Die Zoologen benutzen gerne den Ausdruck «Lebensraumbereicherung», wenn es um die Haltung von Tieren geht. Diese Bezeichnung umfasst alle Aspekte, die ein Gehege oder einen Stall zum Lebensraum für seine Tiere machen. Können Rassekaninchenzüchter diesbezüglich aber überhaupt noch Verbesserungen anbringen für ihre Tiere? Eine Möglichkeit sind Aussengehege: Kaninchen, die darin gehalten werden, haben zwar ausreichend Platz für Bewegung, doch sind sie Gefahren ausgesetzt. Nur ein in den Boden eingelassener Zaun mit einem feinmaschigen Drahtgeflecht, abgesichert mit einem Netz, bietet Schutz vor Feinden vom Boden und aus der Luft.  

Diese Gefahren kennen die Kaninchen selbst auch und graben in nur wenigen Tagen zu ihrem Schutz ein Höhlensystem, das oft den Tierhalter selbst überrascht. Diese Gänge sollten von Zeit zu Zeit wieder zugeschüttet werden, damit die Tiere sich nicht verschanzen können und der Tierhalter dann grosse Mühe hat, sie wieder einzufangen. Das Zuschütten geschieht auch zur Sicherheit der Kaninchen selbst, denn meist sind solche Gänge nicht sonderlich stabil.

Einer mit viel Vorsicht vergesellschafteten Rassekaninchengruppe zuzusehen macht immer Spass. Doch ist es nicht immer einfach, Artgenossen, die zuvor als Einzelwesen gelebt haben, in Gruppen zu integrieren. Meist sind dies auch nicht mehr für Ausstellungen vorgesehene Schautiere, sondern Zuchttiere, die Narben und Kratzer von ihren Aktivitäten als Erinnerungen mit sich tragen können und auch dürfen.

Kaninchenhalter erfreuen ihre Tiere mit Bereicherungen verschiedenster Art
Fütterungsplätze bei der Freilandhaltung müssen entsprechend geschützt sein; nicht selten bedienen sich Vögel oder Mäuse. Abgesehen davon, dass sie einen Teil des Futters fressen, sind diese «Diebe» auch Träger und damit Transporteure von Krankheiten.

Zu empfehlen sind die nur aus Drahtgeflecht bestehenden Aussengehege, die im Boden verankert werden können. Sie taugen nicht für Ganztages-Ausläufe, aber immerhin ermöglichen sie den Stallhockern, einige Stunden auf Wiesen- oder Rasenflächen zu verbringen. Einige Züchter nehmen diese Gelegenheit wahr, wechseln mit den Tieren ab und ermöglichen ihnen somit nacheinander einige «Luftsprünge».  

Aus dem Kontrollbuch mit den Aspekten des baulichen und qualitativen Tierschutzes für Kaninchen ist zu entnehmen, dass Kaninchen täglich mit grob strukturiertem Futter wie Heu oder Stroh versorgt werden müssen. Zusätzlich wird gefordert, dass die Tiere ständig Objekte zum Benagen als Beschäftigung zur Verfügung haben müssen. Einen Grossteil der Zeit verbringen die Tiere ohnehin mit Körperpflege, Fressen und Beobachten der Umgebung.

Einigkeit besteht darüber, dass Kaninchen kein Animationsprogramm brauchen. Bereichernd sind beispielsweise verschiedene Äste, Saftfutter oder auch ein Stück gut getrocknetes Altbrot. Viele Züchter beginnen auch relativ früh mit dem Üben der korrekten Präsentationshaltung und nehmen die Tiere häufig aus dem Stall und stellen sie auf einem eigens dafür vorgesehenen Tisch korrekt hin. Dies mag für das Tier zu Beginn noch mit Stress verbunden sein, das wird sich aber mit der Häufigkeit legen.

Ebenfalls dürfen Kaninchen mit noch unbekanntem Beschäftigungsfutter bedient werden. Sie beschnuppern es zu Beginn und versichern sich allmählich, dass das Futter doch geniessbar ist. Werden Kaninchen so regelmässig aktiviert, ist das durchaus mit einem Gehirnjogging für die Tiere zu vergleichen.

Für Wohnungskaninchen gibt es eine Vielzahl von Beschäftigungsutensilien
Glaubt man den verschiedenen Heimtierartikelanbietern, dann sind die Kaninchen in der Wohnung noch etwas anders zu halten. Eine Vielfalt von Tunneln, Röhren, Häuschen, Buddelkisten, Heusocken und Futterbällen lassen den herkömmlichen Stall zu einer Kinderstube werden. Den Tieren wird es gut gehen, solange sie die Gegenstände wie Möbel nicht beknabbern. Es gibt auch Tierhalter, die ihren Lieblingen Kunststücke beibringen; diese lernen die Befehle gegen Leckerli sehr schnell und sind so bereit, Männchen zu machen, sich zu drehen oder gar über Hindernisse zu springen.

Langohren fressen sehr gerne Zweige und Äste, aber auch Stauden wie Himbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren. Kaninchen sind Tiere, die sehr gut mit rohfaserhaltigen Komponenten umgehen können. Wenn auch Äste und Zweige wenig bezüglich einer bedarfsgerechten Ernährung bringen, so sind die Fasern für die Sättigung durchaus positiv. Die abgefressenen Rinden enthalten auch Komponenten wie Gerbstoffe, die für eine gute Verdauung positiv sind.  

Die Tiere fressen nie die ganzen Äste, sondern es wird lediglich die Rinde äusserst genau abgefressen; nur an Stellen, an die die Kaninchen mit dem Kopf nicht hinkommen, bleiben Rindenreste übrig. Schosserruten der Obstbäume beispielsweise sind ideal – mit oder ohne Blätter – und da die Obstbäume zudem jedes Jahr geschnitten werden, ist während des ganzen Winters genügend Holzmaterial vorhanden.

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Mit einer Auswahl von Zweigen kann herausgefunden werden,
welche
Zweige die Kaninchen am liebsten fressen. Am
nächsten Tag sprechen
die «Spuren» eine deutliche Sprache.
(Fotos: Heinz Schmid)

Die von den Kaninchen entrindeten Äste sind gutes Anfeuerungsholz für den Ofen
Überlange Ruten lassen sich leicht biegen und im Stall platzieren. Das erste Mal erschrecken die Tiere leicht, doch beim nächsten Mal wissen sie, dass ihnen Knabberholz serviert wird. Sie machen gerne das Männchen und fressen die Äste sehr gerne auch von der Decke; am nächsten Morgen sind nur noch Überreste vorhanden. Übrigens, die so entrindeten Äste trocknen sehr leicht und lassen sich als Anfeuerungsholz für Cheminée oder Holzofen sehr gut gebrauchen.

Äste lassen sich auf einem Spaziergang sammeln. Je dicker die Äste, desto kürzer sind sie zuzuschneiden. Züchter können leicht herausfinden, welche Gehölze ihre Tiere bevorzugen. Folgende Holzarten dürfen problemlos gefüttert werden: Ahorn, Obstgehölze (vor allem Apfel- und Birnenbaum), Haselnuss, Birke, Buche, Eiche, Erle, Esche, Fichte, Kiefer und Linde. Es ist wichtig, dass sich die Tiere nicht verletzen, deshalb sollten ganz grobe oder grössere Stücke befestigt werden. Möglich ist es auch, ein Ast-Stück einfach in die Raufe zu legen.