Genetik
Der Weg zum bunten Kaninchenfell
Mit nur zwei Pigmenten zaubert die Natur all die bunten Kaninchenrassen, die wir an Ausstellungen bewundern können. Die Regeln hinter der Farbvererbung zu verstehen hilft beim Herauszüchten seiner Wunschfarbe und ist spannend.
Der Ausgangspunkt aller Kaninchenfarben ist die Wildfarbe, die graubraune Tarnfarbe des Wildkaninchens. Durch Mutationen und Kombinationszüchtung entstanden all die Farben der heutigen Kaninchenrassen. Zwei Pigmente, das schwarzbraune Eumelanin und das rötlich gelbe Phäomelanin, bringen Farbe ins Fell der Säugetiere, auch in die Haare des Menschen.
Mit Kreuzungsversuchen kam man der Farbvererbung der Kaninchen auf den Grund. Die Erbsymbole der Gene (Fachbegriffe siehe Kasten) gehen auf den Zoologen Hans Nachtsheim (1890 – 1979) zurück; sie unterscheiden sich von den international gebräuchlichen, werden aber in den deutschsprachigen Büchern verwendet. Aus diesem Grund übernehmen wir sie auch hier.
Ein Kaninchen in der Farbe des Wildkaninchens trägt die Genbezeichnung ABCDG. Die Grossbuchstaben symbolisieren dominante Genvarianten. Die dazugehörenden rezessiven Varianten schreibt man mit kleinen Buchstaben. Da Gene jeweils in zwei Kopien vorliegen, eine vom Vater und eine von der Mutter, müsste die korrekte Formel ABCDG/ABCDG lauten. Der Einfachheit halber schreibt man bei reinerbigen Tieren die einfache Formel.
Mendels Regeln
Der Mönch Gregor Johann Mendel führte im 19. Jahrhundert systematisch Kreuzungsexperimente an Pflanzen durch und entdeckte dabei wichtige Regeln der Vererbung. Selbst heute, wo DNA-Analysen alltäglich sind, ist die Mendelsche Vererbungslehre praxistauglich. Um sie zu verstehen, muss man wissen, dass die Körperzellen einen doppelten Chromosomensatz enthalten, Eizellen und Spermien hingegen nur einen einfachen. Bei der Befruchtung verschmelzen Eizelle und Spermium, sodass wieder ein doppelter Chromosomensatz entsteht. So werden die Gene immer wieder neu aufgemischt.
Die Grundlagen der GenetikDie DNA enthält den Bauplan eines Lebewesens. Sie liegt in langen Strängen vor, den Chromosomen. Diese sind paarweise in den Körperzellen vorhanden, je eines von Vater und Mutter. Auf den Chromosomen befinden sich die Gene. Sie tragen die Informationen für ein bestimmtes Merkmal. Die Gene können in einem Lebewesen in unterschiedlichen Varianten vorliegen. Sind beide Gene eines Merkmals gleich, ist das Tier in diesem Merkmal reinerbig. Variieren die beiden Gene, ist das Tier mischerbig. Paart man zwei mischerbige Tiere (F1), spalten sich die daraus enstehenden Jungtiere (F2) nach folgendem Muster auf:
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Als Beispiel des sogenannten dominant-rezessiven Erbgangs wählen wir Alaska ABCDg und Havanna ABcDg. Alaska und Havanna unterscheiden sich in einem Farb-Gen: Der Faktor C steht für die Grundfarbe schwarz, c für havannabraun. Beide Farben basieren auf Eumelanin, der Unterschied liegt in der Feinstruktur der Farbkörnchen: Die braunen sind kleiner, oval und weniger dicht mit Pigmenten bepackt als die schwarzen. G ist der Faktor für Wildfarbe, g steht für einfarbige Kaninchen, wie es beide Rassen sind.
In der ersten Generation (F1) sind die Kreuzungstiere alle gleich. So lautet die Erste Mendelsche Regel, das Uniformitätsgesetz. Die reinerbigen Eltern geben jeweils ein C, beziehungsweise ein c an die Jungen weiter, sodass diese alle Cc tragen. Das grosse C ist dominant über das c, die Jungen sind also alle schwarz, obschon sie auch havannabraun in ihrem Erbgut tragen. Ihr Phänotyp, also ihr Aussehen, ist schwarz, der Genotyp hingegen, ihre genetische Ausstattung, ist schwarz und havanna Cc. Man sieht den Kaninchen also nicht immer an, welche Farben in ihnen stecken!
Interessant wird die nächste Generation, die F2. F1-Tiere können jeweils entweder ein C oder ein c weitergeben. In einer Geschwisterpaarung spalten die Jungen auf (Zweite Mendelsche Regel, Spaltungsgesetz): 25 % sind reinerbig schwarz, 25 % reinerbig havanna, 50 % mischerbig schwarz (siehe Tabelle oben).
Marderkaninchen scheren aus
Neben dem dominant-rezessiven Erbgang kennt man den intermediären Erbgang. Hier entspricht der Phänotyp der F1, also das äussere Erscheinungsbild, keinem der beiden Elternteile, sondern ist optisch eine Mischung. Das kennen die Züchter von Marderkaninchen. Der Typenmarder, wie er im Standard gefordert wird, spaltet in der Zucht auf, es fallen fast schwarze Dunkelmarder und russenfarbige Tiere.
A steht in der Genformel für Vollfarbe, a für Albino. Der Marder ist ein Teilalbino mit der Bezeichnung am. Die reinerbige Form amam ist fast schwarz. Erst in der spalterbigen Form aman entsteht die bekannte Marderfarbe (Typenmarder). Kreuzt man zwei Typenmarder aman, entstehen 25 % Dunkelmarder amam, 50 % Typenmarder und 25 % Russen anan. Kreuzt man Dunkelmarder mal Russe, erhält man 100 % Typenmarder
G ist der Wildfarbigkeitsfaktor. Ein komplizierter Signalweg sorgt dafür, dass die einzelnen Haare eine Bänderung erhalten, indem abwechselnd Eumelanin und Phäomelanin ins Haar eingelagert werden. G führt zudem zu den typischen Wildfarbigkeitsmerkmalen heller Bauch, helle Nasen- und Kinnbackeneinfassung, helle Blumenunterseite, bräunlicher Nackenkeil. Der Wildfarbigkeitsfaktor hat drei Mutationsstufen. Zwischen G wildfarbig und g einfarbig steht die Lohfärbung go. Hier ist die Bänderung der Haare aufgehoben, doch die Wildfarbigkeitsabzeichen sind noch vorhanden.
D ist ein Verdünnungsfaktor, die Pigmente werden in der rezessiven Variante d weniger dicht eingelagert. Schwarz ABCDg wird so zu Blau ABCdg, Havanna ABcDg zu Mauve ABcdg.
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