Vom einstigen Rattenfänger spürt man heute nicht mehr viel. Doch ganz am Anfang ihrer Rassengeschichte, Ende des 19. Jahrhunderts, wurde die Britisch-Kurzhaar-Katze in Grossbritannien vor allem für ihren ausgeprägten Jagdtrieb geschätzt und zum Schutz vor Ungezieferplagen eingesetzt. Die Einkreuzung von Europäischen Kurzhaarkatzen und Persern zur Blutauffrischung nach den beiden Weltkriegen hat nicht nur äusserlich Spuren hinterlassen, sondern auch den Charakter geprägt. Entstanden ist eine ruhige, besonnene und verschmuste Katze, die sich eng an ihre Menschen anschliesst.

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Diese Eigenschaften faszinierten auch Mirjam Bosshard aus Hittnau im Zürcher Oberland. So sehr, dass sie 2017 beschloss, eine eigene Zucht dieser Rasse aufzubauen. Mittlerweile teilen neun «Briten», wie sie die Katzen liebevoll nennt, die Wohnung mit der 31-Jährigen und ihrem Partner. In ihrer Zucht mit dem Zwingernamen «Bourbon Vanilla» möchte sie sich vor allem auf die Farben creme und fawn (beige) konzentrieren. «Mich faszinieren diese sanften und hellen Töne, sie verleihen den Tieren eine unvergleichliche Eleganz. Dazu geben ihnen die Streifen der sogenannten Tabby-Zeichnung ein Stück Natur zurück.»

Selbst auf internationalen Ausstellungen konnte die junge Züchterin schon Erfolge feiern. Als Konkurrenz für die alteingesessenen Züchterinnen und Züchter sieht sie sich nicht: «Das fände ich schade. Für mich soll es ein Miteinander sein, schliesslich haben wir alle dieselbe Leidenschaft.» Und vor allem in der Aufbauphase ihrer eigenen Zucht konnte sie viel vom Wissen erfahrener Züchter profitieren.

Geprüft auf Herz und Nieren
Britisch-Kurzhaar-Katzen kommen in den verschiedensten Farben vor, am häufigsten und bekanntesten sind die blauen Tiere. Allen gemein ist das kurze, dichte, fast plüschige Fell mit viel Unterwolle, das sich beim Streicheln griffig-weich anfühlt und den Katzen etwas Bärchenhaftes verleiht. Der Körperbau soll gemäss Rassenstandard kräftig und muskulös sein, der Schwanz breit, nicht zu lang und mit runder Spitze. Die gros­sen Augen sind bernsteinfarben, grün oder blau, auch odd-eye (zwei verschiedenfarbige Augen) kommt vor. Die Ohren sind relativ klein und an der Spitze abgerundet. Mit ihrem runden Kopf und dem charakteristischen Grinsen, das bei den männlichen Tieren durch die ausgeprägten Katerbacken noch verstärkt wird, war die Britisch Kurzhaar auch Vorbild für die «Grinsekatze» in Lewis Carolls «Alice im Wunderland».

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Mirjam Bosshard plant gerne im Voraus. Durch geschickte Verpaarung versucht sie, die äusserlichen Merkmale der Jungtiere zu beeinflussen. Zur Optimierung ihrer Zuchtpläne hat sie extra ein Genetikseminar besucht. «Das Allerwichtigste ist aber die Gesundheit», betont die Züchterin. Bei der Rasse treten gehäuft eine Verdickung des Herzmuskels (Hypertrophe Kardiomyopathie) und die polyzystische Nierenerkrankung auf, bei der Flüssigkeitsansammlungen im Nierengewebe die Funktion des Organs einschränken. Die Züchterin hat alle ihre Tiere auf diese Krankheiten untersuchen lassen. Das sei zwar ein Kostenfaktor, aber: «Ich will für mich sicher sein, dass meine Tiere gesund sind, und auch die Leute sollen wissen, was sie kaufen.»

Ich plane meine Ferien nach den Terminen der Würfe.

Mirjam Bosshard
Katzenzüchterin

Nicht nur gesunde Kätzchen möchte Bosshard abgeben, auch gut sozialisiert sollen sie sein. Deswegen legt sie besonderen Wert darauf, am Anfang viel Zeit mit den Jungen zu verbringen und sie an alles Neue heranzuführen. «Meine Ferien plane ich nach den Terminen der Würfe. Dank lieber Arbeitskolleginnen ist das möglich», sagt die medizinische Praxisassistentin und lacht. Für ihren Nachwuchs wünscht sie sich im neuen Zuhause vor allem liebevolle Betreuung, Familienanschluss und einen Artgenossen.

Steckbrief Britisch-KurzhaarTyp: Mittelgross bis gross, muskulöse, stämmige Statur 
Fell: Kurz, dicht, griffig-plüschig
Farbe: Zahlreiche anerkannte Farben, einfarbig oder bicolor
Gewicht: Weibchen 4 bis 5 Kilo, Männchen 5 bis 7 Kilo
Augen: Gross und rund. Abhängig von der Fellfarbe bernsteinfarben, blau, grün 
Ursprung: Grossbritannien
Bewegungsdrang: Eher ruhig
Kontaktfreudigkeit: Mit Menschen sehr anhänglich und verschmust. – mit Tieren: Leben gerne mit anderen Katzen zusammen, auch mit anderen Tierarten verträglich
Kommunikation: Eher ruhig
Kinderfreundlichkeit: Gut geeignet, tolerant
Wohnungseignung: Geeignet, schätzt gesicherten Freigang
Pflegeaufwand: Relativ gering, Fellpflege primär im Fellwechsel nötig

Die Kleinste tanzt aus der Reihe
Um sich ein Bild vom künftigen Heim zu machen, bringt Bosshard ihre Kleinen persönlich zu den Käufern und gibt ihnen ein Starterpaket mit gewohntem Futter und Spielsachen mit. Freigang ist in ihren Augen keine Bedingung: «Der Freiheitsdrang ist bei den Briten nicht mehr so ausgeprägt wie bei anderen Rassen.» Allerdings geniessen sie es, auf einem gesicherten Balkon zu sitzen und ihre Umgebung zu beobachten. Das aktive Spiel mit ihren Besitzern sei für die Katzen jedoch genauso wichtig. Zum einen stärkt es die Beziehung zwischen Mensch und Tier, zum anderen neigen die Briten zu Übergewicht, wenn sie sich nicht genügend bewegen. Das Zusammenleben mit Kindern oder anderen Haustieren ist laut Bosshard in der Regel kein Problem. Britisch-Kurzhaar-Katzen sind sehr gelassen und gewöhnen sich gut an neue Situationen.

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Für ein Kätzchen aus ihrer Zucht verlangt Bosshard 1900 Franken. Das klinge nach viel, sagt die Züchterin, aber wenn man Kosten und Aufwand berechne, bleibe davon praktisch nichts übrig. Doch ums Geldverdienen geht es Bosshard sowieso nicht, die Zucht ist für sie eine Herzenssache. Sie deckt ihre Kätzinnen auch nicht so häufig, wie es das Reglement der Zuchtorganisation Fédération Internationale Féline (FIFe) theoretisch erlauben würde, nämlich drei Mal innert zwei Jahren. «Ich finde, das Muttertier sollte dazwischen auch Zeit haben, sich zu erholen, ein Wurf pro Jahr ist da genug.»

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Sieht man sich in Bosshards Wohnung genauer um, fällt dabei ein Kätzchen auf, welches nicht in ihr Farbkonzept passt: Felina Mia, die Kleinste von allen. Das blau-cremefarbene Fellknäuel hatte einen schweren Start ins Leben. Im November letzten Jahres kam sie als Frühgeburt zur Welt, ihre vier Geschwister überlebten trotz Not-Kaiserschnitt und stundenlangen Reanimationsversuchen nicht.

Ein herber Schlag für Mirjam Bosshard: «Es war herzzerreissend, das mitansehen zu müssen.» Auch, wie sehr das Muttertier Penelope unter dem Tod des Nachwuchses gelitten hat. «Sie hängt extrem an ihrem einzigen Jungen, lässt es fast nicht aus den Augen. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, die Kleine wegzugeben, obwohl sie eigentlich zum Verkauf vorgesehen war.» Und so müssen sich die Interessenten der «Bourbon Vanilla»-Kätzchen noch etwas gedulden, für das Jahr 2020 sind drei weitere Würfe geplant.