Forschung
Ziegenmilch wird in Ostafrika seit tausenden Jahren getrunken
In Zahnstein konservierte Proteine deuten darauf hin, dass afrikanische Hirtenvölker seit mindestens 6000 Jahren Milch trinken. Das Erstaunliche: Damals vertrugen die Menschen noch gar keine Milch.
Dass die Menschen damals eigentlich gar keine Milch vertrugen, berichtet ein internationales Team mit Beteiligung der Universität Genf und der ETH Zürich im Fachmagazin «Nature Communications».
Das Leid des einen ist das Glück des anderen: Schlechte Zahnhygiene verursacht nicht nur Karies und Zahnschmerzen, sondern auch Zahnstein. Darin können Archäologinnen und Archäologen einen Blick auf die Ernährungsgewohnheiten unserer Vorfahren erhaschen.
So analysierte das internationale Team unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für die Erforschung der Menschheitsgeschichte in Jena und des National Museums of Kenya (NMK) die gewonnenen Milchproteine aus Zahnsteinfunden in 13 antiken sudanesischen und kenianischen Stätten.
Erster direkter Nachweis
Demnach stiessen die Forschenden auf Milcheiweisse in einem auf 6000 Jahre datierten Zahnstein aus einem Gräberfeld im Sudan. Ein anderes identifiziertes Protein, das die Forschenden auf ein Alter von 4000 Jahren schätzen, ermöglichte sogar die Sorte der Milch zu bestimmen: Offensichtlich löschten sich die Hirten ihren Durst mit Ziegenmilch.
«Dies ist der bisher früheste direkte Beweis für den Konsum von Ziegenmilch in Afrika», sagte Madeleine Bleasdale, Erstautorin der Studie, gemäss einer Mitteilung des deutschen Max-Planck-Instituts. Bisher gelang Archäologen der Nachweis nur indirekt, etwa indem sie Felszeichnungen analysierten oder nach Spuren von Milchfetten in antiken Töpfen gesucht.
«Sehr wahrscheinlich waren Ziegen und Schafe wichtige Milchquellen für die frühen Hirtengemeinden in den trockeneren Umgebungen», sagte die Archäologin Bleasdale.
Milchtrinken ohne Laktose-Verträglichkeit
Wer auch im Erwachsenenalter Milch verträgt, hat Mutationen im Erbgut, die ihm den Genuss ermöglicht. In der Schweiz vertragen heute rund 80 Prozent der Bevölkerung Milch.
Die Genanalysen der afrikanischen Funde des Teams wiesen jedoch darauf hin, dass die damaligen Milchtrinker keine derartigen Gene besassen. Die Forschenden vermuten, dass die frühen Hirten die Milch fermentiert hatten und beispielsweise Jogurt herstellten. Diese Produkte enthalten weniger Laktose und sind daher leichter zu verdauen.
Mit der Zeit entwickelten die Menschen wohl eine Laktose-Verträglichkeit, die sich heutzutage in manchen Teilen Afrikas nicht wie in Europa in nur einer Genmutation, sondern in gleich deren vier widerspiegelt.
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