Wie bringt man eine eigenwillige Katze dazu, auf Kommando auf ihren Platz auf dem Fensterbrett zu springen? Oder einen für sie erreichbaren Lichtschalter anzustupsen und einzuschalten? Keine leichte Aufgabe, denn bei lautstarken Kommandos oder körperlichem Einsatz werden die meisten Katzen auf Abwehr gehen. Um ihnen etwas beizubringen, braucht es aber unbedingt die Kooperation der Tiere. Das Samtpfötchen will motiviert werden und Spass am Üben haben. Ein Clicker ist da hilfreich.

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Was aber verbirgt sich genau dahinter? Nicht nur dieses kleine Instrument, das «klick» macht, sobald man mit dem Daumen die Metallplatte drückt. Ein Clicker ist im Prinzip viel mehr: Es handelt sich um eine Möglichkeit, ein gewünschtes Verhalten mit einem Signal zu markieren. Darum wird der Clicker auch als «Marker» bezeichnet. Mit der klickenden Metallplatte wird für Mensch und Tier hörbar, welches Verhalten erwünscht ist. Theoretisch kann der Clicker auch ein optisches Signal sein. Ein Laserpointer zum Beispiel ist bei schwerhörigen oder tauben Tieren eine gute Alternative. Am einfachsten klappt das Training aber mit dem akustischen Signal, dem klassischen Klick.

Neben einem Instrument, das also ein gewünschtes Verhalten markiert, sind Belohnungen das zweite Standbein des Clickertrainings. Sie sorgen für die positive Verstärkung und bringen den Lerneffekt. Das simple wie geniale Prinzip: Die Katze macht etwas, das ich fördern will – sofort erfolgt der Klick – dann gibt es ein Leckerchen.

Die drei Stufen zum Erfolg
1. Die Katze mit dem Clicker vertraut machen: Bevor mit speziellem Training begonnen werden kann, muss die Katze den Clicker kennenlernen. Das bedeutet: Der Mensch klickt, und das Tier bekommt eine Belohnung. Eine Leistung muss die Katze dafür jetzt noch nicht erbringen. Wichtig ist für den Trainer: Ab sofort muss auf einen Klick immer eine Belohnung folgen, damit die beiden Aktionen wie eine Einheit auf das Tier wirken.  Abgeschlossen ist diese erste Trainingsstufe dann, wenn die Katze beginnt, den Clicker anzustarren und das Geräusch herbeisehnt. Dann hat sie verinnerlicht, dass jeder Klick eine positive Folge hat.

2. Das erwünschte Verhalten belohnen: Dazu gibt es zwei Methoden. Variante A ist für den Menschen leichter umzusetzen. Er wartet einfach, bis die Katze zufällig ein gewünschtes Verhalten zeigt, sich beispielsweise hinsetzt. Dann wird geklickt und belohnt. Der Nachteil ist, dass Clicker und Belohnung permanent griffbereit sein müssen.

Bei Variante B wird das Training zielgerichtet ausgeführt. Als Übungsobjekt eignet sich beispielsweise ein Zeigestab, den die Katze mit der Nase anstupsen soll (das funktioniert meist gut, da Katzen ohnehin alles, was man ihnen vor die Schnauze hält, sofort beschnuppern wollen). Zuerst gilt es, die Katze aufmerksam zu machen und ihr den Zeigestab zu präsentieren. Wenn sie ihn berührt, reagiert ihr Trainer wie folgt: Er klickert sofort und reicht dann unverzüglich die Belohnung. So lernt die Katze schnell, dass ihr Verhalten den Klick und die Belohnung bewirkt hat. Sie wird dem Zeigestab vergnügt folgen. Mit ihm kann das Tier nach und nach an jede gewünschte Stelle geführt werden und zum Beispiel lernen, auf einen bestimmten Platz zu springen. Diese Methode ist für den Katzenbesitzer zwar aufwendiger und anstrengender als Variante A, aber wesentlich effektiver. Wenn die Übungen gut klappen, kann zusätzlich ein Kommando eingeführt werden.

3. Mit Kommando ergänzen: Jede clevere Katze wird rasch Methoden ausprobieren, wie sie möglichst oft an eine Belohung kommen kann. Sie wird also beispielsweise von allein auf einen bestimmten Platz springen und in freudiger Erwartungshaltung auf eine positive Reaktion hoffen. Jetzt ist es an der Zeit, dem Tier beizubringen, dass es das Verhalten auf ein Kommando hin zeigen soll und nur dann belohnt wird. Heisst: Der Trainer zeigt mit dem Zeigestab auf den Platz und gibt ein Kommando wie «hopp» dazu ab. Reagiert die Katze darauf korrekt, wird geklickert und belohnt. Ein paar Tage später ist es dann sogar möglich, den Zeigestab wegzulassen und die Übung ausschliesslich mit dem Kommando zu trainieren.

Damit das Clickertraining zu einem guten Erziehungsmittel wird, das der Katze ausserdem Spass macht und sie geistig fördert und fordert, braucht es einen konsequenten Trainer. Ein häufiger Fehler beim Üben ist Ungeduld. Wer Clickertraining zum ersten Mal ausprobiert, beginnt oft zu schnell mit der jeweils nächsten Trainingsstufe. Dann kommt es zur Verwirrung des Tieres, die Katze wird schnell die Mitarbeit verweigern und vielleicht auch dauerhaft auf stur schalten.

Die richtige Belohnung
Für das Training muss der Katzenbesitzer den Klick zeitlich optimal einsetzen, oft wird der falsche Clickerzeitpunkt verwendet. Folge: Hat sich die Katze beispielsweise nach dem Sprung auf ihren Platz gleich auf den Weg in eine andere Richtung gemacht und kommt der Klick zu spät, dann wird versehentlich das Verlassen des Platzes belohnt. Das Training wird scheitern.

Besonders wichtig ist es, nicht zu einer falschen Belohnung für die Katze zu greifen. Mit gezielt ausgewählten Leckerbissen klappt es zwar meistens, aber es gibt Samtpfoten, die sich nicht besonders viel aus Naschereien machen. Dafür fühlen sie sich durch lobende Worte mit hoher Stimme oder durch ein kurzes Kraulen gelobt und bestärkt. Jeder Katzenbesitzer muss individuell herausfinden, womit er seinem Liebling die grösste Freude macht.

Wenn das Clickertraining gut gelingt, ist es eine wirksame Methode, mit positiver Verstärkung auch komplizierte Übungen einzustudieren. Nebenbei bringt es vor allem für Wohnungskatzen geistige Auslastung mit sich, und es stärkt die Mensch-Tier-Beziehung.

Buchtipp:
Dayana Winkler: «Katzen-Tricks mit Clicker»
Taschenbuch
96 Seiten
Müller Rüschlikon Verlag
ISBN 978-3-275-01999-1
ca. Fr. 15.–

Psychologischer Hintergrund
Alles begann mit dem berühmten Herrn Pawlow und seinen Hunden. Immer, bevor der Forscher sie fütterte, liess er einen Glockenton erklingen. Schon kurze Zeit später stellte er fest, dass die Hunde exakt mit dem Glockenton zu speicheln begannen – in der Erwartung von Futter. Die Tiere hatten auf einen speziellen Reiz (die Glocke) eine Reaktion entwickelt. In der Psychologie nennt man das «klassische Konditionierung». Das Clickertraining basiert auf einem ähnlichen Reiz-Reaktions-Muster. Aus Sicht der Katze spielt es sich so ab: Ich tue etwas Bestimmtes (die Katze setzt einen Reiz), dafür bekomme ich etwas Gutes (der Mensch zeigt eine Reaktion). In diesem Fall wird es «operante Konditionierung» genannt, bei der im Unterschied zur klassischen Form ein spontanes Verhalten durch einen angenehmen Reiz von aussen (Belohnung) verstärkt wird.