Rösseler, die sich durch das Internet klicken und dabei nach Naturprodukten für ihre Pferde suchen, stossen meist auf Hagebutten. Die Lobeshymnen auf die roten Früchte verschiedener Rosenarten kennen dabei kaum Grenzen. «Hagebutten helfen Pferden wieder auf die Sprünge», «Erhöhte Beweglichkeit und Lebensqualität für Ihr Pferd dank Hagebutten» oder «Die gesunde Belohnung für Ihr Pferd» sind nur eine kleine Auswahl davon. 

Fakt ist, dass Hagebutten voller Vitamine stecken. Die Palette reicht dabei von Vitamin A, C, E, K1, B1 bis B2. Allein das ist ein plausibler Grund dafür, dass die kleinen Früchte als Snack in der Pferdefütterung beliebt sind – sowohl frisch als auch in getrockneter Form. Viele Rösseler schwören auf die wohltuenden Inhaltsstoffe von Hagebutten.

Geheimtipp Moringa?
Zu Recht, wie Thea Rhyner bestätigt. Die Fachtierärztin am Nationalen Pferdezentrum Bern (NPZ) hebt den hohen Vitamin-C-Gehalt und die Antioxidantien hervor. Sie stärken das Immunsystem des Pferdes. Dank eines entzündungshemmenden Galaktolipids, das sich aus Zucker, einem Fettsäureanteil und dem Molekül Glycerin zusammensetzt, werde die Frucht auch gerne bei chronischen Leiden des Bewegungsapparates verwendet, sagt die Expertin. «Allerdings erachte ich die Wirkung von Ingwer, Teufelskrall und Beinwell in solchen Fällen als stärker.»

Angesichts der nachgewiesenen positiven Eigenschaften der Hagebutte verwundert es nicht, dass viele Hersteller von Pferdefutter dieses Naturprodukt verwenden. Es gibt aber auch Unternehmen, die auf weniger bekannte «Wundermittel» setzen. So hat zum Beispiel kürzlich die Vitarbo AG aus Arbon TG Werbung für das sogenannte Movita-Pferdefutter gemacht. Laut einer Mitteilung zählt zu den Vorzügen dieses Produkts, dass es auf chemische Zusätze verzichtet und bei der Herstellung nicht erhitzt wird, um Vitamine besser zu halten. Der Belohnungswürfel, der als Leckerli gedacht ist, fällt aber noch durch eine andere Besonderheit auf. Neben den Zutaten Hagebutte und Traubenkerne enthält er nämlich auch Moringa.

Moringa stammt von den Blättern des gleichnamigen Baumes, der zur Familie der Bennussgewächse (Moringaceae) gehört und seinen Ursprung in der Himalaja-Region Nordwestindiens hat. Wegen des hohen Rohstoff-Preises sind die getrockneten Blätter in Europa bisher eher als Nahrungsergänzung und als Lebensmittel für den Menschen bekannt. In den tropischen und subtropischen Herkunftsländern hingegen wird Moringa häufig auch als Ergänzung im Tierfutter verwendet. 

Naturheilkundliche StallapothekeWer auf eine gesunde, natürliche Ernährung seines Pferdes achtet, ist wohl auch an einer naturheilkundlichen Stallapotheke interessiert. Die Tierheilpraktikerin Kaja Grundmeyer hat dazu einen praktischen Ratgeber verfasst. Er enthält eine Vielzahl an Tipps und Tricks rund um die Gesund-erhaltung von Rössern. Dabei spricht die Autorin wichtige Aspekte wie Wurmkuren und Impfungen an und verrät, was in die Stallapotheke gehört. Im Vordergrund stehen unterstützende Hausmittel, Kräuter und Bach-Blüten für jede Jahreszeit sowie alternative Therapieverfahren im Krankheitsfall. Angereichert mit Hinweisen zu Pflege, Fütterung, Stall, Weide und Zubehör ist das Buch eine Bereicherung für jeden Rösseler. 

Katja Grundmeyer: «Naturheilkundliche Stallapotheke für Pferde», TB, 160 S., Verlag: Müller Rüschlikon, ISBN: 978-3-275-02191-8, ca. Fr. 30.–

Umweltbelastung berücksichtigen
Die überdurchschnittlich hohe Nährstoffdichte trage dazu bei, dass Mensch oder Tier beim Verzehr der Pflanze ein breites Spektrum an Nährstoffen zu sich nehmen, verspricht Ralf Schönung, CEO der Vitarbo AG. Er betont zudem, dass man vor der Markteinführung nichts dem Zufall überlassen habe. «Wir haben die Moringa-Leckerlis mehrere Monate getestet. Dabei haben uns unglaublich viele Reiterinnen und Reiter mitgeteilt, dass die Belohnungswürfel den Pferden sehr gut schmecken und dass sie auch bereits beim Leckerlifüttern auf gute Zutaten achten.»

Daran zweifelt die Veterinärin Thea Rhyner keineswegs. Sie hält das neue Produkt grundsätzlich für spannend und Moringa für eine sehr interessante Pflanze, die viele wertvolle Stoffe enthält. «Jedoch denke ich, dass diese Nährstoffe auch mittels eines herkömmlichen Mineralfutters und qualitativ guten Heus sowie Weidegang bestens abgedeckt werden können», sagt die NPZ-Fachfrau. 

Sich auf ein bestimmtes natürliches Pflanzenprodukt für Pferde festzulegen, fällt Rhyner schwer, da es sehr viele davon gibt. Sie empfiehlt deshalb allen daran interessierten Rösselern, sich persönlich zu dem Thema beraten zu lassen, um eine individuelle Lösung für ihre Vierbeiner zu finden. 

Literaturtipp
Manfred Coenen, Ingrid Vervuert: «Pferdefütterung», Verlag: Thieme, ISBN: 978-3-13-241178-4, ca. Fr. 90.–