Der Tod des Tigers Montecore hatte Siegfried & Roy im vergangenen März wieder in die Schlagzeilen gebracht. Ihr «geliebter 17 Jahre alter weisser Tiger, Freund und Bruder» sei gestorben, hatte der 69-jährige Roy Horn auf Facebook mitgeteilt.

Der dunkelhaarige Horn und sein blonder Partner Siegfried Fischbacher, der an diesem Freitag 75 Jahre alt wird, haben sich schon lange aus dem Showbusiness zurückgezogen. Auftritte in der Öffentlichkeit sind selten geworden. Mehr als zehn Jahre liegt die Tigerattacke zurück, die der legendären Karriere des deutschen Magier-Duos Siegfried & Roy ein jähes Ende setzte.

Der Zwischenfall am 3. Oktober 2003 in Las Vegas kostete Horn fast das Leben. Montecore hatte den Zauberer auf der Bühne des Mirage-Hotels in Las Vegas angefallen und lebensgefährlich verletzt. Der Tiger habe ihm nur zu Hilfe kommen und ihn wegtragen wollen, als er während der Show das Bewusstsein verlor, beteuert Horn seither in Interviews.

Der tragische Unfall zwang die vielfach preisgekrönten «Meister des Unmöglichen» in den vorzeitigen Ruhestand. Vom gefeierten Showstar wurde Fischbacher über Nacht zur Stütze Horns, der aus Sicht der Ärzte «wie durch ein Wunder» die tiefe Bisswunde, den schweren Blutverlust, die Schlaganfälle und die Gehirnoperation überlebte. Nach dem Unfall war er halbseitig gelähmt, inzwischen kann er wieder ohne fremde Hilfe gehen.

Tellerwäscher-Karriere
Ihre Show war die Krönung einer «American Dream»-Karriere, die Fischbacher buchstäblich als Tellerwäscher begonnen hatte. Der am 13. Juni 1939 in Rosenheim geborene Bayer lernte schon als Junge die ersten Zaubertricks. Nach dem Schulende jobbte er in einem Hotel am Gardasee, bevor er 1959 als Schiffssteward auf der «TS Bremen» anheuerte und bald mit magischen Tricks zum Entertainer der Passagiere avancierte.

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Die sehr seltenen weissen Tiger wurden zum Symbol für die Show,
brachten dem Duo aber auch Kritik von Tierschützern ein.

Bild: Henning Schlottmann / cc-by

Dort lernte er den aus Nordenham in Niedersachsen stammenden Tierliebhaber Roy kennen, der von Siegfrieds Zauberkünsten fasziniert war. Statt Kaninchen aus dem Hut zu zaubern, regte Roy an, seinen an Bord versteckten Gepard in die Nummer einzubauen. Das Duo brachte fortan immer mehr exotische Tiere auf die Bühne. Zusammen tingelten sie mit Zauber- und Tiertricks durch kleinere Theater, bis ihnen 1966 in Monaco mit einer Galavorstellung beim Fürstenpaar Rainier und Gracia Patricia der internationale Durchbruch gelang.

Im Jahr darauf kamen sie erstmals nach Las Vegas, ab 1970 waren sie dort drei Jahre im Stardust zu sehen. 1988 handelten sie mit dem Mirage-Hotel den bis dahin dicksten Millionen-Deal in der Geschichte der Kasinostadt aus. Mit einem explosiven Mix aus Zauberei und exotischen Tieren, darunter seltenen weissen Tigern, hielt das Duo in den Jahren 1989 bis 2003 Millionen Fans in Atem.

Am Stadtrand von Las Vegas haben die Illusionisten für sich und ihre seltenen Tiere einen exotischen Dschungelpalast eingerichtet. Zur Erhaltung und Fortpflanzung der weissen Grosskatzen dient seit 1997 ihr «Secret Garden»-Gehege im Mirage-Kasino, das längst zur Touristenattraktion geworden ist.

Tierschützer oder Tierquäler?
Tierschützer kritisieren allerdings insbesonder die Zucht weisser Tiger. So schreibt die Tierschutzorganisation Peta auf ihrer Website: «Weisse Tiger entstehen durch Inzuchten, die aufgrund von angeborenen Organschäden oder neurologischen Störungen in der Regel nur für kurze Zeit überlebensfähig sind.» Zudem würden Grosskatzen in der Showbranche in zu kleinen Käfigen gehalten.

Die Künstler engagieren sich jedoch auch für den Tierschutz. Das 18 Millionen teure Wildgehege ihres Secret-Garden-Komplexes zählt gemäss der Süddeutschen Zeitung zu den weltweit vorbildlichsten Anlagen. Und Roy Horns letzte Worte, bevor er nach der Tigerattacke in die Bewusstlosigkeit fiel, lauteten nach Angaben der Sanitäter angeblich: «Bringt die Katze nicht um.»