Wenn Jasmine Kopp mit ihrer Hündin «C.J» unterwegs ist, wechseln die Leute die Strassenseite oder gar das Zugabteil. «Das tut schon weh», sagt Kopp. «C.J» lebt seit einem Jahr bei ihr. Mit der eingedrückten Nase und dem muskulösen Körper erscheint die Hündin durchaus furchteinflössend. Doch nimmt man sich erst einmal Zeit, die Rasse kennenzulernen, erscheint sie in einem ganz anderen Licht. 

Die Olde English Bulldogge ist ein Familienhund, der sich besonders mit Kindern gut versteht. Er ist verschmust, neugierig und lernt extrem schnell. Trotz dieser positiven Eigenschaften hat es die Rasse nicht leicht, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden. «Viele Leute denken, dass ich einen Kampfhund besitze», sagt Kopp. Dabei stehe die Olde English Bulldogge nicht auf der Liste der Kampfhunde. Viele wissen das nicht, oder wollen es nicht wahrhaben. «Hören sie das Wort ‹Bull›, leuchten die Alarmglocken», bedauert Kopp. Leider seien es vor allem die Halter, die der Rasse ein schlechtes Image verpassen. Es gebe immer wieder Bulldoggenbesitzer, die ihren Hund abrichten und ihn zur Kampfmaschine ausbilden. Dabei sei das mit jeder Rasse möglich, ist Kopp überzeugt. 

Jasmine Kopp will ihren Mitmenschen die Angst vor der Rasse nehmen
Sie möchte sich für die Rasse einsetzen. «Ich sehe nicht aus, wie eine typische Bulldoggenbesitzerin», sagt Kopp, die 2011 bei der Miss-Bern-Wahl teilnahm und heute als Model arbeitet. Genau mit diesem Gegensatz – sie als zierliche schlanke Person mit einer muskulösen Bulldogge – möchte sie ihren Mitmenschen die Angst vor der Rasse nehmen.

Kopp arbeitet neben ihren Modeljobs als Leiterin Administration und Marketing in einer Indoor Golf Lounge. Oft nimmt sie «C.J» mit zur Arbeit – und alle lieben die Hündin. «Sobald ich mit den Leuten spreche, sie aufkläre, ist die Angst vorbei.» Ihren Liebling nimmt sie auch mit zu Fotoshootings. «C.J» durfte sogar einmal für eine Kleidermarke vor der Kamera posieren. Bewusst nimmt sie ihren Hund überall mit. «Ich möchte zeigen, was für ein liebevoller Hund eine Bulldogge sein kann, wenn man sie richtig erzieht», sagt sie. Einmal pro Woche besucht Kopp die Hundeschule. Am Anfang sei man ihr sogar dort mit Skepsis begegnet. Doch mittlerweile hat «C.J» das Herz aller anderen Kursteilnehmer gewonnen.

Kopp nennt ihren Hund auch «Buddy». «Er ist ein einfühlsamer Freund, der immer für mich da ist», sagt sie und kommt richtig ins Schwärmen. Auf ihrem iPhone befinden sich mehrere Dutzend Fotos von ihrem Liebling. Es stört sie auch nicht, wenn ihr Vierbeiner mal ihre Schuhe zernagt oder mit schmutzigen Pfoten an ihr hochspringt. «Wenn man Hundebesitzer ist, gehört das einfach dazu, Model hin oder her», sagt sie lachend.

In der Schweiz gibt es zwei anerkannte Züchter der Olde English Bulldogge
Kopps Hündin «C.J» stammt aus der Zucht von Rosario Adamo in Bolken SO. Adamo ist einer von nur zwei anerkannten Olde-English-Bulldoggen-Züchtern in der Schweiz. Die Rasse ist vor allem in Deutschland, Holland, England und in den USA verbreitet. Rosario Adamo und seine Frau Angela züchten seit 2007. «Mir gefällt vor allem ihre eingedrückte Nase. Einige Leute finden sie hässlich, ich finde gerade das sehr schön», sagt der Züchter. Auch er kennt die Vorurteile gegen die Rasse. «Es ist viel Aufklärungsarbeit nötig.» Massgebend sei jedoch immer die Person hinter der Leine und nicht die Rasse. 

Adamo ist Präsident des «Olde English Bulldoggen Club» Schweiz. Der Club ist oft an Schauen vor Ort, mit dem Ziel, das Image der Rasse zu verbessern. Ausserdem besuchen Adamos mit ihren Welpen auch Kindergärten und Schulen. Einerseits werden die Tiere so sozialisiert und andererseits könne man so Ängste abbauen. «Es sind vor allem die Medien, die aus der Olde English Bulldogge einen Kampfhund gemacht haben», sagt Adamo. 

Bis heute haben Rosario Adamo und seine Frau sechs Würfe grossgezogen. Sie besitzen zwölf Hunde, wobei nur sechs bei ihnen leben. «Wir wollen unsere Zuchthunde in einem sozialen Familienumfeld aufwachsen lassen», sagt das Ehepaar. Deshalb leben sechs ihrer Zuchthündinnen bei Familien in der Umgebung. Die Hündin wird alle zwei Jahre einmal für die Deckung beansprucht – und das maximal drei mal in ihrem Leben, mehr nicht. Im Gegenzug mussten diese Familien für den Zuchthund nichts bezahlen. Normalerweise kostet ein Welpe 2000 Franken.

Am 19. März ist Adamos letzter Wurf mit sechs Welpen zur Welt gekommen. Bereits vor der Geburt waren die Kleinen reserviert. Die Nachfrage sei auch ohne Werbung enorm gross. Adamos suchen ihre Käufer sorgfältig aus. «Wir wollen anständige Besitzer, die mit dem Hund arbeiten und viel Zeit mit ihm verbringen», sagt Adamo. Er möchte die Rasse populär machen und seine Freude und Faszination mit anderen Menschen teilen, erklärt er seine Motivation als Züchter. Jasmine Kopp kommt immer wieder gerne zu Adamos. Sie möchte es ihnen einmal gleichtun und später Olde English Bulldoggen züchten. «Ich will, dass sich die Rasse weiterentwickeln kann und in der Schweiz erhalten bleibt.»

Weitere Informationen:
www.adamobulls.ch
www.oebswissclub.ch