Ein lautes Rufen durchdringt die Abendstille in einer warmen Nacht: Die Laubfrosch-Männchen eröffnen ihr Konzert. Dieses findet am und im Wasser statt. Dabei rufen die Männchen laut um die Wette, mit dem Ziel, Weibchen anzulocken. Eine Schallblase an der Kehle des Europäischen Laubfrosch-Männchen verstärkt dabei sein Rufen. So tönt es lautstark während der Hauptlaichzeit von Mai bis Juli. Doch das Froschkonzert ist nicht mehr so laut, wie es auch schon war. Die Bestände des Europäischen Laubfroschs in der Schweiz sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts regelrecht eingebrochen.

Gefährdung
Während man früher im Mittelland die ohrenbetäubenden Konzerte der Frösche vielerorts vernehmen konnte, bieten sich heute nur noch wenige Orte als Lebensraum an. Der blattgrün gefärbte Laubfrosch ist in der Schweiz vom Aussterben bedroht.

Praktisch alle Flüsse in den Tieflagen wurden entweder verbaut oder für Kraftwerke gestaut. So fehlen den Laubfröschen die regelmässig überschwemmten Gebiete. Diese sind jedoch überlebenswichtig, da sich die Pionier-Amphibienart nur in besonnten, nicht zu stark bewachsenen und gelegentlich austrocknenden Weihern wohlfühlt und fortpflanzt.

Als Mitglied der World Association of Zoos and Aquariums (WAZA) hat der Natur- und Tierpark Goldau den Schutz und die Erhaltung bedrohter Arten und gesunder Ökosysteme zum Hauptziel. Durch die lokale und überregionale Vernetzung wirkt der Tierpark als Naturschutzzentrum und Umweltbildungsinstitution. Dabei beteiligt er sich an diversen Erhaltungszucht- und Wiederansiedlungsprogrammen – so auch für den Laubfrosch.

Wiederansiedlung
2005 startete die Stiftung Lauerzersee zusammen mit dem Natur- und Tierpark Goldau ein Projekt zur Wiederansiedelung des Laubfroschs im Gebiet Sägel am Lauerzersee SZ. Bevor die ersten Laubfrösche angesiedelt werden konnten, waren umfangreiche Abklärungen nötig: «Können Laubfrösche langfristig in diesem Gebiet überleben? Ist es sichergestellt, dass die Laubfrösche keine anderen einheimischen Arten konkurrenzieren und keine Amphibienkrankheiten einschleppen?» Nachdem diese positiv beantwortet werden konnten, wurde im Jahr 2007 die Wiederansiedlung in Angriff genommen. Die ersten zur Zucht verwendeten Laubfroschlarven stammten von einem gefährdeten Bestand im Kanton Zürich und wurden in der eigens dafür eingerichteten Aufzuchtstation im Natur- und Tierpark Goldau zu Jungfröschen herangezogen. Bis 2012 wurden im Sägel Jungfrösche und Larven aus der Aufzuchtstation des Tierparks angesiedelt. Dieser engagierte sich zusätzlich im Monitoring der Tiere und führte die nötigen Pflegeeinsätze im Gebiet durch. Gemäss den ausgewerteten Daten breiten sich die Laubfrösche heute ohne fremdes Zutun im Naturschutzgebiet aus. Nach der erfolgreichen Wiederansiedlung am Lauerzersee unterstützte der Natur- und Tierpark Goldau die «Riedförderung Grenchner Witi» (SO) sowohl mit Know-how als auch mit Laubfroschlarven aus der eigenen Nachzucht. Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Laubfrosch in der ganzen Witi – von Grenchen bis Solothurn – heimisch. In den 1970er-Jahren verschwand er jedoch aus dem Gebiet.

Das gemeinsame Projekt der Abteilung Natur und Landschaft, Amt für Raumplanung Kanton Solothurn, und des Natur- und Tierparks Goldau zur Wiederansiedlung des Laubfroschs in der Witi startete im Jahr 2014. Im Frühling 2019 zählte man bereits wieder über 50 rufende Männchen.

Auen- und Kulturlandschaft Grosswijer
Auf dem Gebiet Grosswijer des Natur- und Tierparks Goldau entsteht derzeit der Haustierpark mitsamt Bauernhof. Eine integrierte Weiherlandschaft wird Kranichen einen Lebensraum bieten. Zudem werden Anlagen für Weissstörche und Amphibien entstehen. Durch das Ausheben neuer Weiher als Laichgewässer wird ein Lebensraum für Amphibien wie Laubfrösche und Gelbbauchunken geschaffen. Dies wird den Besucherinnen und Besuchern in Goldau eine ganzheitliche Sicht auf das Nebeneinander von Nutz- und Wildtieren bieten.

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Der Natur- und Tierpark Goldau ist Mitglied im Dachverband der wissenschaftlich geleiteten Zoos der Schweiz (zooschweiz / zoosuisse). www.zoos.ch