Boom mit Folgen
Es hat zu viele Stadtimker – Jetzt kommen Wildbienen unter Druck
Das Blütenangebot und die Anzahl Honigbienen in städtischem Gebiet passen nicht mehr zusammen. Nun müsse die Bevölkerung aufgeklärt und die urbane Imkerei reguliert werden, um negative Konsequenzen für die Biodiversität zu vermeiden.
Imkern in der Stadt liegt im Trend – warum auch nicht, schliesslich kann man so auf Flachdächern eignen Honig produzieren und die summenden Mitarbeiterinnen bestäuben Balkone und Stadtgärtchen. Viele wollen mit ihrem Tun auch Natur und Biodiversität fördern. Doch es gibt ein Problem: «Die Grünflächen können mit der bestehenden Dichte der Bienenstöcke nicht mithalten», so die Kernaussage einer Untersuchung am Forschungsinstitut für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).
Dreimal mehr Imkereistandorte
Ein Forscherteam verglich die Anzahl Bienenstöcke in 14 Schweizer Städten mit dem Blütenangebot und stellte fest, dass sich die Anzahl Imkereistandorte von 2012 bis 2018 fast verdreifacht hat. In einer Modellrechnung fiel die Bilanz in einer Mehrheit der Städte negativ aus. Das heisst, wie die WSL ausführt, die verfügbaren Ressourcen – sprich blühende Pflanzen – reichen nicht aus, um den Bedarf der Honigbienen zu decken. Der wissenschaftliche Grenzwert von 7,5 Bienenstöcken pro Quadratmeter werde nur in ländlichen Gebieten eingehalten.
Mehr Grün ist auch keine Lösung
Normalerweise kann man auf beiden Seiten einer Gleichung ansetzen, um sie wieder in Balance zu bringen. Im Fall der Stadtbienen scheint das aber nicht zu funktionieren, wie es bei der WSL heisst: Wurde im Modell eine Zunahme der Grünfläche und damit ein grösseres Blütenangebot simuliert, hätten sich keine erheblichen Verbesserungen gezeigt. Ausserdem seien 75 Prozent mehr bewachsene Fläche in einer Stadt auch unrealistisch. Es bleibt dabei, dass offenbar ein Ressourcenmangel herrscht.
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Nicht nur ein Problem für Honigbienen
Nun sind nicht nur die fleissigen Helferinnen der Stadtimker auf Nektar und Pollen als Ressourcen angewiesen, sondern auch beispielsweise Wildbienen. Diese Gruppe umfasst in der Schweiz rund 600 Arten, wovon 45 Prozent bereits als bedroht gelten. Zwar können Städte eine erstaunlich grosse Vielfalt an Wildbienen beherbergen, die vielen Honigbienen könnten diese Biodiversität aber unter Druck setzen, so die Befürchtung der Forschenden. Zumal ihre Konkurrenz nicht der einzige Stressfaktor ist, sondern mit Klimawandel, Futtermangel und Schädlingen zusammenkommen.
Honigbienen sind Nutztiere
Die Imkerei ist traditionell eine Form der Landwirtschaft und Honigbienen damit Nutztiere. Dazu passt, dass die Insekten in der Regel gezielt gezüchtet werden und der Mensch aus ihnen bekanntlich seinen Nutzen zieht (in Form von Honig, Wachs und weiteren Produkten). In Städten geriet das Imkern aber laut WSL zunehmend zu einem Hobby, zumal es dafür keine Ausbildung braucht und die Einstiegsschwelle tief liegt.
Wie für andere Nutztiere müsse der Mensch auch für Honigbienen genügend Futter zur Verfügung stellen, argumentieren die Forschenden. Es brauche nun eine Strategie, die städtische Bienendichte zu regulieren. Möglich seien etwa gesetzliche Mindestabstände zwischen den Stöcken oder die Festlegung für Wildbienen besonders wertvoller Gebiete.
Weiter müsse die Bevölkerung besser über die Auswirkung der unkontrollierten Imkerei aufgeklärt werden, um die Biodiversität in den Städten im Gleichgewicht zu halten.
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