Katzen vs. Hunde
Das mysteriöse Zungen-Rätsel
Es scheint, als hätten Wissenschaftler ihre Freude an Hochgeschwindigkeits-Kameras entdeckt. Es sieht halt einfach toll aus, wenn ein Hund in Zeitlupe Wasser trinkt. Doch was haben Röntgenstrahlen und Roboter damit zu tun?
Den Anfang gemacht hat der Discovery Channel im Jahr 2008. Damals hat der US-Amerikanische TV-Sender das Video eines Wasser trinkenden Hundes auf die Videoplattform YouTube gestellt. In Zeitlupe. Die beeindruckenden Bilder haben Hundefreunde in aller Welt erleuchtet. Sie wissen nun, wie ihr Liebling aus seiner Wasserschale trinkt und wieso er dabei schlabbert: Er streckt seine Zunge ins kühle Nass, krümmt die Spitze nach hinten und löffelt sich so eine Ladung Wasser in den Mund.
Wo Hundefreunde sind, sind auch Katzenfreunde. Deshalb ging es nicht lange, bis zwei Wissenschaftler vom Massachusetts Institute of Technology sich dem Trinkverhalten der Katze angenommen haben. Roman Stocker hatte seine Katze «während dem Frühstück beim Trinken beobachtet» und gemerkt, dass sich hinter dieser simplen Bewegung ein «aufregendes biomechanisches Problem» versteckt. Und eine Studie war geboren.
Nach dem Frühstück setzte sich Stocker jedenfalls mit seinem Kollegen Pedro Reis zusammen und filmte seine Katze. Herausgefunden haben die beiden, dass die Katze deutlich vorsichtiger trinkt als ein Hund. Nur gerade die Zungenspitze berührt die Flüssigkeit. Wenn die Zunge wieder zurückschnellt, bildet sich eine kleine Wassersäule, die für einen kurzen Moment der Gravitation widersteht und die von der Katze in den Mund geschleudert wird.
Auftritt: Roboterzunge
Natürlich ist Wissenschaft erst wirklich Wissenschaft, wenn ein toller Roboter gebaut werden kann. Kein Problem für Stocker und Reis. Kurzerhand stellten sie die Theorie auf, Katzen hätten eine perfekte «Schlabber-Frequenz». Würden sie also ihr Wasser schneller oder langsamer trinken, käme pro Zungenbewegung weniger Flüssigkeit in ihren Mund. «Wie wir wissen, lassen sich Katzen zu gar nichts zwingen», so Reis, «und schon gar nicht dazu, ihre Trinkgeschwindigkeit zu ändern», also – ja genau! – bauten sie einen Roboter.
Eine Art mechanischer Stempel, dessen Auf-und-ab-Geschwindigkeit gesteuert werden kann, diente schliesslich als Beweis, dass grössere Katzen idealerweise langsamer trinken als kleine. Das ganze ist zu sehen im Video von 2010 (unten), unter dem Titel «Katzen trinken anders als Hunde» – ebenfalls vom Discovery Channel – und im «Science Magazine».
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Quelle: YouTube/Discovery
Reis und Stocker gehen davon aus, dass das Trinkverhalten in der gesamten Katzenfamilie identisch ist. Einziger Unterschied: Grosse Katzen trinken schneller als kleine. Das Video (unten) von einem trinkenden Liger – einer Kreuzung aus Löwe und Tiger – ähnelt aber fast ein wenig dem Trinkverhalten von Hunden. Seine Zungenbewegungen sehen auch ein wenig «löffelnd» aus. Trinken Hunde vielleicht gar nicht so viel anders als Katzen?
[EXT 2]
Quelle: YouTube/bouju1Das dachten sich wohl auch A.W. Crompton und Catherine Musinsky von der Harvard-Universität. In einer Art «Antwort-Studie» konnten sie beweisen, dass Hunde gar nicht etwa die grobschlächtigen und schlabbernden Löffelzungentiere sind, als die sie bislang dargestellt wurden. Ganz im Gegenteil. Auch sie haben Zeitlupen-Videos von trinkenden Hunden gemacht und kommen nun zum Schluss, dass Katzen und Hunde die gleiche Trinktechnik anwenden. Die Studie wurde 2011 im Fachjournal «Biology Letters» veröffentlicht.
Und wie haben sie das herausgefunden? Mit Röntgenbildern (Video unten). Tatsächlich formt die Hundezunge eine Art Löffel, um Wasser aufzunehmen, doch wird die Flüssigkeit darin beim Hochschnellen der Zunge darausgeschleudert. Was übrigbleibt ist – genau wie bei der Katze – eine Wassersäule, die an der rauen Zungenoberfläche haftet und aufgrund von Adhäsionskräften nicht gleich wieder herunterfällt, sondern in den Mund des Hundes gelangt.
Einen passenden Roboter haben sich die Harvard-Studenten allerdings noch nicht gebaut. Wir werden Sie aber informieren, sobald auch das passiert ist.
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Quelle: YouTube/RoyalSociety[IMG 2]
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