Laufentenzucht
Leidenschaft für Laufenten
Pia Oechslin aus Lauerz SZ züchtet seit zwanzig Jahren Laufenten – und dies so ökologisch wie möglich. Die Tiere, die gerade nicht brüten sollen, gibt sie in die Vermietung.
Es ist nur ein kurzer Aufstieg, den man von der Hauptstrasse aus zum Haus von Pia Oechslin in Lauerz SZ bewältigen muss, doch an diesem heissen Tag bringt selbst dieser einem ganz schön ins Schwitzen. Zum Glück gibt es bei Oechslin kühlenden Schatten. Ihr Naturgarten mit Blick auf den Lauerzersee beherbergt eine grosse Vielfalt an Pflanzen, Insekten und Vögeln – und eine ganze Schar Laufenten.
Mit einer solchen weissen Laufente auf dem Arm empfängt Oechslin den Besuch. Die Ente lässt sich gerne streicheln und gut zureden. Alsbald darf sie aber wieder in ihr Gehege zurück zu ihren weissen Gspänli. Nun kommen drei schwarze Erpel angewatschelt. «Schauen Sie mal, wie ihr Gefieder das Licht einfängt und grünlich schillert», sagt Oechslin begeistert. Und in der Tat: Die schwarzen Laufenten sind alles andere als einfach nur schwarz. «Seit sechs Jahren züchte ich die Farbe raus», sagt Oechslin. Ein Unterfangen, dass Geduld braucht. Denn noch immer drückten manchmal weisse Stellen im Gefieder durch, wie die Züchterin erklärt.
Vom Weibchen vor die Tür gesetzt
Einer der schwarzen Erpel möchte jetzt in sein Häuschen. «Das Weibchen, das darin brütet, wird ihn gleich wieder rausschmeissen», prophezeit die Oechslin – und so ist es auch. Bereits einige Sekunden später hat die Ente den Erpel wieder vor die Tür gesetzt. So watschelt dieser halt wieder mit seinen Kumpels durch den Garten. Umherlaufen lassen kann Oechslin ihre Enten ohne Sorge, denn bis zur Strasse hinunter gehen sie nicht.
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Seit zwanzig Jahren züchtet Pia Oechslin Laufenten. Bei der Rasse gibt es zehn anerkannte Farbenschläge, Oechslin züchtet deren vier: schwarz, weiss, wild- und forellenfarben. Jede Farbe hat im Garten ihr eigenes Gehege. Bei der Besichtigung der Behausung der forellenfarbenen Laufenten bekommt Erpel Wuschel gleich noch ein paar Streicheleinheiten. Dass Oechslin ihre Tiere liebt, spürt und sieht man.
Bei den Wildfarbenen im Stall hat ein Weibchen gerade flauschige Küken bekommen. «Die Weibchen zeigen mir jeweils, dass ihre Jungen geschlüpft sind, indem sie eine Eierschale vor das Häuschen legen», erzählt Oechslin. Und tatsächlich liegt eine solche kaputte Eierschale neben der Türe im Stroh – Spuren auf ihrer Innenseite zeugen noch davon, wie sich das Küken aus dem Ei gekämpft hat.
Vier Farben, vier Zuchtlinien
Für die wildfarbene Ente ist es bereits die zweite Brut. Ihre ersten, bereits etwas älteren Küken befinden sich in der Obhut eines schwarzen Weibchens, das ebenfalls schon etwas ältere Junge hat. Oechslin schützt den Nachwuchs gut vor Füchsen, Mardern und Katzen, von denen es in der Nachbarschaft so einige gibt.
Von jeder Farbe führt Oechslin vier verschiedene Zuchtlinien. So stellt sie sicher, dass die Tiere gesund und schön bleiben. Damit sich nur die jeweils gewünschten Paare miteinander fortpflanzen, greift die erfahrene Züchterin zu einem Trick: Diejenigen, die sich nicht paaren sollen, vermietet sie, damit sie in anderen Gärten die Schnecken vertilgen. Zur Zeit unseres Besuches waren zehn von Oechslins Laufenten in einem solchen Einsatz unterwegs.
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Unter dem Namen «Rent an Ent» vermietet Oechslin seit fast zwanzig Jahren ihre Tiere. Das Angebot ist nach wie vor sehr beliebt. Die Laufenten leben dabei für einige Wochen in den Gärten ihrer Mieterinnen und Mieter und fungieren dabei als biologische und äusserst effiziente Schneckenbekämpfer – selbst vor den Eiern der gefrässigen Weichtiere machen sie nicht Halt. Die lustige Flaschenform der Enten und ihr Gewatschel durch den Garten sorgen zudem für beste Unterhaltung. «Die meisten Leute haben riesige Freude und schauen super zu den Tieren», sagt Oechslin. Interessenten ablehnen müsse sie nur selten.
Von Lausanne bis zum Bodensee
Ihr sei es wichtig, sowohl bei der Vermietung als auch bei der Zucht möglichst umweltfreundlich zu agieren, meint Oechslin, die, wenn sie nicht gerade Enten vermietet als Naturgärtnerin und Hauswirtschaftslehrerin arbeitet. «Wenn schon ökologisch, dann richtig. Das ist der Grundgedanke, den ich weitergeben möchte.» So verwende sie zum Bau ihrer Häuschen und Ställe ausschliesslich recycelte Materialien. So ist zum Beispiel das Häuschen, aus dem der schwarze Erpel zuvor rausbugsiert wurde, ein altes Weinfass. Die Becken, die Oechslin in die Vermietung gibt, bestehen aus möglichst langlebigen Materialien.
«Ich habe Kundschaft von Lausanne bis zum Bodensee», erzählt Oechslin. «Ich fahre allerdings nicht in der Weltgeschichte herum, um ihnen die Enten zu liefern.» Vielmehr halte sie die Leute dazu an, die Entenmiete gleich noch mit einem Ausflug an den schönen Lauerzersee zu verbinden und die Tiere selber abzuholen. Dies tun die Meisten sehr gerne – denn der kleine See in der Zentralschweiz mit Blick auf den Mythen ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Mittlerweile haben sich die drei schwarz-grün-schimmernden Erpel in den Schatten eines Baumes gelegt. Sie gönnen sich eine kleine Ruhepause am Nachmittag. Bei der Hitze ist das sicher nicht die schlechteste Idee. Doch auch ihr nächster Einsatz in Zucht oder Vermietung kommt bestimmt. Bis dahin bekommen sie von Pia Oechslin sicher noch ein paar Streicheleinheiten.
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