Bei vielen Viren und Bakterien gibt es neben der Krankheit, die sie verursachen auch eine verdeckte oder stille Infektion. Über die Symptome einer solchen Infektion ist oft wenig bekannt, da sie nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Ein Wissenschaftler-Team hat beim Flügeldeformationsvirs (DWV, englisch «deformed wing virus») der Honigbienen genauer hingeschaut.

DWV sei das am weitesten verbreitete aller bekannten Bienenviren; man schätzt das 50 bis 75 Prozent aller Bienenvölker befallen sein könnten. Das Virus wird manchmal von der für Bienen so gefährlichen Varroamilbe übertragen. In diesen Fällen führt es zu deformierten Flügeln, aufgeblähten Hinterteilen und kürzerer Lebenserwartung. Meistens aber, so schreiben die Forscher unter der Leitung von Kristof Benaets aus dem belgischen Louvain im Fachblatt «Proceedings of the Royal Society B», trete das Virus in einer verdeckten Infektion auf, die keine sichtbaren Symptome habe. 

Bienen mit Sendern ausgestattet
Um die Auswikungen einer solchen verdeckten Infektion zu erforschen, statteten die Wissenschaftler infizierte und gesunde Bienen mit Mini-Sendern aus und verglichen ihre Flugrouten. Sie beobachteten bei den infizierten Bienen höhere Sterblichkeitsraten und eine geringere Aktivität des ganzen Bienenstocks bei der Nahrungssuche. Ausserdem hätten die Arbeiterinnen zu früh angefangen auszufliegen. Auch eine verdeckte Infektion habe also zerstörerische Effekte, schreiben die Forscher. Sie hoffen, dass ihre Ergebnisse helfen können, das Bienensterben besser zu verstehen.

Die Bienenvölker der Welt wurden in den vergangenen Jahren bereits durch andere Viruserkrankungen, Infektionen mit Pilzen und Parasiten, insbesondere der Varroamilbe, den Rückgang blühender Pflanzen sowie durch Pestizide dezimiert. Das Bienensterben ist auch in wirtschaftlicher Hinsicht ein Problem. Wissenschaftler haben errechnet, dass weltweit 1,4 Milliarden Arbeitsplätze sowie drei Viertel des landwirtschaftlichen Anbaus von den Bienen abhängen, die Blüten bestäuben.