Kaninchenrassen
Vom Zwerg bis zum Riesen
Die Rassekaninchenzucht in der Schweiz ist sehr vielfältig. 43 anerkannte Rassen in über 100 Farbenschlägen, vom kleinen Farbenzwerg bis zum mächtigen Belgisch-Riesen, sind zu bestaunen.
Die gezielte Rassekaninchenzucht in Europa begann vor über 200 Jahren. In der Schweiz sind die zwei Grossrassen, Französisch-Widder und Belgisch-Riesen, im Jahre 1850 als erste Rassen anerkannt worden. Seither kamen verschiedene Rassen hinzu. Darunter ebenfalls die drei in der Schweiz erzüchteten Rassen: Schweizer Feh, Schweizer Fuchs und Dreifarben-Kleinschecke. Aktuell steht das Löwenköpfchen, eine Zwergrasse mit Langhaarzonen, als 44. Rasse im Aufnahmeverfahren.
Die Kleinsten sind Farbenzwerge und Hermelin mit einem Idealgewicht von 1,25 bis 1,4 Kilogramm. Das Hermelinkaninchen gilt als der Urtyp der Zwergkaninchen. Polnische Kürschner präsentierten diese rotäugigen Tiere im Jahre 1884 erstmals in England. Herausgezüchtet wurden sie aus den kleinen Landkaninchen vom Erzgebirge an der Grenze von Deutschland zu Tschechien.
Das Zuchtziel war die Schaffung eines günstigen Imitates des echten Hermelinfells, welches Ende des 19. Jahrhunderts sehr begehrt war. In der Schweiz sind sie seit dem Jahr 1900 anerkannt. Die lebhaften Geschöpfe mit guter Haltung und kräftigem, schön geformtem Körperbau wurden in der Folge mit diversen Kleinrassen verpaart. Inzwischen sind hierzulande 25 Farbenschläge dieser äusserst beliebten Zwergkaninchen anerkannt.
Fehkaninchen mit perfekter Fellperlung
Die Grössten sind die Belgischen Riesen mit einem Idealgewicht von sieben bis neun Kilo. Entstanden ist diese Fleischrasse aus flandrischen Riesenkaninchen. Es sind spätreife, friedfertige Tiere mit guter Haltung, langer Rückenlinie, kräftigem, schön geformtem und elegantem Körperbau. Die Körperlänge beträgt mindestens 70 Zentimeter. Durch ihre Grösse brauchen sie grosse Ställe und Ausläufe. Früher, als viele Leute genügend Land und Garten hatten, waren diese sanften Riesen beliebte und wichtige Fleischlieferanten. Heute gehören die eisengrauen und grauen Riesen nicht mehr zu den häufigsten Rassen.
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Kaninchen wurden immer schon wegen ihrem Fleisch oder wegen ihren Fellen gehalten und gezüchtet. So wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Ländern versucht, mit Kaninchen das teure und gefragte Fell des Sibirischen Eichhörnchens mehr oder weniger nachzuahmen. Das Besondere am echten Pelz ist die eigenartige Perlung: Je nach Sibirischer Region kann die Farbe aber unterschiedlich dunkel- bis hellblau-grau erscheinen. Aus wildfarbigen und blauen Kaninchen entstand in der Schweiz das sogenannte Fehkaninchen, welches 1920 anerkannt wurde. Die Züchter peilten mit dieser kleinen Rasse vor allem eine perfekte Perlung des Fells an, um dem angestrebten Imitat möglichst nahezukommen. Es gelang ihnen bestens.
Die Fellbeschaffenheit muss dicht und griffig sein. Die Deckhaarlänge soll zwischen 26 und 30 Millimetern liegen, sowie reichlich Deck- und Grannenhaare aufweisen. Die gesamte Grundfarbe ist blaugrau, schattiert durch mehr oder weniger dunkelblau und bräunlich gespitzte Deck- und Grannenhaare. Je nach Auftreten dieser Haararten ergibt sich eine hellere oder dunklere Schattierung. Dieses prickelnde Farbengeriesel, die pikante Sprenkelung von hell und dunkel wird als Pfeffer und Salz bezeichnet. Eine ideale Deckhaarlänge ist unbedingt nötig, ansonsten diese Eigenheit zu stark von der Standardforderung abweicht. Kurzes Fellhaar bringt zu feine Perlung, langes Fellhaar zu grobe Perlung, beide Fellformen sind deswegen unerwünscht. Die mosaikartige Einlage erzeugt als ganzes die Perlung und gibt dem Feh mit dem grauen Schleier sein eigenartiges Aussehen.
Tupfenzeichnung und Mosaikfaktor
Der Schweizer Fuchs ist eine weitere reine Schweizer Kaninchenrasse. Entstanden ist sie vor rund 100 Jahren aus Angora- und Havannakaninchen. Man wollte ein Imitat des Fells des in Alaska beheimateten blauen Polarfuchses erhalten. Das Spezielle an dieser kleinen Rasse mit leicht aufgerichteter Haltung, schön geformtem, kräftigem Körperbau ist der verlängerte Normalhaarfaktor.
Das Fell ist dicht, voll, griffig, kräftig mit viel Unterwolle und reichlich Deck- und Grannenhaaren. Die Deckhaarlänge ist fünf bis sechs Zentimeter lang. Die sehr kräftigen, geraden und glänzenden Grannenhaare müssen gleichmässig sieben bis acht Zentimeter Länge aufweisen. Obwohl das angestrebte Zuchtziel nicht wunschgemäss erreicht wurde, legten die Fuchspioniere die Basis für eine spezielle, angenehme Rasse. Inzwischen gibt es die Füchse in den Farbenschlägen: Weiss Rotauge, Weiss Blauauge, Chinchilla, Schwarz, Mauve und Havanna.
Die dritte Schweizer Rasse verdankt man der Eingebung von Anton Häberli aus Winterthur. Er wollte ein Kaninchen züchten, welches die gleichen Zeichnungsmerkmale wie eine Englische Schecke aufweist, jedoch mit orangen und schwarzen Punkten. Dafür verpaarte er 1966 eine Japaner-Zibbe mit einem Englischschecken-Rammler. Dann nahm der Werdegang seinen Lauf, bis am 10. Mai 1984 die offizielle Anerkennung als «Schweizer Eulach-Scheckenkaninchen» erfolgte. Später wurde die Rasse in «Dreifarben-Kleinschecke» umbenannt, ab 2011 heisst die kleine Rasse mit Tupfenzeichnung und Mosaikfaktor «Schweizer Dreifarben-Kleinschecke».
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Verschiedene Haarstrukturen
In der Haarlänge treten zwischen kleinen, mittleren und grossen Rassen natürliche Unterschiede auf. Die meisten Kaninchen weisen eine Deckhaarlänge zwischen 26 und 37 Millimetern auf. Es gibt aber Arten mit besonderen Haarstrukturen. So zum Beispiel das Rexkaninchen. Diese mittlere Rasse mit Kurzhaarfaktor hat eine optimale Haarlänge von 20 Millimetern. Die Tiere kommen ursprünglich aus Frankreich und sind durch Mutationen entstanden. Seit 1925 sind sie in der Schweiz anerkannt. Aktuell gibt es 14 Farbenschläge: Blau, Castor, Chin, Dalmatiner blau, - dreifarbig,- havanna,- schwarz, Gold, Havanna, Japaner, Mauve, Schwarz, Weiss Blauauge und Weiss Blauauge.
Das Gegenteil wird vom Angora-Kaninchen verlangt. Bei dieser mittelgrossen Rasse mit leicht aufgerichteter Haltung und kräftigem sowie schön geformtem Körperbau wird langes Haar verlangt. Die stark vorherrschende Unterwolle ist dicht und voll. Die kräftigen Grannenhaare überragen das Wollvlies. Die ideale Deckhaarlänge beträgt 12 bis 15 Zentimeter. Die Tiere kommen ursprünglich aus England und sind durch Mutationen entstanden. Sie sind bereits seit 1890 in der Schweiz anerkannt. Aktuell gibt es sieben Farbenschläge: Weiss Rotauge, Chinchilla, Gold, Grau, Havanna, Madagaskar und Schwarz.
Das Bartkaninchen ist die jüngste in der Schweiz anerkannte Rasse. Von diesen mittelgrossen Tieren wird eine normale Deckhaarlänge von 33 bis 37 Millimetern verlangt. Die Backen (Bart) haben eine längere Behaarung. Die Langhaare der oberen Stirnhälfte können bis Mitte Kopf auslaufen. Der Bereich des Ohrenansatzes, Nacken, Schultern und Brust sind länger behaart und bilden eine Mähne. Die Langhaare haben eine weiche, leicht wellige Struktur und überragen das Normalfell um vier bis sieben Zentimeter. Die Flanken (Körperseiten) sind an den Schultern, den Seiten entlang und über die Schenkel länger behaart und haben eine weiche, leicht wellige Struktur. Die Langhaarpartien überragen das Normalfell um fünf bis acht Zentimeter. Am Becken können die Langhaare bis zur Blumenspitze reichen.
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