Sommer
Tauben sind Sonnenanbeter
Die Taubenrassen stammen von der Felsentaube (Columba livia) ab. Deshalb geniessen sie ausgiebige Sonnenbäder. Die Temperatur scheint dabei nicht hoch genug sein zu können. Hinter dieser Vorliebe steckt aber mehr als nur «Wellnessen».
Auch Tauben lieben Wellness. Zum Entspannungsprogramm gehört das mindestens einmal wöchentlich angebotene Wasserbad dazu. Tauben räkeln sich im kühlen Nass und legen sich danach in die Sonne. Dieses Verhalten gehört zum festen Ritual. Aber selbst ohne Wasserbad liegen Tauben sehr gerne in die Sonne. Es entsteht fast der Eindruck, als würden sie es den Menschen gleichtun, die am Strand liegen und sprichwörtlich Sonne tanken. Besonders nach längeren Phasen ohne direkte Sonneneinstrahlung sind wir darauf ganz erpicht. Und selbst dieses Verhalten ist bei den Tauben zu beobachten.
Nun könnte man diese Tatsache einfach zur Kenntnis nehmen. Doch Taubenzüchter und Tierhalter wollen in der Regel mehr wissen und gehen den Ursachen deswegen auf den Grund. Bei Tauben besteht ein grosser Vorteil darin, dass sie zu den Vögeln gehören und deshalb schon sehr früh wissenschaftlich untersucht wurden. Umso überraschender ist es, dass dort gemachte Erkenntnisse, die grösstenteils auf Taubenuntersuchungen beruhen, bis heute kaum in der Fachliteratur berücksichtigt und veröffentlicht wurden.
Vögel sind direkte Abkömmlinge der Reptilien. Auch bei diesen gibt es bis heute noch das regelmässige «Sonne-Tanken», um die Körpertemperatur über einen Zeitraum auf dem entsprechenden Niveau zu halten. Nur dann ist ihre volle Aktivität mit ihren wechselwarmen Organismen möglich. Tauben sind jedoch wie alle Vögel sogenannte Warmblüter. Das bedeutet, dass sie ihre Körpertemperatur trotz schwankender Aussentemperaturen konstant halten.
Dennoch ziehen Tauben aus der Sonneneinstrahlung einen gewissen Teil zur Wärmeaufnahme. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass je nach Pigmentierung der Haut diese Wärme besonders gut aufgenommen werden kann. Das heisst, dass zum Beispiel schwarze Tauben, die auch eine dunklere Haut besitzen, hier gegenüber weissen im Vorteil sind.
Wichtig für den Vitamin-D-Haushalt
Das Gefieder schützt die Haut vor direkter Sonneneinstrahlung. Vielleicht ist das der Grund, weshalb Tauben beim Sonnenbaden ihr Gefieder sträuben – und zwar von ganz leicht bis hin zu äusserst stark. Dadurch kann die Strahlung direkt bis zur Haut vordringen.
Die Sonnenbadezeiten variieren von der Dauer her. Aus der Ornithologie ist bekannt, dass grössere Arten länger baden als kleinere. Inwieweit dies bei Taubenrassen zutrifft, ist noch nicht untersucht worden. Interessant wäre es auf jeden Fall zu wissen, ob selbst bei Tauben, zum Beispiel vom kleinen Wiener Tümmler zum riesigen Römer,
Unterschiede bestehen. Tauben bevorzugen übrigens die pralle Sonne, und das, obwohl es immer wieder vorkommt, dass sie dabei hecheln. Beim Sonnenbaden bleiben sie mehr oder weniger regungslos liegen. Je nach Wohlfühlbedarf und -anspruch kann das bis zu 45 Minuten dauern. Eine lange Zeit für ein Fluchttier.
Neben der Wärmeaufnahme und der Wellness hat die Sonneneinstrahlung für Tauben aber auch noch einen anderen Aspekt, wie wissenschaftliche Studien belegen. So sind bei Wildtaubenjungen rachitische Störungen (Erkrankung des wachsenden Knochens) aufgetreten. Diese wurden auf einen Vitamin-D-Mangel zurückgeführt. Erst mit zunehmender Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen Chance der Elterntiere zum ausgiebigen Sonnenbaden bei den Folgebruten sind diese nicht mehr vorhanden gewesen. Die nötigen Vitamin-D-Gaben konnten die Eltern also bereits über das Ei und dann über die anschliessende Fütterung weitergeben.
Das Sonnenbaden hat in einer fotochemischen Reaktion also direkt Einfluss auf den Vitamin-D-Haushalt. Die Einwirkung von ultravioletter Strahlung in der Haut sorgt für die entsprechende Bildung. Gerade diese Eigensynthese, mit der das Vitamin D gebildet wird, ist für Tauben unverzichtbar. Denn ausser in Eiern und Fischlebern kommt es nicht in grösseren Mengen vor.
Bei Vögeln findet die Umwandlung im Wesentlichen an zwei Stellen statt. So soll zum Beispiel die Bürzeldrüse die Vorstufen dieses Vitamins enthalten. Da sich die Tauben das Gefieder regelmässig einfetten, werden diese Zwischenprodukte fotochemisch zum Vitamin D umgebaut. Durch das Putzen des Gefieders mit dem Schnabel werden sie dann wieder dem Organismus zugeführt.
Wenig Licht führt zu Schwärzlingen
Darüber hinaus sind diese Vorstufen vor allem an den nackten Körperstellen zu finden. Bei Tauben sind das hauptsächlich die Flügelunterseiten. Damit ist auch erklärt, weshalb sich Tauben beim Sonnenbaden häufig so hinlegen, dass die Sonne unter die Flügel scheinen kann. Und selbst in den Läufen und Füssen ist bei einigen Vogelarten das Provitamin in bis zu achtfach höherer Konzentration zu finden – auch hier wieder eine nackte Körperregion.
Wiederum bei Wildtauben wurde entdeckt, dass bei gehaltenen Tieren in Räumen mit unzureichender Beleuchtung, das Gefieder schwarz wird. Es handelt sich also um «Schwärzlinge», aber keine Mutationen, wie zunächst angenommen wurde. Kamen die Tauben später wieder in Freivolieren unter, wurde nach der Mauser das arttypisch gefärbte Gefieder gebildet. Als Grund für die starke Melanineinlagerung wird eine unzureichende Stimulation der Eierstöcke und Hoden angesehen, die durch fehlende natürliche Licht- und Strahlungsverhältnisse hervorgerufen wird.
Spätestens dadurch leuchtet es ein, wie wichtig direkte Sonneneinstrahlung für Tauben ist. Wahrscheinlich erkennen sie es intuitiv selbst. Und dennoch ist es wichtig, dass Züchter den Tauben durch entsprechende Haltungsmassnahmen die Möglichkeit dazu bieten. Lediglich bei gelben und braunen Rassetauben hat die direkte Sonneneinstrahlung eine negative Begleiterscheinung. Sie lässt die Schwingenfarbe verblassen. Eine Tatsache, der man beim Bewerten durch etwas Nachsicht Rechnung tragen sollte.
Dieser Artikel wurde automatisch auf unsere neue Website übertragen. Es kann daher sein, dass Darstellungsfehler auftreten. Diese können Sie uns mit folgendem Formular melden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren