Expertenrat
Darum ist Obst gefährlich für Hunde
Wenn die frisch geschälten Mandarindli verlockend riechen, möchte auch so mancher Karnivore gerne ein Stück von Frauchen haben. Aber Obst ist für Hunde ein echte Problem. Eine Expertin erklärt warum.
Das Maul schleckend kommt Gypsy aus dem Garten zurück. Wenn an Bäumen das Obst und im Gemüsegarten andere Leckereien heranreifen, erwacht bei der Labradorhündin die Fresslust. «Meist ist es die Süsse der Früchte, die Hunden wie Gypsy das sprichwörtliche Wasser im Maul zusammenlaufen lässt», sagt Betthina Glarner. Die diplomierte Tierernährungsexpertin und Tierheilpraktikerin aus Richterswil ZH kennt aber auch Hunde, die auf Salat oder bittere Gemüsesorten stehen. «Andere wiederum haben eine chronisch ungenügend versorgte Darmflora und versuchen sich durch das Fressen von Gras, Erde, Gemüse oder Obst Linderung zu verschaffen.»
So mancher Vierbeiner plündert regelmässig den Gemüsegarten oder bedient sich am Obst. Von dieser Art Selbstbedienung hält die Hundeexpertin allerdings nichts. «Die Süsse des reifen Obstes oder von Fallobst zieht auch Insekten wie Wespen und Fliegen an», gibt Glarner zu bedenken. «Je nach Ort des Stiches oder bei einer Allergie auf Wespenstiche kann es tödlich enden.» Fliegen wiederum legen in überreifen Früchten ihre Eier ab. Zudem übertragen sie Bakterien von Kot oder Kadavern auf das Obst. «All dies zusammen kann zu Darmparasiten und daraus resultierenden hartnäckigen Darmproblemen führen», erklärt die Tierheilpraktikerin. Fallobst kann aber auch ein Herd von gesundheitsgefährdenden Schimmelpilzen und Sporen sein. «Diese belasten die Leber dann hochgradig.»
Belastung für den Hundedarm
An kleinen Bäumen oder Weinreben pflückt sich Labradorhündin Gypsy selbst, wonach ihr die Schnauze steht. Je nach Obstsorte könnte dies für die Hündin lebensgefährlich werden, gibt Glarner zu Bedenken. «Maulbeeren und Weintrauben können Nierenversagen auslösen.» Oftmals ist das von Gypsy gepflückte Obst noch nicht reif. «Dies wiederum kann Bauchkrämpfe und Magenschmerzen auslösen. Unreifer Holunder ist zudem giftig für Hunde.»
Am Abend rumort es dann auch in Gypsys Bauch. Die kurz darauf entweichenden Winde haben es in sich. «In grossen Mengen gefressenes Obst oder Gemüse verweilt lange im Darm, es gärt und gast dort auf», erklärt die Expertin. Dies führt – wie bei Gyspy – zu Unwohlsein, Blähungen und Blähbauch, aber auch Durchfall und Erbrechen sind möglich. Gerade Birnen und Äpfel können in grossen Mengen abführend wirken und die Darmflora negativ beeinträchtigen. Birnen und sehr süsses Obst sollten noch aus einem weiteren Grund nicht in grossen Mengen gefressen werden. «Sie belasten die Niere, sehr süsse Früchte aufgrund ihres hohen Fruchtzuckeranteils die Leber. Zudem schadet viel Fruchtzucker der Mundflora.» Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind Unverträglichkeiten, die selbst bei vermeintlich gesundem Obst oder Gemüse vorkommen können. «Es kann dann zu diversen Symptomen wie Juckreiz, Pusteln, Hotspots, Rötungen, Unruhe, Durchfall oder Erbrechen kommen.» Ob und welche Obstsorten ein Hund nicht verträgt oder allergisch reagiert, ist individuell.
Auch bei Steinobst rät Glarner zur Vorsicht. Zwar knabbert mancher Hund den Stein vorsichtig blitzblank. «Beim Rumbeissen können jedoch rasch haarfeine Zahnfrakturen entstehen, die dann erst im Laufe der Zeit zu Problemen im Zahnhalteapparat oder bei den Zähnen selbst führen. Auch kann der Hund sich mit scharfen Kanten des Kernobsts Zahnfleischverletzungen zufügen.» Andere Vierbeiner hingegen zerbeissen den Stein. «Im dümmsten Fall können Kernteile und Splitter zwischen Zahn und Zahnfleischrand eindringen und dort zu bösen Entzündungen führen.»
Schluckt der Hund die Steine einfach, kommen mehrere Faktoren ins Spiel. «Ein Kirschstein ist bei einem mittelgrossen Hund noch kein Weltuntergang. Wenn der Hund aber Unmengen davon frisst, kann es neben einer Kolik auch zu einem Magen- respektive Darmverschluss kommen.» Für einen kleinen Hund hingegen kann bereits ein einziger Aprikosenkern zum Notfall werden. Weiter gibt die Expertin zu bedenken: «Kerne enthalten in geringen Mengen Amygdalin, das im Körper die giftigen Blausäuren freisetzt und somit toxisch sein kann.»
Gemüse macht weniger Probleme
Im Gemüsegarten sieht es schon einfacher aus. Nur von Nachtschattengewächsen wie unter anderem Tomaten und Auberginen sollten Hunde besser die Pfoten lassen. Sie gehören grundsätzlich nicht in den regelmässigen Futterplan eines Hundes, so Glarner. «Nachtschattengewächse enthalten Solanin, welches schwach giftig ist und Nierenreizung, Übelkeit und Magenprobleme hervorrufen kann.» In grossen Mengen aufgenommen kann es das Nervensystem beeinträchtigen. «Zudem enthalten gerade Cherrytomaten eine grosse Menge an Oxalsäure, die sich negativ auf die Niere auswirkt.»
Grünes Licht gibt die Expertin für Salatgurken und Zucchini – mit Einschränkungen. «Beide sind grundsätzlich kein Problem, je nach Menge können sie jedoch Durchfall erzeugen.» Wer allerdings im Gemüsegarten bittere Exemplare hat, sei gewarnt: «Der Bitterstoff ist extrem giftig und kann zum Tod führen.» Da sich die entsprechenden Geschmacksrezeptoren beim Hund vor allem hinten auf der Zunge befinden, schmeckt der Hund die Bitterstoffe nur in grossen Mengen und meist erst nach mehrmaligem Wiederholen. Dann kann es zu spät sein.
Dennoch gehören Obst und Gemüse natürlich in den Futternapf, meint Glarner. «Insbesondere Beeren sind reich an sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonoide und phenolischen Säuren. Diese Substanzen helfen freie Radikale zu neutralisieren und können dadurch die Zellstruktur unterstützen oder deren Schädigung verhindern. Gemüse ist ebenso wertvoll, da es Faserstoffe liefert.» Blaue und rote Beeren enthalten zudem reichlich Vitamin C, Eisen, Folsäure und Jod. Die Expertin rät also: «Den Hund nie unbeaufsichtigt fressen lassen und Obst sowie Gemüse nur in Massen geben.»
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