Zwick zwack, Krallen ab
So schneiden Sie dem Hund die Krallen richtig
Krallenschneiden ist wichtig und tut auch nicht weh – wenn man es richtig macht. Doch viele Hunde haben panische Angst vor der Prozedur. Was tun?
Hundekrallen wachsen wie unsere Fingernägel ständig nach und müssen bei den meisten Hunden regelmässig gekürzt werden. Denn zu lange Krallen neigen unter anderem dazu einzureissen. Sie können beim Laufen behindern, schmerzhaft in den Ballen drücken und langfristig sogar zu Haltungsschäden führen.
Wie häufig man kürzen muss, hängt ganz vom individuellen Krallenwachstum des Hundes und seiner Beanspruchung ab. Ist er viel auf Asphalt und anderen harten Böden unterwegs, nutzen sich die Krallen – mit Ausnahme der Wolfskrallen an der Innenseite der Hinterläufe, die keinen Bodenkontakt hat – ganz von alleine ab; stärker, als beim Artgenossen, der überwiegend auf weichen Wald- und Wiesenwegen läuft oder wenig aktiv ist. Zu lang sind die Krallen, wenn sie den Boden berühren. Das erkennt man, wenn der Hund steht oder sitzt oder an dem klickenden Geräusch, wenn er über Fliesen oder Parkett läuft.
Um Verletzungen zu vermeiden, sollte man unbedingt eine speziell für Hunde konzipierte Krallenschere, -zange, Feile oder Schleifmaschine benutzen, mit ruhiger Hand und bei gutem Licht arbeiten. Damit man nicht in den durchbluteten Bereich, der besonders bei dunklen Krallen schwer zu erkennen ist, schneidet, wird die Kralle zudem gerade und immer in winzigen Etappen gekürzt. Bei einem entspannten Hund ist das Krallenkürzen keine grosse Kunst. Wehrt er sich, wird das Pflegeritual allerdings für alle Beteiligten zur Tortur.
Kitzlig oder nicht daran gewohnt
Ein Problem, mit dem laut Lisa Leicht, Tellington-TTouch-Instruktorin aus Münsingen BE, viele Hundehalter zu kämpfen haben. «Dabei gibt es ganz verschiedene Gründe, warum sich ein Hund nicht gerne die Krallen kürzen oder überhaupt an den Pfoten berühren lässt. Manche wurden einfach nicht behutsam genug daran gewöhnt, andere verknüpfen die Berührung an den Pfoten mit einer unangenehmen oder schmerzhaften Erfahrung.»
Diese könne, müsse aber nicht unbedingt direkt mit dem Krallenschneiden verknüpft sein. «Der Reflex, die Pfoten wegzuziehen, kann schon entstehen, wenn man dem Hund nach dem Spaziergang noch eben die Pfoten abtrocknen will und in der Eile ein wenig grob vorgeht», sagt Leicht. Ältere Hunde haben manchmal schmerzhafte Arthrose in den Zehen und reagieren deshalb besonders empfindlich. Andere Vierbeiner sind an den Ballen einfach kitzelig. «Auch das ist ein Zeichen von Anspannung», sagt Leicht.
Wenn das Krallenkürzen zu Hause Schwierigkeiten macht, hilft es in manchen Fällen, den Job an einen Profi wie den Tierarzt oder einen Hundefriseur zu delegieren. Eine vorgängige Desensibilisierung zu Hause ist aber sicher angebracht.
Man sollte sich entsprechend Zeit nehmen für entspannende und vertrauensfördernde Streicheleinheiten, so der Rat von Lisa Leicht. Der Hund müsse zunächst einmal lernen, sich überall an den Beinen und Pfoten berühren zu lassen. Das ist nicht nur fürs Krallenschneiden, sondern auch in vielen anderen Situationen überaus praktisch – etwa, wenn sich der Hund verletzt hat.
Am besten beginnt man in einer ruhigen Umgebung und in einem Moment, in dem der Hund sowieso schon entspannt ist – zum Beispiel nach einem schönen Spaziergang. Dann streicht man dem Hund sanft die Beine aus – von den Schultern zu den Pfoten.
Wer mit den «TTouches» nach der Linda-Tellington-Methode vertraut ist oder diese ausprobieren will, kann an der Schulter den «liegenden Leopard» (kreisförmige Bewegungen mit flacher Hand) und an den Beinen den «Pythonheber» (die Haut sanft nach oben schieben, dort einen Moment halten und dann langsam wieder herunterlassen) anwenden. Für die Pfoten werden die «Wäschbärentouches» empfohlen, die gegen Schmerzen und Verspannungen helfen sollen. Bei diesen bewegt man die Haut mit gebeugten Fingerspitzen in einem Winkel von etwa 90 Grad und minimalem Druck in winzigen Kreisen herum.
Zange oder Feile?
Wenn der Hund die Pfote wegzieht, sollte man sie auf keinen Fall festhalten, sondern lieber sanft mit der Pfote mitgehen. «Hat der Hund grosse Angst davor, dass man die Pfote packt, kann man sie am Anfang mit dem Handrücken oder mit einem Stück Fleece oder Lammfell sanft berühren», sagt Leicht. In den ersten Sitzungen gehe es darum, Vertrauen aufzubauen. Der Hund soll verstehen, dass er eine Wahl hat.
Dazu ist es wichtig, das Tempo dem Hund anzupassen. Man sollte auch darauf achten, dass die eigenen Arme entspannt und die Atmung ruhig bleibt. «Zu schnelles Atmen wird vom Hund als Nervosität wahrgenommen, ausserdem macht es oft automatisch die Hände hart.»
Berührung an Beinen und Pfoten zur Vorbereitung
Geniesst der Hund die Berührung an Beinen und Pfoten, könne man mit den Fingernägeln sanft auf die Krallen klopfen, rät Leicht. «Das ist eine gute vorbereitende Übung zum eigentlichen Krallenschneiden.» Die Krallenzange oder -feile sollte man dem Hund im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft machen, indem man ihn daran schnüffeln lässt und ihn mit Leckerchen belohnt.
Hat der Hund schlechte Erfahrung mit der Zange gemacht, kann es hilfreich sein, zur Feile zu wechseln und andersrum. «Generell empfehle ich eher die Benutzung einer speziellen Feile oder eines Krallenschleifers, da man mit diesen Geräten zwangsläufig viel langsamer arbeitet», sagt Lisa Leicht. Dadurch minimiert sich das Risiko, zu viel abzuschneiden und die Blutgefässe zu verletzen.
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