Der Schweizer Tierschutz (STS) gibt den 51 Schweizer Zoos mehrheitlich gute Noten. In den vergangenen zwanzig Jahren habe in den Zoos ein Umdenken hin zu artgerechterer Haltung stattgefunden, schreibt der STS im Zoobericht 2014. Probleme gibt es aber bei der Zucht. Überzählige Tiere würden fast schon routinemässig eingeschläfert, sagte Sara Wehrli vom STS.

Zoos vermehrten ihre Tierbestände in erster Linie im Interesse der Erhaltungszucht für den Zoo und nicht zur Erhaltung einer Art, heisst es im Bericht. Nur in rund einem Dutzend Fällen würden tatsächlich bedrohte Arten nachgezüchtet und ausgewildert, so bei den Bartgeiern, Prszewalski-Wildpferden und Wisents.

Viele Zoos züchteten Tiere, die gar nicht bedroht seien. Den Besuchern werde aber vorgegaukelt, jedes Jungtier sei ein Beitrag an den Arterhalt – «obschon all die jungen Gorillas, Tiger oder Elefanten nie in die freie Natur entlassen werden können».

«Überschusstiere»
Ist der Nachwuchs da, gibt es Probleme. Sind zu viele Tiere in einem Gehege, leiden sie unter Dichtestress, wenn sie in Gruppen zusammenleben müssen, die so in der Natur nicht vorkommen. Oder Einzelgänger sehen sich plötzlich gezwungen, mit Weibchen und Jungtieren zusammenzuleben.

Die Zoos bemühen sich zwar, überzählige Tiere zu vermitteln, doch das gelingt nicht immer, wie das Beispiel der beiden Jungbären Ursina und Berna im Berner Bärenpark gezeigt hatte. Weil kein Platz gefunden werden konnte, wollte man sie einschläfern. Nach einem öffentlichen Aufschrei konnte für Berna doch noch ein Platz in Bulgarien gefunden werden («Tierwelt Online» hat berichtet). Ursina blieb in Bern – ihr Vater jedoch wurde sterilisiert, wie Wehrli sagte.

Bereits im Zoobericht 2013 hatte der STS angeprangert, dass im Wildnispark Langenberg im Kanton Zürich ein vierjähriger Bär zwei jüngeren Geschwistern weichen musste. Er wurde als Überschusstier eingeschläfert («Tierwelt Online» hat berichtet). Der STS fordert deshalb die Zoos auf, bereits vorher abzuklären, ob überhaupt ein Bedarf an Nachwuchs bestehe oder aber ob Nachwuchs für die Tiere selbst wichtig sei. Zudem müsse mehr für die Wiederansiedelung getan werden. Motto auch bei der Auswahl der gezüchteten Arten müsse sein: weniger ist mehr.

Menschen und Affen
Als problematisch erachtet der STS auch die Haltung von Menschenaffen und Raubkatzen in Zoos. Es stelle sich die Frage, ob diese Tiere überhaupt artgerecht gehalten werden könnten. Vorbildlich sei die Haltung der Orang-Utans und Gorillas im Basler Zoo, sagte Wehrli. In Zürich sei die Haltung der Orang-Utans und Gorillas «nicht schlecht, aber einer Vergrösserung des Geheges wäre wünschenswert». Problematisch sei das Schimpansen-Gehege des Plättli-Zoos in Frauenfeld. Das Gehege sei viel zu klein und nicht naturnah. Die hochintelligenten Tiere seien deswegen unterbeschäftigt. «Einige zeigen bereits Verhaltensstörungen», sagte Wehrli.

Gerade in kleinen Zoos, die von den Betreibern oft «mit viel Herzblut» betrieben würden, gebe es Probleme, weil für viele Betreiber das Sammeln (von Tieren) im Vordergrund stehe. Dennoch habe sich auch in den Kleinzoos die Lage stark verbessert.

Kritik an Connyland und Zoo «Leopard»
Unrühmliche Ausnahme sind aus Sicht Wehrlis die Seelöwen im Connyland in Lipperswil TG und der Zoo «Leopard» in Bad-Ragaz SG. Das inzwischen leere Tigergehege in Bad-Ragaz bezeichnte der STS als «skandalös». Im Bericht drückt er die Hoffnung aus, dass dort nach den beiden 2013 unter «dubiosen Umständen» verstorbenen Tigern nie wieder Raubkatzen einziehen werden. Bei den anderen Tieren werden in Bad-Ragaz gemäss STS nur die Zwergziegen und die Lamas einigermassen artgerecht gehalten.

Zum Zoobericht 2014 des STS