Pfauenmännchen spielen in einer ganz eigenen Liga, was die Brautschau betrifft. Wenn sie mit ihren prächtigen Schwanzfedern ein Rad schlagen, ist nicht nur die Pfauenweibchenwelt entzückt. Der schönste Pfau – das läuft bei den Hühnervögeln nicht anders als bei uns – kriegt das schönste Weibchen, weil er offensichtlich (und da entfernen wir uns von der Romantik und driften ab in die Wissenschaft) die besten Gene in sich trägt.

Doch in der Natur hat alles seinen Preis. Bei uns gibt's das Fitness-Studio nicht gratis, bei den Pfauen das prunkvolle Rad. So dachte auch Biologe Graham Askew von der University of Leeds. Er war sich sicher, dass die Vorteile beim Balzgehabe anderswo nachteilig zu Buche schlagen müssen.

Und wo sollten diese Nachteile liegen, wenn nicht beim Flug. Askew vermutete, dass Pfauen mit grossen Federschleppen erheblich grössere Mühe haben, abzuheben. Dies könnte ihnen im Notfall einen Nachteil bei der Flucht vor Feinden bescheren – und ihnen im «worst case» den Tod bescheren. 

Also hat sich der Wissenschaftler fünf Blaue Pfauen geschnappt, sie aufgescheucht und in 3-D gefilmt, wie sie abhoben – mitsamt ihrer meterlangen Federschleppe. Anschliessend hat Askew die Vögel «von ihrem kunstvollen Gefieder erleichtert», wie er etwas beschönigend schreibt, «um den natürlichen Verlust ihrer Schleppe zu simulieren» und den Versuch wiederholt.

Luftwiderstand macht kaum einen Unterschied
Nun hat der Forscher die Aufnahmen miteinander verglichen und die Pfauen bei ihrem Abflug auf Körperschwerpunkt, Flügelbewegungen und Gefiederbewegungen untersucht und überrascht bemerkt: Die Kraft, die ein Pfau braucht, um zu beschleunigen und abzuheben ist quasi gleich gross, ob mit Schleppe oder ohne.

Zwar, so Askew weiter, hätten die anschliessend im Windkanal getesteten Schwanzfedern den Luftwiderstand des Pfaus verdoppelt, jedoch würde von der Kraft, die das Tier beim Abheben aufwenden muss, gerade einmal 0,1 Prozent auf das Überwinden des Luftwiderstands aufgebracht. In der Praxis also hat das schöne Gefieder beim Losfliegen keine Auswirkung.

Der Biologe ist sich trotz des überraschenden Resultats aber immer noch sicher, dass die hübsche Schleppe irgendwo einen Haken haben muss. Vielleicht, schreibt er, leide die Flugstabilität darunter. Vielleicht könnten geschmückte Pfauen auch weniger schnell rennen. Am wahrscheinlichsten erscheint jedoch schlicht und einfach, dass der Pfau (wenn auch vielleicht nur minimal) mehr Energie aufwenden muss, um sich seine Schleppe wachsen zu lassen. 3 Prozent des täglichen Energieverbrauchs geht laut Forschung für das Schwanzgefieder drauf.

Fazit des Experiments: Viele Theorien bleiben, übrig bleibt viel Ungewissheit – und fünf Pfauen, die ohne Not ihrer Schwanzfedern beraubt wurden. 

Originalpublikation:
Graham N. Askew: «The elaborate plumage in peacocks is not such a drag», J. Exp. Biol. 219, 3237-3241.
DOI: 10.1242/?jeb.107474