Vogelkrankheit
Malaria-Alarm im Pinguingehege
Jahr für Jahr sterben in Zoos rund um die Welt Pinguine an Malaria. Auch der Zoo Basel hat wegen der heimtückischen Krankheit schon Tiere verloren. Seit einigen Jahren ist die Situation aber unter Kontrolle.
Mit ihrem schwarz-weissen Gefieder und ihrem watschelnden Gang erinnern sie ein bisschen an zu kurz geratene Oberkellner, die unter Plattfüssen leiden: Vielleicht macht gerade das die Pinguine zu derart beliebten Zootieren. Doch den kleinen Frackträgern setzt in unseren Gefilden zuweilen eine Krankheit zu, an die man im Zusammenhang mit Pinguinen wahrscheinlich zuletzt denkt: Malaria. Immer wieder gibt es Berichte über Pinguine in zoologischen Gärten, die an der sogenannten Vogelmalaria verenden. Im letzten Herbst etwa verlor der Exmoor Zoo in Südwestengland alle seine zehn Humboldtpinguine – und im Longleat Safari Park starben gar 25 Tiere, derselben Art, an der Krankheit.
Vogelmalaria wird, wie die Malaria beim Menschen, durch einzellige Organismen namens Plasmodien ausgelöst. Allerdings durch andere Arten. Und auch bei der Übertragung gibt es Unterschiede: Die Erreger der Vogelmalaria werden zwar wie bei der Menschenmalaria durch Stechmücken übertragen, aber durch andere Spezies. In Mitteleuropa sind dies zumeist Mücken der Art Culex pipiens, eine der bei uns häufigsten Arten von Stechmücken.
Tote Brillenpinguine im Zolli-Gehege
Normalerweise verläuft eine Vogelmalariaerkrankung nicht tödlich. Die meisten Vogelarten sind nämlich in ihrer jeweiligen Heimat schon seit vielen Jahrhunderten mit dem Erreger der Vogelmalaria konfrontiert und haben daher mittlerweile eine Art natürliche Resistenz gegenüber dieser Krankheit ausgebildet. Bei Pinguinen ist das weniger der Fall. Das hänge vielleicht damit zusammen, dass es an den Orten, an denen Pinguine normalerweise leben – Antarktis, Australien, Südamerika und Südafrika – entweder zu kalt oder zu trocken für Stechmücken sei, sagt Stefan Hoby, Tierarzt im Zoo Basel. Pinguine hatten also im Lauf der Evolution kaum Gelegenheit, Abwehrkräfte gegen die Vogelmalariaerreger aufzubauen.
Der Zoo Basel hat vor einigen Jahren schlechte Erfahrungen machen müssen mit der Vogelmalaria bei Pinguinen. Im Sommer 2010 verlor der Zolli mindestens ein halbes Dutzend Brillenpinguine wegen der Krankheit. Die Infektionen könnten enorm schnell verlaufen, sagt Hoby. Am Abend sind die Tiere noch gesund und fressen, am nächsten Morgen liegen sie tot im Gehege.
Der Zolli ging nach dem tragischen Vorfall eine Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Tropeninstitut ein: Die Forscher untersuchten, welche Mücken als Überträger infrage kommen. Tatsächlich hätten mehr als 99 Prozent der gefundenen Mücken zur Art Culex pipiens gehört und etwa vier bis sieben Prozent der Mücken hätten den Plasmodium-Erreger in sich getragen, sagt Hoby.
Mückenbekämpfung und Prophylaxe
Der Zoo trifft seither zwei Massnahmen gegen die Vogelmalaria: Zum einen erhalten alle Brillenpinguine während der Mückenflugzeit von Mitte April bis Oktober zwei Mal pro Woche eine Malariaprophylaxe, die aus den Wirkstoffen Pyrimethamin und Sulfadiazin besteht. Zum anderen werden die Gewässer rund ums Pinguingehege mit biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln behandelt, sogenannten Bacillus-Thuringiensis-Toxinen und -Sporen. Die Kombination scheint zu wirken. «Auf jeden Fall hatten wir in den letzten Jahren keine Krankheitsfälle mehr», sagt Hoby.
Der Zoo Zürich hatte bislang keine toten Pinguine wegen der Vogelmalaria zu beklagen. «Wir haben das Thema aber auf dem Radar», sagt Kurator Robert Zingg. «Wir bewirtschaften die Wasserläufe im Humboldtpinguin-Gehege so, dass sich möglichst keine Mückenlarven darin entwickeln können.»
Auch andere Zoos setzen auf Moskitobekämpfung. Der Bronx Zoo in New York etwa bestückte alle Teiche auf dem Zoogelände mit kleinen Zahnkarpfen. Diese Fische machen nichts lieber, als Moskitolarven zu fressen. Eine Bekämpfung mit chemischen Insektiziden möchte man natürlich in Zoos vermeiden.
Für den Menschen übrigens ist die Vogelmalaria ungefährlich. Die Plasmodien sind nämlich wirtsspezifisch. Und auch unter den Zoopinguinen sind nicht alle bedroht. Im Zoo Zürich verbringen die Königspinguine, im Zoo Basel die Königs- und die Eselspinguine die warmen Monate drinnen, wo es kühler ist und sie vor Mücken sicher sind. Als der Zoo Basel einmal im Rahmen einer Untersuchung Blut von verschiedenen Vogelarten nahm, entdeckte man bei zwei Brillenpinguinen und einer Schneeeule die Malariaerreger. «Alle drei Tiere zeigten aber keine Krankheitssymptome», sagt Zootierarzt Hoby. Auch Pinguine scheinen also – in Abhängigkeit von Immunsystem und Erregermenge – in der Lage, sich gegen den tückischen Erreger zur Wehr zu setzen.
Dieser Artikel wurde automatisch auf unsere neue Website übertragen. Es kann daher sein, dass Darstellungsfehler auftreten. Diese können Sie uns mit folgendem Formular melden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren