Lange Zeit tappten Forscher im Dunkeln, was die Übertragungsweise des Bornavirus betrifft. Die Krankheit – nach der deutschen Stadt Borna benannt, in der die ersten Fälle auftraten – betrifft hauptsächlich Pferde und Schafe. Infizierte Tiere sondern sich von ihrer Herde ab, werden depressiv und desorientiert und sterben letztlich an der unheilbaren Gehirnentzündung.

Schon lange standen Spitzmäuse unter dem Verdacht, das Virus zu übertragen. Schliesslich lebe die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) überall dort, wo die Bornasche Krankheit vorkommt, wie die Vetmeduni Vienna in einer Mitteilung schreibt. Ein klarer Nachweis fehlte jedoch bislang.

Krankheit ist nicht ansteckend
Nun konnten Virologen das Bornavirus in 14 Spitzmäusen nachweisen, und zwar in hoher Konzentration, wie Gewebeproben ergaben. Einen weiteren Beweis für die Feldspitzmaus als sogenanntes Erreger-Reservoir bietet laut den Forschern die genetische Analyse der Viren aus den Spitzmäusen und den Pferden. Die Virusstämme in den untersuchten Spitzmäusen entsprächen exakt den Stämmen aus den erkrankten Pferden derselben Region.

Durch die Erkenntnis, dass Feldspitzmäuse die Überträger des Bornavirus sind, können sich Tierhalter künftig besser auf die Bedrohung einstellen. Mit dem Wissen, dass die Krankheit nicht von Pferd zu Pferd ansteckend ist und immer eine Maus als «Zwischenstation» benötigt, können Stallbetreiber sich darauf konzentrieren, Spitzmäuse von ihren Ställen fernzuhalten. «Übliche Hygienemaßnahmen sollten hier ausreichen», so der Studienleiter Norbert Nowotny.

Die Bornasche Krankheit tritt vor allem in Deutschland auf, aber auch in der Ostschweiz habe es schon Fälle gegeben. Sie werde sich kaum viel weiter verbreiten, da die Spitzmäuse sehr standorttreu seien und nur ungerne wandern. Wie die Wissenschaftler schreiben, seien die Krankheitsfälle in den letzten Jahren zurückgegangen.

Originalpublikation:
Ralf Dürrwald et al.: «The Bicolored White-Toothed Shrew Crocidura leucodon (HERMANN 1780) Is an Indigenous Host of Mammalian Borna Disease Virus», PLOS ONE, 03.04.2014.
doi:10.1371/journal.pone.0093659