Die Inuit auf Grönland haben erstmalig die offizielle Erlaubnis erhalten, eine bestimmte Anzahl von Walen im Jahr zu erlegen. Das hat die Vollversammlung der Internationalen Walkommission (IWC) am Montag im slowenischen Portoroz entschieden.

Eine klare Mehrheit der Delegierten räumte ihnen das Recht ein, 178 Zwergwale, 19 Finnwale, zehn Buckelwale und zwei Grönlandwale im Jahr zu töten. Die neue Fangquote soll den Traditionen der Inuit gerecht werden. Kritiker bezeichneten die Entscheidung, die zu Beginn des viertägigen Treffens von 89 Staaten gefallen war, als Skandal.

Walfleisch in Supermärkten
Tier- und Umweltschützer fänden es zwar «prinzipiell richtig, dass Grönlands Ureinwohner eine Quote bekommen», sagte Sandra Altherr von Pro Wildlife als Konferenzbeobachterin in Portoroz. Allerdings sei die Zahl der zum Erlegen freigegebenen Tiere zu hoch.

Der tatsächliche Bedarf an Walfleisch sei in Grönland laut einer Studie um ein Drittel niedriger. Walfleisch werde aber in Supermärkten angeboten sowie auf Kreuzfahrtschiffen und in Touristenrestaurants verkauft.

Kritik an Japan
Zweites grosses Thema der alle zwei Jahre stattfindenden IWC-Tagung war eine neuseeländische Resolution gegen die von Japan angekündigte Wiederaufnahme des Walfangs zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken. Darin wird verlangt, dass das neue Fangprogramm Tokios zunächst von den IWC-Wissenschaftlern auf seine Stichhaltigkeit geprüft werden soll.

Hintergrund ist ein Urteil des Internationalen Gerichtshofes (IGH) in Den Haag vor sechs Monaten, in dem ein ähnliches Walfangprogramm Japans für illegal erklärt worden war. Die neuseeländische Resolution sieht vor, dass dieser Gerichtsbeschluss auch in Zukunft umgesetzt werden soll. Tokio läuft dagegen Sturm («Tierwelt Online» hat berichtet).

Protest gegen Island
Die EU, die USA und sechs weitere Länder protestierten scharf gegen den Walfang von Island. Eine entsprechende Erklärung wurde am Montag in Reykjavik übergeben. Darin wird kritisiert, dass das Land seit 2009 jährlich weit über 120 Finnwale erlegt habe, obwohl es in den zwei Jahrzehnten zuvor nur sieben pro Jahr waren.

Damit unterlaufe Island das vor fast drei Jahrzehnten beschlossene weltweite Moratorium für kommerziellen Walfang und gefährde die ohnehin stark bedrohten Tiere.

Schutzmonopol aufgehoben – gut für Kleinwale
Am Dienstag beschloss die IWC an der Konferenz überdies, ihr Schutzmonopol für Wale und Delfine aufzugeben. In Zukunft sollen auch andere internationale Organisationen wie die UNO sich mit diesem Schutz beschäftigen dürfen.

Damit sollen insbesondere Kleinwale besser geschützt werden, denn bisher habe sich die IWC nur mit 17 Grosswalarten beschäftigt, während weltweit 81 Wal- und Delfinarten existieren.