Verhalten
Spielregeln für die Katzenerziehung
Lange Zeit galten Katzen nicht nur als eigenwillig, sondern auch als unerziehbar.? Als intelligente Wesen können sie aber durchaus lernen. Der Mensch, der?ihnen etwas beibringen will, braucht einfach genug Geduld.
Katzen gelten als Individualisten mit einem starken Willen. Deswegen lieben wir sie. Und deswegen kommen wir immer wieder einmal an unsere Grenzen. Dann nämlich, wenn die Katze auch nach der x-ten Zurechtweisung auf den Herd springt, die Blumen umwirft oder sonst ein unerwünschtes Verhalten an den Tag legt.
Manch ein Katzenhalter wünscht sich in solchen Momenten, seine Katze «so einfach» erziehen zu können wie einen Hund oder gar ein Kind. Aber das funktioniert eben nicht. Wer seiner samtpfotigen Begleiterin einige Spielregeln vermitteln will, muss seinerseits zuerst lernen, ihr Verhalten zu verstehen und kätzische Eigenarten zu respektieren.
«Ein Hund versteht und respektiert den Menschen als seinen Rudelführer, an dem er sich auch orientiert. Aber Katzen funktionieren nicht wie Hunde, sie sind opportunistische Individualisten», sagt die Tierpsychologin Annette Ebner aus Kilchberg ZH. Die Inhaberin von «Aniwhisp» hat sich auf das Verhalten von Katzen spezialisiert. Und sie weiss: «Die Tiere überraschen uns immer wieder mit ihrem Ideenreichtum und ihrer Eigenwilligkeit. Deshalb werden Verhaltens-auffälligkeiten lange geduldet – bis sie zur Zerreissprobe für Nerven und Beziehung werden.»
Verstärken und ignorieren
Dabei lässt sich das Verhalten einer Katze durchaus verändern. Oberste Regel dabei: Verstärken, was gefällt, ignorieren, was nicht sein soll. Das klingt einfach, fällt aber vielen Menschen schwer – vor allem, wenn es nicht schnell und einfach geht. Aber: «Anschreien oder mit der Blumenspritze ansprühen, das sind einfach keine guten und wirkungsvollen Methoden», sagt Ebner. Denn: «Die Katze bringt damit den Menschen in Verbindung und versteht nicht den Sinn der Aktion. Sie wird lediglich verunsichert, was die Beziehung zu ihrem Menschen angeht.»
Verunsichert ist auch so mancher Zweibeiner, wenn er die Signale der Katze nicht oder falsch oder zu spät versteht. Der Klassiker: das sogenannte «Petting and Biting». Das meint das scheinbar plötzliche und grundlose Beissen in die Hand, die gerade noch gestreichelt hat, und trägt viel zum Ruf bei, Katzen seien unberechenbar und hinterlistig. In Wirklichkeit übersieht der Mensch oft die feinen körpersprachlichen Signale des Tieres und erfährt dann die schmerzhafte Konsequenz. «Die Katze sollte besser nur kurz gestreichelt und es sollte auf ihre Körperhaltung geachtet werden», rät die Verhaltensexpertin. Sobald der Schwanz oder auch nur die Schwanzspitze in Bewegung kommt, sollte man die Hand ruhig wegnehmen.
Schreien darf sich nicht lohnen
Zermürbend ist nicht zuletzt die nächtliche Ruhestörung. Spätestens im Frühjahr beklagen viele Katzenhalter, dass ihre Tiere sie in den frühsten Morgenstunden mit lautem Miauen und Kratzen an den Türen wachhalten, sodass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Ignorieren ist eine mögliche Lösung – nur gelingt das den wenigsten. Aber wer sich erweichen lässt, aufsteht und seinem Büsi Futter oder Zuwendung gibt, der hat verloren. Denn er bringt dem Tier auf diese Weise bei, dass es sich lohnt, lange und laut genug zu schreien.
«Katzen, die zu Unzeiten laut werden und toben oder spielen wollen, sind meist unterfordert», sagt Ebner. Deshalb tue der Halter gut daran, für diese Tiere am späten Abend noch einmal ein festes Spielritual einzuplanen und sie «müde zu spielen». Anschliessend dürfe es noch einmal eine kleine Mahlzeit oder ein Guezli geben. Mit grosser Wahrscheinlichkeit sorge die nun müde und zufriedene Katze nicht mehr oder zumindest weniger für nächtliche Unruhe. Wichtig sei aber, dass solche Spieleinheiten regelmässig angeboten würden, sonst entstehe Frustration.
Eine weitere besonders grosse Herausforderung ist die Unsauberkeit. Kann man der Katze ein solches Verhalten aberziehen? Hilft es, sie zu bestrafen, wenn sie etwa das Bett oder den Teppich als Toilette benutzt? «Wir sollten uns hüten, dem Tier zu unterstellen, es würde uns mit der Toilettenverweigerung ärgern wollen», sagt die Katzenpsychologin entschieden. Katzen lernten von der Mutter, wie und wo sie ihre Hinterlassenschaften verscharren könnten. Gibt es Probleme, sei Ursachenforschung angesagt und nicht Bestrafung.
Überhaupt hält Ebner nichts von Strafen – sogar wenn es um ein potenziell gefährliches Verhalten geht. Strafen, um eine Katze etwa davon abzuhalten, auf die heisse Herdplatte zu springen, mache keinen grossen Sinn, ist die Verhaltensfachfrau überzeugt. «Denn wenn der Mensch aus dem Haus und die Katze neugierig ist, wird sie trotzdem auf Tisch, Schrank oder eben Herdplatte springen.» Besser sei, das Tierverhalten zu beobachten und schon einen Schritt vorher einzugreifen und abzulenken. Das heisst konkret: Wer sieht, wie seine Katze springen will, sollte sie dazu bringen, sich zu setzen und sie umgehend dafür belohnen.
Auch ältere oder gar behinderte Tiere seien in der Lage zu lernen und könnten entsprechend erzogen werden, sagt Ebener. «Nur muss man sie da abholen, wo sie sind.» Tiere, bei denen Gehör oder Sehsinn nachliessen, bräuchten dabei womöglich noch mehr Geduld oder andere Hilfen als Jungtiere, um etwas verstehen und umsetzen zu können. «Hier ist der Bezugsmensch gefordert kreativ zu sein und Ideen zu entwickeln, um seiner Katze zu helfen», empfiehlt Annette Ebner: «Er kennt sein Tier am besten.»
Jede Katze reagiere anders. Während die eine am besten mit Futter motiviert werde, springe die andere besonders gerne oder löse begeistert irgendwelche Aufgaben. Diese Vorlieben könne sich der Mensch zunutze machen, wenn er Lernprogramme für sein Tier entwickelt. «Katzen zu erziehen, das erfordert viel Empathie und noch mehr Geduld», sagt Ebner und fügt an: «Aber es ist ganz bestimmt keine unlösbare Aufgabe.»
Die gröbsten Fehler
Auch wenn Katzen ihre Halter manchmal zur Weissglut treiben: Weder Anschreien noch Schlagen oder Jagen bringen das Tier dazu, etwas zu lernen. Die Katze wird sich höchstens von seinem Menschen abwenden – und dennoch tun, was sie will. Und: Wer erst Stunden später bemerkt, dass seine Katze etwas angestellt hat, sollte erst recht nie schimpfen. Das Tier bringt das Geschehene nicht mit der Standpauke in Verbindung und wird nur irritiert. Bei Unsauberkeit schliesslich ist es nicht nur völlig unsinnig, sondern auch eine Quälerei, die Katze mit der Nase in eine Pfütze zu tunken. Das sind Methoden von vorgestern.
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