Hundewelpen
Reif für die neue Familie?
Acht oder zehn Wochen? Oder gar erst mit drei Monaten? Noch immer wird der beste Zeitpunkt für die Welpenabgabe kontrovers diskutiert. Jeder kleine Hund soll individuell betrachtet werden, sagt die Expertin.
Ob mit acht, zehn, zwölf oder gar vierzehn Wochen – wann Welpen vom Züchter in ihr neues Zuhause übersiedeln sollten, hängt weder von der Rasse noch dem Verwendungszweck des Hundes ab. «Entscheidend sind unter anderem Wurfgrösse, Reife und Temperament des Welpen, durch das jeweilige Haltungssystem bedingte Rahmenbedingungen sowie vor allem Persönlichkeit und Erziehungsstil der Mutter oder Amme», sagt Christina Sigrist von der Fachstelle Verhalten und Tierschutz der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) und nimmt der Diskussion den Wind aus den Segeln: «Leider können keine Pauschal-Empfehlungen gegeben werden.»
Einige Züchter favorisieren eine Welpenplatzierung ab der vollendeten achten Lebenswoche. Das Schweizer Tierschutzgesetz gibt ihnen grünes Licht: In diesem Alter sind Welpen körperlich von der Mutter unabhängig. Umsichtig betreute Hundekinder haben zudem bis dahin meist ausreichend Bekanntschaft mit Wurfgeschwistern, dem Züchter und seiner Familie, zwei- und vierbeinigen Besuchern und alltagsrelevanten Umweltreizen machen können.
Ginge es nach der SKG, sollten Welpen eher zehn Wochen bei ihrer Mutter bleiben. «Eine fürsorgliche, instinktsichere, physisch wie psychisch gesunde Mutter und das Aufwachsen in einer geschützten und bereichernden Atmosphäre mit Wurfgeschwistern sind durch nichts zu toppen», sagt Sigrist. Es gäbe sogar begründete Empfehlungen, die für einen noch späteren Abgabezeitpunkt, zwölf bis vierzehn Wochen, plädieren.
Gehirnentwicklung dauert länger
In der Tat hat dies Vorteile: Einerseits ist der Welpe nach Aufbau des Impfschutzes nun besser vor den üblichen Hundekrankheiten geschützt. Andererseits hatte er ausreichend Gelegenheit mit vielfältigen Umweltreizen vertraut zu werden und somit besser vorbereitet im neuen Zuhause einzuziehen. Begründen lassen sich spätere Abgabezeiten laut Sigrist durch neueste Erkenntnisse der Neurobiologie. So soll die erste, einmalige und zeitlich strikt limitierte Phase der Gehirnentwicklung und damit des Sozialisierungslernens nicht wie bisher angenommen mit der 16., sondern erst mit der 20. bis 22. Lebenswoche abgeschlossen sein.
Allzulange sollte man dennoch nicht warten. «Je später ein Welpe innerhalb seiner Entwicklung vermittelt wird, desto schwerer kann er sich an das neue System adaptieren», sagt Sigrist. Mit fortgeschrittenem Alter verkürzt sich zudem die verbleibende Zeit für nachhaltiges, schnelles Lernen. Vom Halter verlangt dies eine intensivere und umfassendere Sozialisierungsarbeit. Hierbei besteht laut Sigrist Gefahr, dass die neuen «Hundeeltern» im Wissen um die Bedeutung dieser kurzen, alles entscheidenden Phase in einen eher kontraproduktiven Sozialisierungs-Übereifer verfallen.
Wer sich einen Welpen zulegen möchte, dem empfiehlt die Verhaltenstierärztin, vor dem Festlegen des Abgabezeitpunkts eine individuelle Abwägung zwischen den Aufwuchsbedingungen im aktuellen Haltungssystem und den Gegebenheiten im neuen Zuhause zu machen. «Wächst ein Welpe unter miserablen Bedingungen auf, sollte er so rasch wie möglich in ein förderliches Ambiente überführt werden», sagt Christina Sigrist. Sei an seiner Umgebung nur wenig auszusetzen, dann müsse man sich auch nicht beeilen.
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