Farbvererbung
Wie man Gelb, Rot oder Schwarzweiss erhält
Im zweiten Teil der Farbenlehre widmen wir uns Weiss, Schwarz und Rot. Die Albinoreihe führt von der Wildfarbe über mehrere Stufen zum reinweissen Kaninchen. Der Schwarzausbreitungsfaktor legt Gelb oder Schwarz fest und kann sich manchmal nicht entscheiden
Weisse Kaninchen gibt es in mehreren Varianten: Neben Weiss mit blauen Augen, auf das wir später eingehen, gibt es Weiss mit roten Augen und Weiss mit dunklen Augen. Diese beiden gehen auf eine Mutation des Farb-Gens A zurück, das die Bauanleitung für das pigmentbildende Enzym Tyrosinase enthält. Durch die Mutation zu a sind zwar Pigmentzellen vorhanden, doch das erforderliche Enzym zur Pigmentbildung fehlt: Das Kaninchen ist ein Albino, oft als RA (Rotauge) abgekürzt. Da ohne Pigmente kein anderes Farb-Gen zum Tragen kommt, wird bei Albinos die Gen-Formel als a----- angegeben. Albinos können zwar keine Farbe zeigen, bringen aber bei der Kreuzung mit einem Nicht-Albino durchaus Farbe mit ein.
Ist das Enzym Tyrosinase durch die Mutation zu an teilweise aktiv, entsteht ein russenfarbiges Kaninchen, ein weisses Tier mit roten Augen, aber mit dunklen Abzeichen an Nase, Ohren, Läufen und Blume (Schwanz). Manchmal wird für diese Färbung die englische Bezeichnung Himalayan verwendet.
Russenkaninchen kommen weiss zur Welt, die Abzeichen entwickeln sich erst nach und nach. Im Winter sind sie intensiver gefärbt, im Sommer hellen sie auf. Es handelt sich um eine Kälteschwärzung, das heisst, die Abzeichen entstehen dort, wo die Hauttemperatur unter eine bestimmte Schwelle abfällt. Dies lässt sich gut zeigen, indem man einen Fleck ins weisse Fell schert. Auf der nun kühleren Haut wachsen die Haare dunkel nach. Die Abzeichen sind je nach der genetischen Ausstattung schwarz (anBCDg), blau (anBCdg), havanna (anBcDg) oder mauve (anBcdg), wobei bei uns nur Russen bzw. Kalifornier mit schwarzen Abzeichen anerkannt sind.
Auch der Marder am ist ein Teilalbino. Ein Tier mit am und Wildfarbigkeitsfaktor G ähnelt einem Chinchilla. Erst in der nicht wildfarbigen und spalterbigen Form amanBCDg erhält man den Typenmarder. Der Blaumarder, der als Farbenschlag der Rexkaninchen gezüchtet wird, trägt in der Gen-Formel zusätzlich die Information für Blau: amanBCdg. Bei siamfarbigen Kaninchen, manchmal auch Gelbmarder genannt, ist das Marder-Gen kombiniert mit dem Gen für Gelb, ihre Gen-Formel lautet demnach amanbCDg.
Wie aus Thüringer Sallander wird
Das Chinchilla-Gen achi ist eine weitere Variante der Albinoreihe, es verwandelt bunte Felle in die jeweiligen Schwarzweiss-Versionen. Das farbbildende Enzym Tyrosinase kann in dieser Mutation das dunkle Eumelanin bilden, nicht aber das rötliche Phäomelanin. Aus der Wildfarbe wird das Chinchilla mit schwarz-weiss-gebänderten Haaren (achiBCDG). In Kombinationszüchtung entsteht eine ganze Palette spannender Farbschläge: Aus dem Lohkaninchen entsteht das Weissgrannen-Kaninchen (achiBCDgo), aus dem Thüringer wird ein Sallander (achibCDg), aus einem gelben Kaninchen entsteht ein weisses Kaninchen mit dunklen Augen (achibCDG). Wies das gelbe Ausgangstier schwarze Grannenspitzen auf, werden diese auf dem dunkeläugigen weissen Kaninchen zu einer schleierartigen Berussung: So entstand die Rasse Schwarzgrannenkaninchen. Neben dem normalen Chinchilla-Gen achi existiert eine weitere Variante, die als Dunkelchinchilla bezeichnet wird. Es ist jedoch keine Rasse in dieser Farbe anerkannt.
Der sogenannte Schwarzausbreitungsfaktor B/b bringt rötlich-gelbe Fellfarben in den Farbkreis ein. Mit AbCDG entsteht ein gelbes Kaninchen mit den charakteristischen Wildfarbigkeitsabzeichen heller Bauch, helle Augenringe, Nasen- und Kinnbackeneinfassung. In der nicht wildfarbigen Version AbCDg erhält man die beliebte Madagaskarfarbe.
Die Mutation b betrifft den «Schalter», der zwischen der Bildung von dunklem Eumelanin und rötlichem Phäomelanin hin- und herschaltet, wie das für die wildfarbigen Haare mit ihrer schwarz-rötlichen Bänderung nötig ist. Bei der Mutation zu b bleibt der Schalter sozusagen auf Phäomelanin stehen. Dennoch ist die Bildung von Eumelanin teilweise noch möglich, wie die bei gelbwildfarbigen Tieren unerwünschten dunklen Haarspitzen zeigen.
Nach Vorbild Birkenstamm
Noch deutlicher ist dies bei madagaskarfarbigen Kaninchen, die durch ihre dunkle Maske am Kopf und den russigen Schleier an Körperseiten und Bauch zeigen, dass sie teilweise Eumelanin bilden können. Die Madagaskarfarbe ist zu einem gewissen Teil auch kälteabhängig und dunkelt zudem mit steigendem Alter des Tieres nach.
Den Schwarzausbreitungsfaktor gibt es nicht nur als B und b, sondern in mehreren Mutationsvarianten. Eisengrau BE ist dominant über die Wildform B. Bei Eisengrau «klemmt» der Schalter sozusagen auf die andere Seite als bei b: Es wird fast ausschliesslich dunkles Eumelanin gebildet, das die Wildfarbigkeit G zum Teil überdeckt. Reinerbige Eisengraue BEBE sind praktisch schwarz, erst in der spalterbigen Form BeB zeigt das Kaninchen die schwärzliche Farbe mit der braunen Sprenkelung. Die attraktive Farbe wird im englischen Sprachraum als «golden Steel» bezeichnet und von «silver Steel» mit weisser Sprenkelung unterschieden. Zu dieser Variante gelangt man durch Einbringen des Chinchilla-Gens.
Der Mosaikfaktor bj führt zum Japaner AbjCDg, bei dem die beiden Pigmente in schwarze und rötliche Farbfelder aufgeteilt sind. Das Rhönkaninchen vereint Mosaikfaktor und Chinchilla-Gen; es hat die gleiche Genformel wie das Elsterkaninchen (achibjCDg), allerdings wird bei ihm auf eine feinere Musterung selektioniert, denn Vorbild ist beim Rhön die Farbe eines Birkenstamms. Der Mosaikfaktor bildet schliesslich die Grundlage für die Dreifarbenschecken.
Dieser Artikel wurde automatisch auf unsere neue Website übertragen. Es kann daher sein, dass Darstellungsfehler auftreten. Diese können Sie uns mit folgendem Formular melden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren