Um ein Tier artgerecht zu halten, orientiert man sich oft an seinem Verhalten in freier Wildbahn. Katzen sind Beutegreifer, die über den ganzen Tag verteilt jagen und das Erbeutete alleine fressen. Futter bzw. die Beschäftigung damit nimmt somit im Leben einer Katze einen hohen Stellenwert ein. Wie man diesen Verhaltensweisen im eigenen Haushalt Rechnung tragen kann, erklärt ein neues Informationsblatt der Schweizerischen Tierärztlichen Vereinigung für Verhaltensmedizin (STVV).

Freigänger sind unkompliziert

Am einfachsten haben es Halter(innen) von Katzen, die uneingeschränkt nach draussen können. Wird der Auslauf z. B. dank einer Katzenklappe das ganze Jahr hindurch ausgiebig genutzt und neigt das Tier nicht zum Übergewicht, ist in einem Napf ständig verfügbares Trockenfutter laut STVV in Ordnung. Freigänger können sich ihren Bedürfnissen entsprechend draussen beschäftigen, so die Begründung. Angesichts ihres Jagdinstinkts verhindert ein voller Futternapf aber nicht, dass die Katze ab und zu eine Maus nach Hause bringt.

Drinnen reichen auch mehrere kleine Mahlzeiten nicht

Ganz anders liegt der Fall bei Wohnungskatzen oder Tieren, die nur beschränkt Auslauf haben. Für sie sei es schädlich, rund um die Uhr Futter zur freien Verfügung zu haben, denn so könne Fressen unabhängig vom Hunger zur Beschäftigung werden. Das führt meist zu Übergewicht und möglicherweise zu Folgeerkrankungen wie Diabetes und Schäden am Bewegungsapparat.

Auch zwei bis drei kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt können laut STVV das Bedürfnis einer Katze nach vielen Snacks nicht befriedigen. Streicht die Katze ihrem Besitzer um die Beine oder nimmt anderweitig Kontakt auf, sollte sie statt Futter Gelegenheit zum Spielen oder eine Streicheleinheit bekommen. Andernfalls könne auch Betteln zur Aktivität werden.

Prinzipen der Katzenfütterung Kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt Aus Futterpuzzles «erbeuten» lassen Mehrere Futter- und Wasserstellen Erhöhte Futterplätze Mehrere Katzen ohne Sichtkontakt füttern

Futter muss zum Erlebnis werden

Einen Nicht-Freigänger artgerecht zu füttern, ist also ungleich schwieriger. Die STVV gibt dazu folgende Hinweise:

Für Trockenfutter sind Futterpuzzles am besten geeignet. Dabei wechselt man am besten verschiedene Modelle ab, damit es spannend bleibt. Bei älteren oder eher trägen Katzen mit einfachen Puzzles anfangen und den Schwierigkeitsgrad steigern. Wenn möglich sollte immer Futter im Puzzle sein. Wird es sofort komplett leer gefressen, empfiehlt man mindestens fünfmal über den Tag verteilt eine Ration nachzufüllen.

Nassfutter kann auf einen Liki-Mat gestrichen werden. Dabei handelt es sich um eine Matte mit Vertiefungen, aus denen die Katze ihr Futter langsam aufleckt.

Leckerli seien empfehlenswert und eigenen sich als interaktive Mahlzeit z. B. in Verbindung mit einfachen Übungen. Oder sie können versteckt, geworfen oder in eine Wühlkiste gelegt werden.

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Katzen wollen alleine fressen

Von Katzen sollte man nicht verlangen, dass sie nebeneinander fressen – auch wenn sie es tun würden. Die STVV empfiehlt im Gegenteil, die Tiere in einem Mehrkatzen-Haushalt mit einiger Distanz und ohne Sichtkontakt zueinander zu füttern. Damit wird Stress sowie Schlingen oder Futterverweigerung vermieden. Gut seien in der Wohnung verteilte Futterpuzzles, auch an erhöhten Stellen. Letztere gelten besonders für unsichere Katzen als attraktiv.

Wasser und Futter nicht beieinander

Zum Schluss ein Wort zum Wasser. Das sollte immer verfügbar sein und nicht neben der Futterstelle stehen. Am besten seien Trinkbrunnen, an denen die Katze zwischen stehendem und fliessendem Wasser wählen kann.

Das Informationsblatt zur Katzenfütterung können Sie hier herunterladen.

Folgen von FütterungsfehlernNeben Übergewicht kann nicht-artgerechtes Füttern auch zu Stress und Frustration, Langeweile, Inaktivität oder vermehrtem Erbrechen führen. Dies z. B. wenn kleine Mahlzeiten zu schnell verschlungen werden, wodurch einerseits die Katze nicht satt wird und andererseits für den Rest des Tages kein Futter mehr verfügbar ist.