassen. Entstanden ist sie vor rund 100 Jahren aus Angora- und Havannakaninchen; das Ziel war es, ein Imitat des Rotfuchs-Fells herauszuzüchten. Das Spezielle dieser kleinen Rasse mit leicht aufgerichteter Haltung, schön geformtem, kräftigem Körperbau ist denn auch das verlängerte Fell. Es ist dicht, voll, griffig, kräftig mit viel Unterwolle und reichlich Deck- und Grannenhaaren.

Die Deckhaarlänge beträgt fünf bis sechs Zentimeter, die sehr kräftigen, geraden und glänzenden Grannenhaare müssen gleich-mässig sieben bis acht Zentimeter Länge aufweisen. Eine Abweichung der Grannenhaarlänge gilt als Schönheitsfehler, eine Deckhaarlänge über sieben Zentimeter oder unter vier Zentimeter führt bei einer Ausstellung zum Ausschluss des Tieres.

Die Deckfarbe ist rein und glänzend. Durch die kürzere Behaarung erscheinen Kopf, Ohren und Läufe farbintensiver. Die Fellhaut ist geschmeidig, satt anliegend und abhebbar. Das Mindestgewicht beträgt 2,6 Kilogramm, das Höchstgewicht 3,5 Kilogramm, das Idealgewicht liegt bei 2,9 bis 3,3 Kilogramm. Die Füchse gibt es in den Farbenschlägen Weiss Rotauge, Weiss Blauauge, Chinchilla, Schwarz, Mauve und Havanna.

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Der markante Kopf mit einer leichten Ramsbildung liegt dicht an den Schultern an. Die Stirn- und Maulpartie ist breit und gut entwickelt. Die Ohren sind kräftig, aufrechtstehend und haben idealerweise eine Länge von 10,5 bis 11,2 Zentimeter. Der Hals ist nicht sichtbar. Die Brust ist voll ausgeformt, die Schultern sind gut bemuskelt und geschlossen. Die Vorderläufe sind kurz, kräftig und gerade. Dies ergibt auch die verlangte, leicht aufgerichtete Haltung mit aufgezogener, jedoch durch die Behaarung nicht sichtbarer Bauchlinie. Der Rücken ist abgerundet, das Becken geschlossen, gut aufgesetzt, mittelhoch und gerundet. Die kräftigen Hinterläufe müssen eine parallele Stellung aufweisen. 

Das schöne, gut verarbeitbare Fell des Schweizer Fuchses sollte eigentlich dafür sprechen, dass man es nutzt. Jedoch ist das gemäss Stucki nicht so einfach, da Züchter die überzähligen Tiere oft verwerten, bevor seine Qualität eine Verarbeitung zulässt. Zudem ist die Popularität dieses natürlichen Rohstoffs heutzutage nicht sehr gross. Begehrt ist hingegen das Kaninchenfleisch, das auch bei Stucki natürlich ab und zu mal auf den Tisch kommt. «Das Fleisch ist bei Freunden und Bekannten eine Gaumenfreude – und nicht selten bleibt für uns selbst nicht so viel übrig.»

Stucki hält im Glarnerland einen wahren Kleintierzoo. In seiner Anlage sind die verschiedenen Rassen in drei Stallungen aufgeteilt: In der grossen Doppelstallung hausen drei Rammler, vier Zibben und zehn Jungtiere von seinen Blauaugen. Hier sind seit kurzem zudem seine Englisch-Widder-Kaninchen zuhause. Die zweite Stallung wird von Zwergfüchsen Havanna und Weiss Blauauge bevölkert. In einer weiteren Stallung hat Stuckis Partner seine Löwenköpfchen untergebracht. Zusätzlich wuseln und flattern Appenzeller Barthühner, Brahmahühner, zwei Pommerngänse, Zebrafinken, Kanarienvögel, Meerschweinchen und einige Tauben in der Anlage herum. 

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Vereine und Klubs als Lebensnerv
Ist Reto Stucki einmal abwesend, unterstützen ihn sein Partner und sein Vater bei der Versorgung der Tiere. «Und wenn wir uns einmal im Jahr ein paar Tage Ferien gönnen, habe ich einen guten Züchterfreund, der die Fütterung übernimmt.» Für Stucki sind die Kaninchenzucht und -haltung ein Hobby für die ganze Familie. Wenn alle mit Freude mitmachten, sei es noch schöner. Vereine oder Klubs seien etwas sehr Wichtiges, sagt er, quasi der Lebensnerv der Kaninchenzucht. Dies gelte nicht nur für den Austausch von Erfahrung und Wissen, sondern es könnten auch Freundschaften entstehen. Für ihn sind seine Züchterfreunde wie eine zweite Familie. 

Der Schweizer Fuchsklub ist ein kleiner Klub, der sich in zwei Gruppen, West und Ost, aufteilt. «Als Präsident des Hauptklubs kann ich sagen, dass in beiden Gruppen sehr aktive Züchter dabei sind, die stets bemüht sind, das Beste für unsere Rassen zu machen und sie zu fördern. Dies widerspiegelt sich auch im sehr hohen Zuchtstand unserer Fuchskaninchen.»

www.fuchskaninchen.lima-city.de

«Zusammenarbeit wird in Zukunft wichtiger»Nachgefragt bei Reto Strucki, Präsident des Schweizer Fuchsklubs.

Herr Stucki, Sie sind Präsident des Schweizer Fuchsklubs. Vor was haben Sie am meisten Respekt oder gar Angst?
Es ist immer eine Herausforderung etwas zu leiten, aber ich versuche dies immer bestmöglich zu machen. Den Respekt darf man nie verlieren, denn als Präsident repräsentiert man einen Klub und gibt diesem ein Gesicht. Angst habe ich gar keine, denn ich habe ganz tolle Vorstandskollegen, die mich jederzeit unterstützen.

Was sind die grössten Herausforderungen?
Für mich persönlich bestimmt, dass ich allen im Klub geförderten Rassen die gleiche Aufmerksamkeit schenke. Es war der beste Entscheid von unserem Klub, die Zwerg-Füchse und nun auch die Löwenköpfchen zu integrieren. Nur so wird unsere Klubfamilie grösser und nicht kleiner. 

Sehen Sie weitere Zusammenarbeiten?
Ich denke, dass in Zukunft die Zusammenarbeit mit anderen Klubs immer wichtiger wird. Ich sehe dies bei unseren Kollegen aus Deutschland. Dort sind schon lange alle Langhaarrassen gemeinsam in einem Klub zusammengeschlossen, das funktioniert hervorragend. Diesbezüglich weise ich gerne auf die rassenbezogene EE-Ausstellung für alle Langhaarrassen hin, die wir 2023 im Appenzell durchführen wollen.

Was sind Ihre Wünsche und Ziele als Präsident?
Dass unsere Klubfamilie immer grösser wird und dass wir auch in Zukunft ganz viele neue Züchter oder Halter für unsere Fuchskaninchen, für die Zwergfüchse und die Löwenköpfchen begeistern können. 

Was erwarten Sie als Präsident von den Züchtern?
Einen freundlichen und ehrlichen Umgang untereinander. Das gemeinsame Ziel sollte sein, unsere Rassen zu fördern.